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MIDO: Die Optikwelt trifft sich in Mailand

Der Eingang der MIDO-Messehalle
Bilder: Frank Sonnenberg & Silke Sage

Die größte internationale Eyewear-Messe zeigt sich zufrieden

Die Mido 2023 setzt mit ihrer 51. Ausgabe ein starkes Zeichen und festigte mit guten Zahlen ihren Anspruch, eine der wichtigsten internationalen Branchenveranstaltungen in der Optikwelt zu sein. Das ließ sich nicht nur an der Statistik ablesen, sondern auch am Auftritt der Fashion Brands sowie an Neuerungen aus der Industrie, die die Branche in den kommenden Jahren verändern werden.

Die italienische Fachmesse Mido hat vom 4. bis 6. Februar an drei Tagen alles zusammengebracht, was für unsere Branche von Bedeutung ist: Brillenmode, Brillenglastechnologien, Kontaktlinsen, Software, Geräte & Maschinen sowie Anbieter aus der Peripherie der Optikbranche. Laut Messeveranstalter besuchten rund 35.000 Interessierte die Mido 2023. 80% von ihnen kamen aus Europa und 20% aus dem Rest der Welt. Das ist ein Anstieg von 60% gegenüber der Sommer-Ausgabe in 2022. Man hat damit natürlich längst noch nicht die alte ­Marke von 2019 mit 59.500 Besuchern erreicht – es geht aber wieder ein gutes Stück aufwärts.

Rund 1.000 Aussteller aus 140 Ländern haben auf dem weitläufigen und modernen Messegelände diesen Besuchern gezeigt, was gerade hochaktuell ist. Flankiert von Live-Meetings, Awards und einer Auszeichnung für Nachhaltigkeit, haben die Messebetreiber zu dieser Ausgabe der Mido einige Neuheiten dem Messegeschehen hinzugefügt. Neben Fashion-Glamour, mit den Auftritten so mancher VIPs und Persönlichkeiten aus der Unterhaltungswelt, demonstrierte die Messe ihre Rolle und Positionierung als wichtige Tribüne für technische Innovationen aus dem Industriebereich.

In den Gängen und Ständen der sechs Pavillons wimmelte es vor Augenoptikern, Facheinkäufern und Branchenliebhabern. So zeigte sich Giovanni Vitaloni, Präsident von Mido und ANFAO erleichtert: „Wir sind mit der Beteiligung und dem bisherigen Erfolg der Veranstaltung sehr zufrieden“, sagte er. „Um ehrlich zu sein, war ich nach diesen schwierigen Jahren nicht ganz zuversichtlich, dass die Veranstaltung wieder so gut besucht sein würde, wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Teilnehmer aus dem Ausland kommt.

Die Mido ist der Bezugspunkt für den Brillensektor und daher für uns und vor allem für die gesamte Lieferkette von ­wesentlicher Bedeutung. Wenn man heute einen der Pavillons betritt“, so Vitaloni abschließend, „ist man sofort von einer Atmosphäre großer Begeisterung umgeben, wenn man die vielen anwesenden Marken entdeckt, die einzigartige ­Atmosphäre einatmet und die Gelegenheit hat, international bekannte Persönlichkeiten zu treffen“.

Lesen Sie dazu auch unser FOCUS-Interview mir Giovanni Vitaloni im Anschluss an diesen Beitrag.

Preisverleihungen auf der Mido

Die Preisverleihungen fanden am zweiten Messetag im vollgedrängten Fashion District statt. Jedes Jahr werden auf der Mido Optikgeschäfte, der nachhaltigste Messestand und – neu in diesem Jahr – die Unternehmen ausgezeichnet, die sich am aktivsten für Nachhaltigkeit einsetzen. Die Macher der Mido 2023 organisierten daher auch den ersten CSE ­(Certified Sustainable Eyewear) Award.

Dieser von der Mido in Zusammenarbeit mit ANFAO und Certottica ins Leben gerufene Award bewertet die Nachhaltigkeit in der Brillenbranche auf internationaler Ebene. Eine Expertenjury bewertete die nominierten Produkte anhand mehrer detaillierter Kriterien zu ihren ökologischen und sozialen Auswirkungen, wobei der gesamte Lebenszyklus des Produkts berücksichtigt wurde: Recycling von Materialien, Verringerung des Verbrauchs in Produktions- und Vertriebsprozessen, optimale Nutzung der Lieferkette, Vermeidung von Abfällen, Grad der Wiederverwertbarkeit, Nutzung erneuerbarer Energien usw.

