ZVA: Mitgliederversammlung im Zeichen der Nachwuchsgewinnung

Fachkräftemangel als zentraler Diskussionspunkt

Selten zuvor richtete sich der Fokus einer ZVA-Mitgliederversammlung so stark auf ein Thema: Gleich sechs Tagesordnungspunkte der Video-Sitzung am 12. März 2022 widmeten sich der Frage, wie der potenzielle Berufsnachwuchs noch besser angesprochen, für eine Ausbildung gewonnen und danach auch im Betrieb und im Beruf gehalten werden kann.

Der Bericht zur aktuellen Situation von ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod markiert normalerweise den Auftakt einer jeden ZVA-Mitgliederversammlung. Pandemiebedingt mussten die Delegierten jedoch auch dieses Mal wieder per Video zusammenkommen, weshalb ihnen die Berichte des Präsidenten sowie der Vorsitzenden der vier ZVA-Ausschüsse im Vorfeld der Sitzung schriftlich zugegangen waren.

Thomas Truckenbrod ging hierin auch auf das Thema ein, das zurzeit viele Augenoptikbetriebe beschäftigt: „Die Augenoptik ist bislang relativ glimpflich [durch die Pandemie] gekommen. Dennoch ist bereits jetzt sicher, dass wir [ihre] Auswirkungen zumindest in Form des zunehmenden Fachkräftemangels noch spüren werden, da die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse rückläufig ist.“

Ausbildungsabbrüche sind das Problem

Grund genug also, den Fachkräftemangel zum zentralen Diskussionspunkt der ZVA-Mitgliederversammlung zu machen und zum Auftakt allen Delegierten durch Rainer Hankiewicz noch einmal den unlängst erschienenen ZVA-Bildungsbericht präsentieren zu lassen. Der Vorsitzende des Berufsbildungs-ausschusses wies darauf hin, dass der Verband zwar analysieren und unterstützen könne, jeder Betrieb sich jedoch selbst um Auszubildende und damit den Berufsnachwuchs von morgen bemühen müsse. Vorschläge und Anregungen dazu seien im ZVA-Bildungsbericht zuhauf zu finden, so Hankiewicz. Er erklärte allerdings auch, dass im Grunde weniger die Zahl der Ausbildungsverträge das Problem sei als vielmehr die der Ausbildungsabbrüche.

Eben diesem Thema ging dann Renate-Anny Böning, Leiterin des Programms Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule (QuABB) beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, in ihrem Vortrag auf den Grund. Die Hauptursache für vorzeitige Vertragsauflösungen seien „unüberbrückbare Differenzen zwischen Azubis und Ausbildungsbetrieb“, dies zeigten zumindest die Daten der QuABB. Wichtig sei es daher ihrer Einschätzung nach, ständig mit den Auszubildenden im Gespräch zu bleiben. „Mitarbeiter-führung kostet nun mal viel Zeit“, so Böning.

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Vorstellung zweier Kampagnen

Viel Zeit hat auch der SWAV bereits in seine Nachwuchskampagne „be optician“ gesteckt. Elf Jahre, um genau zu sein. Sandra Van Heule, Projektverantwortliche seit der ersten Stunde, gab den Delegierten einen Überblick, was in dieser Zeit alles entstanden ist – von der Website über unzählige POS-Materialien für die Betriebe bis hin zu diversen Social-Media-Maßnahmen. Auch wies sie darauf hin, dass bundesweit jeder Innungsbetrieb die Möglichkeiten der „be optician“-Kampagne für die eigene Nachwuchsgewinnung nutzen kann und diese keineswegs nur Unternehmen im SWAV-Gebiet vorbehalten ist.

Und selbst in der ZVA-Imagekampagne, die im Anschluss durch den verantwortlichen Kreativdirektor Ole Puls vorgestellt wurde, erhielten Motive Einzug, die neben den Verbrauchern auch den potenziellen Berufsnachwuchs ansprechen sollen. Die Delegierten reagierten mit großer Begeisterung auf das neue Konzept der Kampagne, die voraussichtlich im Mai an den Start geht und den Innungsbetrieben unter anderem auch wieder auf der socialPALS-Plattform zur Verfügung gestellt wird.

Doch Kampagnen sind nur der eine Weg, für einen Beruf zu werben. Attraktive Fortbildungsangebote sind ein anderer. Und so stellte Dr. Andreas Berke, Leiter der Höheren Fachschule für Augenoptik Köln (HFAK), den neuen Kooperationsstudiengang mit der Technischen Hochschule Köln vor. Die Module des Bachelorstudiengangs haben die HFAK und die Hochschule gemeinsam entwickelt. Ebenfalls in der Entwicklung befindet sich auch die Berichtsheft-App, die eine Agentur gerade im Auftrag des ZVA programmiert. Die Geschäftsführerin gab den Delegierten erste Einblicke, wie die App aussehen wird, mittels derer Ausbilder und Auszubildende die Ausbildung künftig dokumentieren können.

Die üblichen Formalien und ein unüblicher Abschied

Es folgten Formalien wie die Prüfung und Abnahme der ZVA-Jahresrechnung, die Entlastung des ZVA-Vorstandes und der Geschäftsführung sowie die Abstimmung zur weiteren Abführung der PR-Umlage, bevor ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod dann Hans Hopf, dem langjährigem Geschäfts-führer des Landesinnungsverbands Bayern, das Schlusswort überließ. Dieser verabschiedete sich nach 33 Jahren beim Verband in den wohlverdienten Ruhestand. Der Abschied sollte – dies betonte Truckenbrod vorab – jedoch kein endgültiger sein, denn „es gehört sich, dass wir alle, die während der vergangenen Versammlungen per Video-Konferenz zum letzten Mal dabei waren, schon noch einmal wiedersehen“.

Das soll idealerweise zur ZVA-Obermeistertagung am zweiten Oktoberwochenende geschehen. Die einhellige Hoffnung ist, dass die Delegierten dann wieder in Präsenz zusammenkommen und auch Abschiede gebührend erfolgen können.

Quelle: ZVA

Präsident Thomas Truckenbrod hofft, dass die ZVA-Mitgliederversammlung am 12. März vorerst die letzte war, die pandemiebedingt per Videokonferenz durchgeführt werden musste. Bild: ZVA/Peter Boettcher
Präsident Thomas Truckenbrod hofft, dass die ZVA-Mitgliederversammlung am 12. März vorerst die letzte war, die pandemiebedingt per Videokonferenz durchgeführt werden musste. Bild: ZVA/Peter Boettcher

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