KGS: Sehdefizite bei Kindern
60% zu spät erkannt
Mit dem Schulstart beginnt für Kinder ein aufregender neuer Lebensabschnitt. Neben der Wahl der Schule und der Vorbereitung auf den Schulalltag ist es wichtig, dass die Kinder gut sehen. Dennoch besitzt fast jedes zweite Kind keinen aktuellen Sehtest. Etwa 60 Prozent aller Sehfehler werden zu spät entdeckt. Das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) klärt auf, was Eltern über die Sehgesundheit ihrer Kinder wissen sollten.
„Mit der Einschulung startet eine Phase, in der gutes Sehen entscheidend für den schulischen Erfolg ist“, betont Dr. Michaela Friedrich, Dozentin im Fachgebiet Augenoptik/Optometrie/Vision Science an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Schlecht sehenden Kindern fällt es schwer, dem Unterricht zu folgen. Sie ermüden schneller. Leistungsabfall und Motivationsverlust sind die Folge.
Regelmäßige Augenuntersuchungen sind unerlässlich
„Kinder können Sehprobleme nicht selbst erkennen. Deshalb ist es entscheidend, dass Eltern und Erziehungsberechtigte frühzeitig handeln“, so Dr. Friedrich weiter. Das ist besonders wichtig, wenn beide Elternteile kurzsichtig sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass es die Kinder auch werden, liegt bei 60 Prozent. Ist das der Fall, sollten die Augen der Kleinen jährlich untersucht werden, bei normalsichtigen SchülerInnen mindestens alle drei Jahre. Um offensichtliche Sehprobleme zu erkennen, wird das Sehvermögen auch im Rahmen der gesetzlich empfohlenen U-Untersuchungen und der Schuleingangsuntersuchung geprüft. Zur Erkennung subtilerer Sehprobleme empfiehlt das Kuratorium Gutes Sehen, vor der Einschulung die Augen von auf Kinder spezialisierten AugenärztInnen oder OptometristInnen untersuchen zu lassen.
Mit Myopie-Management gegensteuern
„Auf Myopie-Management spezialisierte AugenoptikerInnen, OptometristInnen und AugenärztInnen überwachen mit das Augenwachstum, prognostizieren die Entwicklung der Kurzsichtigkeit und empfehlen geeignete Schritte. Studien zufolge kann eine Kurzsichtigkeit so um 30 bis 60 Prozent verlangsamt werden“, weiß Dr. Friedrich.
Mehr Zeit im Freien, weniger digitale Geräte
„Ein Game-Changer ist die Änderung des Lebensstils: Längere Aufenthalte im Freien sowie die reduzierte Nutzung digitaler Endgeräte entlasten die Augen und steigern die gesamte Leistungsfähigkeit der Kinder. So kann die Entstehung von Sehstörungen verhindert und das Fortschreiten verlangsamt werden“, fügt Dr. Friedrich abschließend hinzu.
Was Eltern tun können – Tipps für gesunde Kinderaugen
- Die Augen ihrer Kinder spätestens bis zum 3. Lebensjahr von einem Augenarzt untersuchen und testen lassen, und das unabhängig von den gesetzlich vorgeschriebenen U-Untersuchungen.
- Während der Jahre in der Schule spielerisch prüfen, ob ihre Kinder entfernte Autonummern oder Wegweiser mindestens genauso gut lesen können wie sie selbst (am besten mit jedem Auge einzeln)
- Für einen ausreichenden Abstand beim Lesen und bei Naharbeiten sorgen, empfohlen: 30 bis 40 cm; nach 30 Minuten Lesen eine Pause von 10 Minuten einlegen.
- Bei den Sprösslingen auf Anzeichen für Sehprobleme achten: z. B. holpriges Lesen, Probleme beim Ballfangen, schnelles Ermüden beim Basteln und Malen.
- Zu täglichem Aufenthalt im Freien ermutigen, mindestens zwei Stunden am Tag.
- Die Zeit, die Kinder digitale Geräte nutzen dürfen, auf zwei Stunden am Tag begrenzen.
- Auch wenn das Schulkind keine Sehprobleme bekundet: alle drei Jahre zum Sehtest!