Die Schulsport-Brille
Was ist wichtig?
Unfälle mit Verletzungen beim Schulsport passieren schnell und häufig. Oft werden sie verursacht durch schlechtes Sehen oder der Brille selbst. Kinder und Jugendliche mit Fehlsichtigkeiten sollten dieselbe Sicherheit ermöglicht bekommen, wie jene ohne benötigte Sehhilfe. Vom Augenoptiker angepasste schulsporttaugliche Brillen sind hierfür geeignet – und fördern zudem die sportliche Leistungsfähigkeit und den ungetrübten Spaß beim Sport.1
Ob Rennen, Springen oder Klettern: All dies gehört zum Schulsportunterricht von Kindern und Jugendlichen. Die Alltagsbrille erschwert und behindert viele Bewegungen wie z.B. bei einer Rolle. Damit Kinder und Jugendliche sich geistig und physisch gut entwickeln können, ist gutes Sehen ohne Einschränkungen von oberster Bedeutung.2 Um den Einschränkungen auszuweichen oder aus Angst vor Beschädigung der Alltagsbrille verzichten sie häufig auf ihre Brille. Allerdings schränkt Sporttreiben ohne Sehhilfe die Reaktionen ein und Entfernungen werden falsch eingeschätzt, wobei sich das Verletzungsrisiko erhöht. Die klassische Alltagsbrille kann den Anforderungen vieler Sportarten nicht standhalten. Eine fachmännisch angepasste sporttaugliche Brille, die in Unfallsituationen kein zusätzliches Risiko für die Augen und das Gesicht darstellt, wird benötigt.
Die richtige Sportfassung
Die Schulsport-Brille muss im Gegensatz zur Alltagsbrille mehrere Anforderungen erfüllen. Die deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt bei der Wahl der richtigen Sportfassung, auf folgende Kriterien zu achten:
- leicht und frei von scharfen Kanten
- fester Sitz, ohne zu verrutschen
- Anpassung an individuelle Kopfform muss möglich sein
- die dem Gesicht zugewandte Seite sollte weich und gepolstert sein
- die Nasenauflage liegt auf dem Nasenrücken auf und ist an die Form anpassbar4
Von Vorteil ist es, wenn die Fassung nicht nur im Sportunterricht getragen werden kann, sondern auch alltagstauglich ist, denn außerschulische Aktivitäten bergen ebenso große Sturz- und Schlaggefahren.
Das richtige Sportbrillenglas
Das Brillenglas hat, wie die Brillenfassung, ebenso einige Anforderungen zu erfüllen. Laut DGUV sollten die Brillengläser aus nicht deformierbaren Materialien bestehen und splitter- und bruchfest sein.4 Diese Kriterien erfüllen Polycarbonat- und Trivexgläser. Beide Brillengläser bieten auch einen vollständigen UV-Schutz bis zu 400 nm. Bei Kindern und Jugendlichen ist das von besonderer Bedeutung, denn in den ersten Jahren der Kindheit nimmt das Auge am meisten UV-Strahlung auf. Die Augenlinse eines 10-jährigen Kindes transmittiert beispielsweise circa 75% der UV-Strahlung. Langfristig kann das die Augen schädigen. Erst ab 25 Jahren verringert sich die Transmission auf circa 10%, da die Absorption der Linse im Laufe des Lebens abnimmt.7
Schulsporttaugliche Brille – Anforderungen und Prüfverfahren
Seit 2021 gibt es schulsporttaugliche Brillen, die der DIN-Norm 58184 entsprechen, dank dem Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Diese Norm hilft Brillenträgern und Lehrkräften, schulsporttaugliche Brillen zu erkennen. Getestet werden die Brillen auf ihre Haltbarkeit und Temperaturbeständigkeit. Die RUB hat brillentragende Dummys mittels mehrerer Tests und Prüfverfahren auf die Belastbarkeit der Brillen und den Augen- und Gesichtsschutz getestet. Mit dem „Falltest Hockeyball“ wurde ein Ellbogenstoß simuliert, wie z.B. bei Körperkontakt in einer Zweikampfsituation. Der „Falltest Basketball“ stellte einen Ball-Treffer auf die Brille oder ins Gesicht dar. Um den Kontakt der Brille im Gesicht zu erkennen, wurde das Dummygesicht um den Augenbereich eingefärbt, sodass der Abdruck der Fassung im Gesicht sichtbar wurde. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurden sporttaugliche Fassungen entwickelt, welche das Verletzungs- und Bruchrisiko senken. Zu erkennen sind die Fassungen durch den Aufdruck „Schule+Sport“ im Brillenbügel. Im Idealfall sollte die Brille alltagstauglich sein und dem Träger gefallen. Das dürfte nicht schwierig sein, denn es gibt Sportbrillenfassungen in vielen unterschiedlichen Formen und Farben. Dabei ist das Wohlempfinden der Kinder und Jugendlichen besonders wichtig, denn das hilft ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Ausgrenzung keinen Raum zu lassen.5
