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Alcon setzt auf den Standort Deutschland

Foto: Silke Sage

Mit einem großen Innovationsfest feierte Alcon am 19. September 2023 in Großwallstadt den Abschluss seiner Innovations-Initiative in Deutschland. Am Technologiestandort im Norden Bayerns wurden insgesamt 600 Millionen € investiert und über 600 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Auch die internationalen Gäste aus dem globalen Führungsteam zeigten sich erfreut und feierten gemeinsam mit Mitarbeitenden aus Großwallstadt, Bürgermeister, Kreisrat und Ministerpräsident. 

Bei Alcon in Großwallstadt (bei Aschaffenburg) werden jährlich mehr als eine Milliarde Kontaktlinsen produziert – mithilfe von über 1.950 Mitarbeitenden. Bereits seit knapp 60 Jahren werden an diesem Standort Kontaktlinsen gefertigt und der Blick richtet sich auch klar in die Zukunft. Mit einer großen Innovations-Offensive wurde dieser Standort in den vergangenen Jahren weiter gefestigt und ausgebaut: Auf 30.000 m² zusätzlicher Gebäudefläche wurden 600 Millionen € in 14 neue Produktionslinien investiert.

So war der Saal im neuen Gebäudekomplex des Werks in Großwallstadt gut gefüllt, als Norbert Dörr, Standortleiter von Alcon in Großwallstadt, die anwesenden Gäste begrüßte. 

Man habe hier den Fokus auf die Entwicklung und Produk­tion neuer Kontaktlinsen-Generationen gelegt, erklärte er und fügte hinzu: „Zusätzlich war auch die Kapazitäts- und Portfolioerweiterung für bestehende Produkte ein Schwerpunkt der Investition. Es freut uns ganz besonders, dass wir mit den Investitionen auch über 600 neue Arbeitsplätze schaffen konnten“.

Mission possible

Dafür seien vor allem drei Erfolgsfaktoren wichtig gewesen, sagte er vor dem Publikum. Allen voran sei es das Vertrauen durch das Headquarter in das deutsche Werk. So bedankte er sich persönlich bei den anwesenden Vertretern der globalen Führung aus der operativen Zentrale von Alcon in Fort Worth, Texas/USA. Ihr Bekenntnis an das Team und an den Standort Großwallstadt mache ihn stolz. 

Aber auch Mut sei ein wichtiges Element gewesen, aus einer scheinbaren „Mission Impossible“ einen erfolgreichen Start der neuen Produktionseinheiten hinzulegen. Zulieferer und Handwerker haben in der Zeit häufig ein „Es muss schneller gehen“ gehört, berichtete er. Die erste Maschine sei in ein noch nicht fertiggestelltes Gebäude geliefert worden und doch hat am Ende alles reibungslos funktioniert. „Das ging nur gemeinsam: In Großwallstadt war es vor allem die bereichsübergreifende exzellente Zusammenarbeit der Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung, Qualitätssicherung, Engineering und vielen weiteren.“ Ohne dieses gemeinsame Durchhaltevermögen wäre dies alles nicht möglich gewesen. Das habe es in einem solchen Umfang am Standort Großwallstadt noch nie gegeben und dafür bedankte er sich nochmals bei allen Beteiligten.

Die vergangenen fünf Jahre haben aber auch gezeigt, wie wichtig die reibungslose Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und der Industrie ist. Daher gehörten zu den weiteren geladenen Gästen der Bürgermeister von Großwallstadt Roland Eppig (Freie Wähler) und der Kreisrat Jens Marco Scherf (Bündnis 90/Die Grünen), denen ebenso sein Dank galt. 

Panelrunde mit dem Top-Management aus den USA

In einer kleinen Diskussionsrunde kamen die Vertreter aus dem Top-Management aus den USA auf die Bühne. Alcon-Mitarbeiterin Justyna Justynska-Reimann, General Manager R&D Großwallstad moderierte das Gespräch. 

Dieser Standort ist in den vergangenen Jahren durch die Investitionen stark gewachsen. Zunächst wollte sie wissen: „Was sind Ihre Gedanken, wenn Sie hierherkommen und all die Veränderungen sehen?“. Ed McGough, Senior Vice President, Head Global Manufacturing & Technical Operations ergriff das Wort. Er komme bereits seit 2012 nach Großwallstadt und habe nicht eine Sekunde an der Umsetzung gezweifelt. „Ich habe die Menschen hier getroffen und habe ihre Disziplin und ihre technische Expertise kennengelernt, und mir war klar, dass es hier zu einer reibungslosen Umsetzung der Pläne kommt. Was mich jedoch über die Maßen beeindruckt hat, war dass sie all das während der Corona-Pandemie und den nachfolgenden Auswirkungen bewerkstelligen mussten. Und zwar ohne Verzögerung und ohne Einwände,“ erklärte er. Seine Kollegin Heather Attra, Senior Vice President, Global Head Quality and Regulatory Affairs konnte dem absolut beipflichten. Sie sagte, es mache sie stolz durch den neu geschaffenen Eingang zu gehen, wissend, was die Umbauphase für alle Mitarbeiter mit sich gebracht hätte. 

