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Volles Programm: Sicht.Kontakte 2023

Fotos: Hanna Diewald

Hochkarätige Fortbildung mit über 50 Vorträgen und Workshops

Dank drei Tagen vollen Programms – inklusive Fachvorträgen, Workshops und der Industrieausstellung – kamen wissbegierige Augenoptiker und Optometristen bei der diesjährigen Sicht.Kontakte wieder vollumfänglich auf ihre Kosten. Ob Kontaktlinsenanpassung, Kinderoptometrie oder optometrische Untersuchungen, das Themenspektrum umfasste die aktuellen, wissenschaftlichen sowie praxisnahen Themen, die die Branche bewegen.

Die Sicht.Kontakte findet jedes Jahr an einem anderen Ort statt. Für diesen Herbst hatten die Veranstalter vom 6. Oktober bis 8. Oktober nach Berlin eingeladen – auch wenn sich das Holiday Inn Berlin Airport Conference Center streng genommen in Brandenburg befindet und damit „nur“ in direkter Nähe zu Berlin. Der hochkarätigen Veranstaltung tat dies natürlich keinen Abbruch.

Rund 50 Programmpunkte, bestehend aus Vorträgen und Workshops, umfasste das offizielle Programmheft der Veranstalter in diesem Jahr und dabei war die ZVA-Obermeistertagung nicht einmal inbegriffen (einen Bericht über die ZVA-Obermeistertagung finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 14). Interessierte mussten sich daher oft weniger die Frage stellen, ob sie ein Vortrag interessiert, sondern vielmehr für welchen der hochaktuellen Redebeiträge oder Workshops sie sich entscheiden sollen.

Die Sicht.Kontakte werden gemeinsam von der Internationalen Vereinigung für Binokulares Sehen (IVBS), der Vereinigung deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen (VDCO) und des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) organisiert. 

Tag 1 – Kontaktlinse, Keratokonus und wichtige Beiträge der VDCO Young

Maarten Hobé, Ehrenmitglied der VDCO, moderierte das ­Programm auf der Bühne, während in den angrenzenden Räumen gleichzeitig verschiedenste Workshops stattfanden.

In dem Vortragsraum Berlin konnten interessierte Besucher unterschiedlichsten Fachvorträgen zuhören, in denen es thematisch rund um das Thema Kontaktlinsenanpassung ging. Von der stadiengerechten Therapie des Keratokonus über Freiform-Sklerallinsen oder auch interessanten Spezialthemen aus der Praxis, wie der Huckeanpassung bei Keratokonus, war sicher für jeden Kontaktlinsenanpasser etwas Spannendes dabei.

Einen wichtigen Beitrag dieses Tages lieferte auch die VDCO Young – eine Interessenvertretung der jungen Optometrie, bei der sich Studierende und Meisterauszubildende vernetzen. Gleich drei Vorträge des ersten Tages kamen aus dieser Gruppe. Vorgestellt wurden Bachelor- und Masterarbeiten zu den Themen „Treatmentzonengröße nach der Orthokeratologie-Anpassung“, „Nachhaltigkeit und Plastikverbrauch bei Kontaktlinsen“ (ein Interview zum Thema finden Sie auf Seite 34) und „Eine prospektive Umfrage zur Anwendung von Anpassleitfäden für weiche Kontaktlinsen“.

Parallel wurde es auch in den angrenzenden Seminarräumen voll, denn dort fanden die Workshops statt, in denen die Teilnehmenden in die optometrische Praxis eintauchen konnten. Dass die Veranstalter mit der Themenauswahl den Nerv vieler Besucher getroffen hatten, zeigte sich schnell. Einige Workshops waren so gut besucht, dass die Teilnehmer sich in den überfüllten Räumen sogar auf den Boden setzten. Denn zum Glück der unangemeldeten Interessierten ließen die Workshopleiter auch nicht registrierte Interessierte noch spontan rein und zeigten Improvisationstalent.

So beispielsweise auch im Workshop „Myopie – Die 10 häufigsten Missverständnisse im Myopie-Management“ von Philipp Hessler. In weiteren Beiträgen ging es um Kinderoptometrie, Netzhautuntersuchungen, computergestütztes Visualtraining und einiges mehr.

Selbst in den Pausenzeiten gab es für die Teilnehmer keine Gelegenheit zur Langeweile. Denn ganz zentral, zwischen den verschiedenen Räumen, befand sich nicht nur das Buffet, mit tollem Essen, sondern dort war auch die Industrieausstellung platziert. Wichtige Kontaktlinsen- und Glashersteller waren hier vertreten und standen motiviert für alle Interessierten und deren Fragen bereit.  

Tag 2 – Alles rund ums Myopie-Management

Für die Kontaktlinsen- und Optometrieinteressierten ging es am zweiten Tag mit hochkarätigen Vorträgen weiter. Ein Schwerpunkt lag auf dem wichtigen Thema Myopie-­Management, das aus unterschiedlichster Perspektive ­beleuchtet wurde. Vom Myopie-Management mit Kontaktlinsen über einen Vergleich klinischer Studien und verschiedenste Möglichkeiten der Myopie-Kontrolle bis hin zur Akkommodation war alles dabei.