Der Bestore Design Award 2023 ging an OTTICA BUX (­Altamura) von Sabino Bux, der für einen Mix aus verschiedenen Elementen steht: Die perfekte Balance zwischen Eleganz, Luxus, Kunst und Handwerk sowie für Details, die die Welt der Brillen und der Musik miteinander verbinden.

Der Bestore Innovation Award 2023 wurde an den MEGAOPTIKA-Store (Lviv/Ukraine) von Taras Proniv verliehen, der sich durch einfallsreiches Unternehmertum auszeichnet. Er kombiniert die Behandlung von Augenkrankheiten, fortschrittliche Diagnostik und eine breite Palette von Produkten, wobei dort zusätzlich unter extrem riskanten Bedingungen aufgrund des Kriegs in der Ukraine gearbeitet wird.

Der Stand Up For Green Award für den nachhaltigsten ­Messestand ging schließlich an MARCHON ITALIA für seine Modularität, die Wiederverwendbarkeit und den minimalen Platzbedarf des Mobiliars, was sich in einer geringeren Transportbelastung niederschlägt.

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Interview mit Giovanni Vitaloni, Präsident der Mido und ANFAO

FOCUS: Was ist Ihr Gesamteindruck von der diesjährigen Ausgabe der Mido?
Vitaloni: Ich denke, die 51. Mido war eine sehr erfolgreiche Veranstaltung. Wir haben die drei schwierigen Jahre mit der letzten Mido-Ausgabe im Mai 2022 bereits überwunden und haben nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Es ist wichtig, zu unterstreichen, dass wir Besucher aus über 130 Ländern haben. Ich habe persönlich mehrere Besucher getroffen, die zum ersten Mal hier waren. Das bedeutet auch, dass sie sich bewusst für uns entschieden haben, um ihr Geschäft anzukurbeln. Ich denke, unser Team hat fantastische Arbeit geleistet, wir haben eine Veranstaltung von hoher Qualität angeboten.

FOCUS: War es einfacher, diese Mido zu organisieren als die 50. Ausgabe?
Vitaloni: Nein, sie sind alle schwer zu organisieren. Das Team arbeitet 365 Tage im Jahr, um die drei Tage der Veranstaltung vorzubereiten. Da gibt es nie eine leichte Strecke. Wenn man eine Veranstaltung organisiert, die für die Branche so wichtig ist, muss alles bis ins Detail geplant werden. Es geht nicht nur um die Aufteilung der Fläche. Wenn man über die Messe läuft, sieht man, wie schön viele Bereiche organisiert sind. Ich würde sagen, dass die Erfahrung, die die Besucher auf der Messe machen, mit keiner anderen Veranstaltung in unserer Branche vergleichbar ist.

FOCUS: Wie ist das Verhältnis der Aussteller im Vergleich zur Messe 2019, vor der Pandemie?
Vitaloni: Im Jahr 2019 hatten wir mehr als 1.300 Aussteller. Im Jahr 2022 hatten wir 670 und jetzt sind es 1.000. Das bedeutet, dass wir im Vergleich zu 2022 einen Zuwachs von fast 70% haben. Im Grunde genommen haben wir dieselbe Zahl wie 2019, abzüglich eines Teils der asiatischen Unternehmen, die nicht teilnehmen konnten, weil erst kürzlich die Grenzen geöffnet wurden. Nichtsdestotrotz haben wir eine große Anzahl von Unternehmen aus dem gesamten asiatischen Kontinent, etwa 400, darunter China, Japan, Hongkong, Taiwan, Singapur, Südkorea und Indien, und obwohl es eine kleine Lücke im Vergleich zu 2019 gibt, freuen wir uns, dass ein großer Teil dieser Hersteller wieder dabei ist.

FOCUS: Welche Rolle werden aus Ihrer Sicht Einstärkenbrillen und Hightech wie KI für die optische Industrie in Zukunft spielen?
Vitaloni: Es wurden bereits mehrere KI-Produkte auf den Markt gebracht. Einige hatten keinen großen Erfolg, aber ich glaube definitiv, dass es eine Rolle für sie gibt und dass Hightech mehr und mehr entwickelt wird. Ich denke nicht, dass es in unserem Bereich eine Revolution geben wird, die unsere Arbeit völlig verändert. Aber Hightech ist ein sehr solides Segment, das sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln wird. Ich habe gesehen, dass es auf der Messe bereits viele Beispiele für intelligente Brillen oder Projekte mit dem Metaverse gibt.