Nicht nur die räumlichen Umbauten sind ein Teil der Erweiterung, auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Alcon war im Bereich Vision Care sehr aktiv und hat brandneue Kontaktlinsenfamilien (Precision1, Total30) im Tages- und Monatslinsensegment hervorgebracht. Die Frage an Franck Leveiller, Senior Vice President, Head Global R&D and Chief Scientific Officer, lautete: „Was sind Ihre persönlichen Highlights in dieser Entwicklungsphase?“. Er sagte, alles bei Alcon sei durch Innovation befeuert. Es liege in der DNA dieses Unternehmens, und am Standort Großwallstadt werde das täglich deutlich. „Wir haben über die Innovationsplattform zwei neue Kontaktlinsen-Materialien entwickelt und arbeiten an der dritten. Damit haben wir Möglichkeiten geschaffen, die in dieser Industrie nicht vergleichbar sind“, erklärte er. „In den USA sind wir bereits Markführer und ich bin sicher, in den kommenden Jahren werden wir auch weltweit damit zur Nummer eins in diesem Segment“, schloss er.

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Justyna Justynska fragte Max Wolf, Vice President & General Manager for Global Vision Care and Contact Lenses, welche der neuen Kontaktlinsen, die Alcon in den vergangenen Jahren auf den Markt gebracht hat, seine Lieblingslinse sei und warum? „Das ist keine besonders faire Frage“, sagte er und lachte, „es ist ein bisschen so, als fragten Sie, welches das Lieblingskind sei. Im Ernst: Wir haben fünf neue Produkte in zweieinhalb Jahren auf dem Markt gebracht, das hat es bisher nicht gegeben. Vier davon werden auf Produktionslinien gefertigt, die hier in Großwallstadt entwickelt wurden. Alle spielen eine wichtige Rolle im Produktportfolio und haben sich sehr gut entwickelt. Eine davon ist unvergleichlich und wird von keinem Mitbewerber in der Art angeboten. Ich bin sehr dankbar, dass dies hier möglich gemacht wurde“, freute er sich.

Die derzeitige globale Wirtschafts- und Lieferkettensituation ist aktuell bei den Unternehmen auf der Tagesordnung. „Wie wirkt es sich auf das Franchise-Unternehmen aus?“ Darauf antwortete Ed McGough. „Wir wurden oft gefragt, wie wir durch die Covid- und Post-Covid-Ära gekommen sind. Um ehrlich zu sein, haben wir einfach unsere Arbeit gemacht und hatten nicht das Gefühl, dass wir sehr gut performen. Denn wir hatten alle unsere Herausforderungen in dieser Zeit. Es gab Lieferkettenengpässe bei Rohmaterialien, Arbeitskräfte fehlten, die Transportkapazitäten waren schwierig – und dennoch hatten wir Erfolg. Dieser kam durch den Umstand, dass sich die Mitarbeiter bei Alcon allesamt am Menschen als Kunde orientieren. Er steht immer im Mittelpunkt. Außerdem verkaufen wir rund 90% der Produkte an unsere Kunden und stehen somit im direkten Kontakt.“

Eine weitere Frage in die Runde lautete: „Aus der Marktperspektive: Was sind derzeit die größten unerfüllten Bedürf­nisse auf dem Markt für Sehhilfen? Was wünschen sich die Kunden?“ Darauf gab Max Wolf eine Antwort. „Aktuell steht der Komfort immer noch weit oben auf der Wunschliste. Doch auch das Thema Presbyopie ist stets aktuell. Wir haben weltweit rund 1,5 Milliarden Menschen, auf die das zutrifft. Und nur ein sehr, sehr geringer Prozentsatz nutzt dafür Kontaktlinsen. Sicher ist Astigmatismus ebenfalls ein Dauerthema. Rund 40% von uns benötigen eine entsprechende Versorgung, doch nur etwa 20% erhielten bisher geeignete Kontaktlinsen, weil sie entweder nicht erhältlich oder nicht gut genug waren. Es gibt so viele Möglichkeiten, all diese Bedürfnisse zu versorgen. Darin sehe ich viele Perspektiven. 

