Forschung: Wissenschaftspreis für neue Erkenntnisse zur Fovea

Frauenauge am Laser-Ophthalmoskop
Jenny Lorén Witten, geb. Reiniger, bei der Messung am Laser-Ophthalmoskop. Bild: Volker Lannert/Uni Bonn

Stiftung Auge zeichnet Bonner Netzhaut-Forscherin aus

Jenny Lorén Witten (geb. Reiniger) von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Bonn erhielt den Wissenschaftspreis der Stiftung Auge. Sie konnte erstmals zeigen, dass das Abbild eines fixierten Objekts entgegen bisheriger Annahmen stets leicht versetzt etwas oberhalb der wenige Millimeter messenden, in der Netzhaut-Mitte gelegenen Fovea entsteht. Im Rahmen ihrer Arbeit sammelte die Bonner Forscherin zudem für den Klinikalltag relevante Erkenntnisse zur Anordnung der Fotorezeptoren auf der Netzhaut sowie zum Blickverhalten. Ihren mit 2.500 € dotierten Wissenschaftspreis verlieh die Stiftung Auge Ende September im Rahmen des Kongresses der DOG-Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft.

Auf der Fovea liegen besonders viele Fotorezeptoren, Nervenzellen, die auf die Wahrnehmung von Lichtimpulsen spezialisiert sind. „Bislang ging man davon aus, dass dort auch der bevorzugte Fixationspunkt liegt, also der Punkt, an dem das Abbild eines Objekts, das man mit den Augen fokussiert, entsteht“, erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge. Jenny Lorén Witten konnte in ihrer Arbeit in der im Emmy-Noether-Programm der DFG geförderten Arbeitsgruppe von Dr. rer. nat. Wolf Harmening zeigen, dass dieser Fixationspunkt etwas oberhalb der Netzhaut auf der Sehachse liegt.

Zudem ging die Bonner Forscherin der Frage nach, ob eine Beziehung zwischen der Anordnung der Fotorezeptoren auf der Netzhaut und dem visuellen Fokusverhalten des Menschen besteht. Dazu untersuchte sie die strukturelle Anordnung der lichtempfindlichen Zapfen. Diese ist bei jedem Menschen unterschiedlich, dennoch liegt der Fixationspunkt immer wieder bei einer bestimmten kleinen Gruppe von Zapfen. Zudem liegt dieser Punkt in beiden Partneraugen gespiegelt vor. „Das lässt darauf schließen, dass es eine Verbindung gibt zwischen der Entstehung des bevorzugten Fixationspunktes durch die Zapfenanordnung und dem Blickverhalten“, so Netzhautexperte Holz.

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Der Einsatz neuer Bildgebungsverfahren machte diese Forschung möglich. Mittels der sogenannten adaptiven Optik Scanning Laser Ophthalmoskopie (AOSLO) und In-Vivo-Bildgebung konnte die Forscherin die Lage und Dichte der Rezeptoren an verschiedenen Orten in der Netzhaut genauer bestimmen, als dies bisher bei der Untersuchung von histologischen Gewebspräparaten der Fall war. „Vor allem die Beschreibung der Rezeptoren-Lage in der Fovea-Mitte und des normalen Blickverhaltens sind dabei für den klinischen Alltag relevant“, ordnet Holz die Erkenntnisse ein, die die Stiftung Auge der DOG jüngst auszeichnete.

Studie: Reiniger JL et al. Human gaze is systematically offset from the center of cone topography. Curr Biol 2021; 31 (18): 4188-4193

Quelle: Stiftung Auge

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