Kontaktlinsen
Eine gute Alternative zur Sportbrille sind Kontaktlinsen. Praktisch sind Eintageskontaktlinsen, die nur zum Sportunterricht getragen werden. Das Kind oder der Jugendliche erhält dadurch eine hohe Freiheit beim Sport, da das Blickfeld und die Bewegung komplett uneingeschränkt sind. Einzige Voraussetzung ist, dass die Kinder und Jugendlichen eine gute Motorik zum Einsetzen der Kontaktlinsen haben und sich an die Hygienevorschriften halten. Die Pflege der Kontaktlinsen ist nicht notwendig und nach dem Sport können sie einfach entsorgt werden. Je nach individueller Fehlsichtigkeit der Kinder und Jugendlichen ist mit Kontaktlinsen auch eine tägliche Korrektion möglich. Bei hohen Fehlsichtigkeitenverschaffen Kontaktlinsen sogar besseres Sehen. Allgemein ist die Kontrolle der Kontaktlinsen sehr wichtig, um eine Sauerstoffunterversorgung der Hornhaut zu vermeiden, damit es langfristig nicht zu Schäden am Auge kommt.
Schulsportunfall – wer trägt die Kosten?
Ob und welche Versicherung für den Schaden an der Brille aufkommt, hängt vom Schadenshergang ab. Fällt das Kind in der Schule und die Brille wird beschädigt, zahlt die gesetzliche Unfallkasse den Schaden. Alle Einrichtungen der Kommunen und des Landes gehören der Unfallkasse an, daher ist der Versicherungsschutz für die Eltern kostenfrei. Bei der Unfallkasse muss eine Unfallanzeige eingereicht werden, auch wenn der Unfall keine körperliche Verletzung mit sich gebracht hat. Hier muss die Originalrechnung der neuen Brille oder eine Originalreparaturrechnung beigelegt werden und die Kosten werden den Eltern erstattet. Wenn dagegen eine dritte Person die Brille beschädigt, z.B. durch einen Ball oder Schlag, zahlt die Haftpflichtversicherung der dritten Person.6
Kinder und Jugendliche haben unterschiedliche Wahlmöglichkeiten bei der Auswahl der richtigen Sportkorrektion, wobei die eigenen Bedürfnisse (z.B. Sportart) und Fähigkeiten (Motorik, Verantwortungsbewusstsein) im Vordergrund stehen sollten. Klar ist, dass für fehlsichtige Kinder und Jugendliche die schulsporttaugliche Brille oder die Kontaktlinsen ganz selbstverständlich zur üblichen Sportausrüstung dazugehören sollten, wie es z.B. bei Sportschuhen der Fall ist.5
Quellen:
1 https://www.zva.de/news/schulsport-weniger-verletzungen-mit-der-richtigen-brille
2 https://siolsvision.com/pages/sportbrillen-fur-kinder-mit-sehstaerken
3 https://www.blickcheck.de/brillen/brillenarten/die-schulsport-brille-unverzichtbar-fuer-sicherheit-im-sport/
4 https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/4004
5 Jendrusch G., Henke T, Platen P. Schulsporttaugliche Kinderbrillen – Anforderungen und neue Testverfahren. Der Augenarzt, 55. Jahrgang, S. 139-143
6 https://www.rheinpfalz.de/wirtschaft_artikel,-kinder-brille-kaputt-wann-die-unfallkasse-zahlt-_arid,5477404.html
7 https://www.zeiss.de/vision-care/newsroom/news-overview/factsheets/uv-strahlung-warum-schutz-fuer-kinderaugen-so-wichtig-ist.html
Mareike Alber
ist ausgebildete Augenoptikerin. Ihr Streben nach Wissen und das Interesse an der Augenoptik brachten sie 2022 zum Bachelorstudium Augenoptik/optische Gerätetechnik an die technische Hochschule Brandenburg. Um Gelerntes direkt anwenden zu können, arbeitet sie bei Augenoptik Leue. Als studentische Vertreterin der VDCO-Young setzt sie sich für die Zukunft der angehenden Optometristen ein.