Daran schloss sich die Frage an, wie die Zukunft der Kontaktlinsen aussehen könnte? Franck Leveiller sagte dazu: „Ich denke die nächste Generation von Kontaktlinsen für Presbyopie-Kunden ist die Zukunft. Wir arbeiten bereits an neuen Konzepten. Sie werden sehen, wir entwickeln neue optische Designs, die es bisher nicht gegeben hat und die die Grenze des Möglichen wieder weiter nach vorne treiben. Als zweites ist die fortschreitende Myopie zu nennen, die sich zunehmend auch über Asien hinaus stärker bemerkbar macht und für deren Versorgung entsprechende Produkte gebraucht werden. Ich spreche hier von Kontaktlinsen, die für einen Stopp des Myopieverlaufs sorgen und nicht wie bei einigen unserer Mitbewerber nur eine Verlangsamung hervorbringen. Das sind die großen Herausforderungen für die Zukunft und ich denke, dass hier in Großwallstadt die besten Voraussetzungen dafür vorhanden sind. 

Besuch des Ministerpräsidenten Markus Söder

Gruppenfoto mit Ministerpräsident Markus Söder

Als weiterer Redner war auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) anwesend, der sich ebenfalls über die Standorterweiterung und die Investition freute, die zudem auch ganz ohne staatliche Subventionen auskam. Dies sei keine Selbstverständlichkeit und so sprach er sein Lob und seinen Respekt für diese Investition und Schaffung von Arbeitsplätzen ganz im Norden Bayerns aus. „Das Unternehmen ist im gesamten Landkreis ein absolutes Vorzeigeunternehmen und sorgt mit seinen Innovationen zur Entwicklung der Kontaktlinse zum erfolgreichen Hightechprodukt, damit ist das ein Vorbild für unser Land.“ Im Anschluss ließ er sich zusammen mit dem Kreisrat und weiteren Gästen Teile der Produktion zeigen.

Wiege neuer Technologien aus Deutschland

Am Standort Großwallstadt ist sichtbar, dass der Konzern ein Technologieführer in der Kontaktlinsen-Produktion ist. Der vollintegrierte Standort beinhaltet zudem eine eigene Forschung & Entwicklungsabteilung, eine effiziente Produktion und eine Vertriebslogistik für ganz Europa. 

Gemeinsam mit dem globalen Alcon-Forschungs- und Ent­wicklungs-Team werden aktuell in Nordbayern die neusten Kontaktlinsengenerationen entwickelt und zur Produktionsreife gebracht. So gingen in den vergangenen vier Jahren sechs neue Kontaktlinsen an den Produktionsstart: die neuen Ein-Tages-Kontaktlinsen Precision1 (sphärisch) und Precision1 Toric, Dailies Total Toric sowie die Monatslinsen ­Total30, Total30 Toric und ­Total30 Multifocal. Außerdem sind weitere Produkte in der Pipeline. Die neuen Technologien werden auch zu den ­Alcon-Schwesterwerken in ­Asien und den USA transferiert.

Täglich bis zu 45.000 internationale Lieferungen 

Distributionscenter „Eurologistics“

Ebenfalls in Großwallstadt ist das europäische Zentrallager und Distributionscenter „Eurologistics“ angesiedelt. Hier werden täglich bis zu 45.000 eingegangene Aufträge in die ganze Welt versendet, Bestellungen für Europa werden innerhalb von 24 Stunden an die Kunden geliefert. Die wichtigsten Kunden sind Augenspezialisten wie Augenoptiker, Augenärzte, Augenkliniken oder Optometristen.

Ein Rückblick

Als vor fast 60 Jahren die beiden Unternehmer Herbert Schwind und Hudson Titmus in einer Dreizimmerwohnung in Aschaffenburg an weichen Kontaktlinsen zu forschen begannen, war ihnen sicher nicht bewusst, was daraus einmal werden würde: der weltweit agierende Kontaktlinsenriese, der seit mehr als einem Jahrzehnt unter dem Namen Alcon firmiert. 

Historie

  • 1964 wurde die Firma „Titmus Eurocon“ in Aschaffenburg gegründet. 
  • Im Jahre 1970 wurde die erste weiche Kontaktlinse eingeführt. CIBA VISION hat das Unternehmen 1983 übernommen. 
  • 1989 erfolgte die Standortverlegung nach Großwallstadt. Nach der Fusion von CIBA-Geigy und Sandoz im Jahre 1996 gehört die CIBA VISION GmbH zur damals neugegründeten Novartis AG. 
  • 2011 übernahm Novartis Alcon und integrierte CIBA VISION in den Alcon-Konzern. 
  • 2014 feierte man in Großwallstadt das 50-jährige Standortjubiläum, 2017 feierte Alcon den 70-jährigen Gründungsgeburtstag. 
  • Am 29. Juni 2018 kündigte Novartis an, Alcon abzuspalten und an die SIX Swiss Exchange sowie an die New York Stock Exchange zu bringen. Der Börsengang von Alcon erfolgte am 9. April 2019.

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