Neben solchen „Trendthemen“ gab es jedoch auch viele Lösungsansätze für ganz andere Herausforderungen im Berufsalltag. So referierte Stefan Schwarz beispielsweise über „Augenprüfungen bei Menschen mit geistiger Behinderung“ und Esther Goeltzer über „Störungen der Okulomotorik im Senium“.

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Ein weiterer Schwerpunktblock behandelte einige Themen rund um das Thema Netzhaut. Zum Beispiel: „Periphere Netzhautveränderungen in der optometrischen Praxis“, „Farben der Netzhaut“ oder Case Reports, bevor dann am Abend noch die VDCO-Mitgliederversammlung stattfand, bei der u.a. Stephan Hirschfeld als 1. Vorsitzender der VDCO bestätigt wurde.

Tag 3 – Zwischen Führerscheineignung und optometrischem Alltag 

Am letzten Tag der Veranstaltung fand der Tag der Optometrie statt. Nach den Eröffnungsworten von ZVA-Präsident Christian Müller übergab dieser an den Moderator Maarten Hobé, der mit Dr. Stefan Bandlitz, Direktor der Höheren Fachschule für Augenoptik und Optometrie Köln (HFAK), den ersten Referenten begrüßte. In seinem Vortrag präsentierte dieser die ersten Zwischenergebnisse einer aktuellen ZVA-Studie, anhand derer Erkenntnisse über die Fahreignung von Ortho-K-Linsenträgern erwartet werden. 

Svenja Nienhaus, Dozentin an der Akademie der Augenoptik in Knechtsteden, gab einen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten von OCT-Untersuchungen und Erkenntnisse, die auch im Zuge des optometrischen Screenings Beurteilungen von Befunden vereinfachen. Anhand praxisnaher Case Reports bekam das Publikum einen Einblick in die kompetente Interpretation der häufigsten Pathologien aus dem klinischen Alltag. 

Den ersten Veranstaltungsblock beendete Josefine Dolata mit ihrer Darstellung von Einflüssen und Anwendungsmöglichkeiten unterschiedlicher Lichtfarben auf das visuelle System. Ein Schwerpunkt war unter anderem die Wirkung von Blaulicht. Die Dozentin der Ernst-Abbe-Hochschule Jena zog dabei sowohl den wissenschaftlichen Stand als auch einzelne Fallbeispiele aus der Praxis als Diskussionsgrundlage heran.

Myopie-Management und Binokularsehen 

Die visuelle Entwicklung von Kindern ist von den Bedingungen abhängig, die nach der Geburt vorliegen, und optometrische Untersuchungen besonders in den ersten sechs Lebensjahren sind wichtig, um spätere Einschränkungen zu vermeiden.

IVBS-Vorstandsmitglied Bernhard Peuckert referierte in seinem Vortrag daher über Ziele und Untersuchungsarten passend zum Kindesalter und der Entwicklung.

Volkhard Schroth gab anschließend einen Einblick in die Forschung zu einer Logik, anhand derer mit nur drei Testverfahren eine vollständige Klassifizierung von Störungen der Akkommodation und des Binokularsehens möglich ist. 

Einblicke in die internationale Praxis und das eigene Können

Dr. Daniela Oehring, Professorin an der Universität ­Plymouth, thematisierte in ihrem Vortrag alternative Behandlungsmöglichkeiten des Glaukoms. Hierbei diskutierte sie unter anderem die Neuroprotektion als ergänzende Strategie, wobei weitere Faktoren wie oxidativer Stress oder neuroinflammatorische Prozesse in die Betrachtung miteinbezogen wurden.

Expertise aus der internationalen Forschung erwartete das Publikum beim Vortrag von Dr. Annemieke Coops. Die E­xpertin für Neuro-Optometrie gab in englischer Sprache einen Überblick über den Rehabilitationsprozess des ­Ungleichgewichts im autonomen Nervensystem, das Beschwerden wie Schwindel und Lichtempfindlichkeit zur Folge hat. Infolgedessen zeigte sie Tipps und Tricks, die sich leicht in jede optometrische Praxis integrieren lassen. 

Mit dem „Tag der Optometrie-Wissensquiz“ forderte Dr. Sigrid Müller-Schotte schließlich das Publikum heraus. Anhand unterhaltsamer und herausfordernder Praxisfälle regte sie die Anwesenden dazu an, über Fragen im Bereich der ­Optometrie nachzudenken und über den Fassungsrand hinauszublicken.

So ging die diesjährige Sicht.Kontakte auf allen Ebenen erfolgreich zu Ende und die Teilnehmer dürften bereits gespannt auf das Programm und den Veranstaltungsort 2024 warten.

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