Ich würde mir wünschen, dass intelligente Brillen in der Industrie stärker genutzt werden. Brillen werden zu Displays, auf denen die notwendigen Informationen in Echtzeit in das Sichtfeld des Arbeiters projiziert werden. Die Leichtigkeit und die Anpassungsfähigkeit an das Gesicht müssen definitiv noch verbessert werden, aber angesichts der vielen möglichen Anwendungen glaube ich, dass sie ein hervorragendes Arbeitsinstrument sein können, das unsere Unternehmen in Betracht ziehen sollten.

FOCUS: Welche Vorteile hat es, dass die Mido bereits Anfang Februar stattfindet?
Vitaloni: Der Vorteil besteht darin, dass die Aussteller neue Kollektionen und Projekte zu einem frühen Zeitpunkt im Monat vorstellen können, wenn der Kaufprozess gerade erst begonnen hat und die volle Motivation vorhanden ist. Für die meisten Aussteller ist es von Vorteil, wenn sie im ersten Halbjahr einen Einfluss auf ihre wirtschaftlichen Zahlen haben. Dies ist ein guter Zeitpunkt, um zu verkaufen und zu kaufen, um die Zahlen und die Aufträge zu erhalten. Ich denke, die Unternehmen sind aus diesem Grund zufrieden. In den nächsten Jahren wird Mido immer Anfang Februar positioniert sein. Es ist wichtig, dass die Märkte das rechtzeitig wissen, damit sie in den Rhythmus kommen, ihre neuen Produkte hier zu präsentieren.

FOCUS: Ist es ein Problem, wenn die Opti nur zwei Wochen früher stattfindet?
Vitaloni: Nein, ist es nicht. Es liegt im Ermessen der Opti, das selbst zu entscheiden. Ich habe mit den Veranstaltern gesprochen und bin überzeugt, dass es kein Problem ist, wenn die Messen zwei oder drei Wochen auseinanderliegen. Ich denke, wir haben überwiegend unterschiedliche Besucherprofile, aber drei Wochen Abstand sind gut für die Unternehmen, die auf beiden Veranstaltungen ausstellen wollen.

FOCUS: Wie wurden das Thema Nachhaltigkeit und der Nachhaltigkeitspreis von den Besuchern aufgenommen?
Vitaloni: Als Verband sind wir sehr sorgfältig und auf Nachhaltigkeit bedacht. Deshalb arbeiten wir an einem Nachhaltigkeitssiegel für Produkte, an dem eine technische Arbeitsgruppe und viele Unternehmen beteiligt sind. Es wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr eingeführt werden. Dabei handelt es sich um eine freiwillige Zertifizierung, damit die Unternehmen der Branche verstehen können, was hinter jedem einzelnen Produkt steckt – wo, wie und wann es hergestellt wird. Dies ist sehr wichtig, um ein Bewusstsein für Transparenz zu schaffen.

Auf der Grundlage dieses Gütesiegels haben wir sechs Auszeichnungen für Sonnenbrillen, Brillenfassungen und Verpackungen geschaffen, für Produkte, die in Europa und dem Rest der Welt hergestellt werden. Ich denke, dass die Jury sehr gute Arbeit geleistet hat, da sie sehr genau hingeschaut hat. Wir müssen Greenwashing bekämpfen und versuchen, Preise zu vergeben und Prozesse hervorzuheben, die wirklich eine geringe Auswirkung auf die Umwelt und eine große positive Auswirkung auf den sozialen Aspekt haben. Unsere Aufgabe ist es, ein Licht auf diese Unternehmen und Produkte zu werfen, und ich denke, das ist uns mit den diesjährigen Auszeichnungen gelungen.

FOCUS: Finden Sie, dass dem Thema Nachhaltigkeit insgesamt genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde?
Vitaloni: Jeder weiß inzwischen darüber Bescheid, aber wir versuchen trotzdem, das Konzept weiter voranzutreiben, dass man bei der Nachhaltigkeit nicht oberflächlich sein darf. Man muss nachforschen und verstehen, was sich dahinter verbirgt. Wir sind Fans von Transparenz und setzen uns für diesen Weg ein. Unsere Arbeit an einem freiwilligen Label zur Zertifizierung von Produkten und deren nachhaltigem Herstellungsprozess ist ein sehr großes Projekt. Die Auszeichnungen, die wir in diesem Jahr ins Leben gerufen haben, werden mit Sicherheit in den kommenden Jahren fortgesetzt.

FOCUS: Vielen Dank für das Gespräch.

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