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Kontaktlinsen im Sport

Kontaktlinsen im Sport (Bilder: LZF/Envato)

So gelingt der Wechsel von der Brille

Ob auf dem Fußballfeld, dem Rennrad oder im Fitnessstudio – wer sportlich aktiv ist, weiß: Gute Sicht ist kein Luxus, sondern essenziell. Unser visueller Input entscheidet oft darüber, wie schnell wir reagieren, wie sicher wir uns bewegen und wie wohl wir uns beim Sport fühlen. Für Fehlsichtige stellt sich dabei schnell die Frage: Brille oder Kontaktlinsen?

Die klare Antwort aus der Praxis: Kontaktlinsen bieten im sportlichen Alltag nicht nur mehr Komfort als die Brille, sondern auch echte Leistungsvorteile – wenn sie richtig ausgewählt und angepasst werden.

Kontaktlinsen sitzen direkt auf der Hornhaut – sie „blicken“ mit. Für Sportler bedeutet das eine uneingeschränkte Rundumsicht ohne störende Brillenränder, verzerrte Blickwinkel, Reflexionen oder Beschlagen. Und auch die ständigen Sitzkorrekturen der Brille entfallen bei schnellen Bewegungen. Gerade bei den Sport­arten mit hohem Tempo, Körperkontakt und vielen Richtungswechseln wie z.B. Basketball, Handball, Squash oder Kampfsportarten bleibt der Fokus klar und die Reaktionszeit wird verkürzt.

Die Sportler fühlen sich oftmals „freier im Kopf“, da es kein Gefühl von Einschränkung und keine optische Barriere gibt.

Doch Achtung: Bei Ballsportarten wie Tennis, Squash und Padel ist der Schutz der Augen zu beachten. Aus diesem Grund wird empfohlen, eine Schutzbrille zu tragen.

Wie gelingt der Wechsel von der Brille zur Kontaktlinse?

An erster Stelle sollte der klassische Ablauf einer Kontaktlinsenanpassung stehen. Dieser fängt mit der Bedarfsanalyse und Motivation des Kunden an. Danach die Allgemein- und Augenanamnese, die u.a. Fragen nach Allergien, Medikamenten und Augenerkrankungen abklärt. Es folgen eine tagesaktuelle Refraktion, Hornhauttopografie (deren Parameter unbedingt beachtet werden sollten) und die Untersuchung des vorderen Augenabschnitts inklusive einer Tränenfilmanalyse. 

Mit den gesammelten Daten und Fakten startet die Anpassung mit dem besten Produkt für die Augengesundheit und sportlichen Anforderungen, die die Sportart mit sich bringt.

Wenn hohe Stärken im Spiel sind

Ein spannender Aspekt, der oft übersehen wird: Der Wechsel von Brille auf Kontaktlinse kann bei hohen Stärken das gesamte Seherlebnis verändern. Warum? Brillen verändern durch ihren Abstand zum Auge die Bildgröße auf der Netzhaut – ein Effekt, der bei Kontaktlinsen entfällt.

Dadurch erleben die Sportler realistischere Größenverhältnisse und eine bessere Tiefenwahrnehmung. Allerdings kann es bei der Umstellung von Brille auf Kontaktlinse zu einer Eingewöhnungszeit kommen. Diese äußert sich recht häufig in Schwierigkeiten beim Abschätzen von Abständen sowie dynamischen Bewegungen bei Ballsportarten. 

Gerade bei Kurzsichtigen mit Werten über -6,00 dpt kann es zunächst zu einer Art visueller „Überkorrektur“ kommen, die manchmal eine stufenweise Umstellung sinnvoll macht.

Die Hornhaut unter Hochleistung

Auch unsere Augen „trainieren“ beim Sport mit. Die Energiegewinnung der Hornhaut erfolgt auf zwei Arten: den aeroben Stoffwechsel mit Hilfe von Sauerstoff und den anaeroben ohne Sauerstoff. Für die Hornhaut ist ein ungestörter Stoffwechsel obligatorisch, da ihre Versorgung mit Sauerstoff und der Abtransport von Stoffwechselabfallprodukten über den Tränenfilm stattfinden.

Die Veränderung des Stoffwechsels der Hornhaut ist abhängig von der Art der Sportart. Intervallbelastungen, wie sie beim Fußball auftreten, führen in der Regel nicht zu signifikanten Veränderungen. Demgegenüber stehen Sportarten mit kurzen Leistungsspitzen, wie beispielsweise Kurzstreckenläufe, die aufgrund des hohen Glukosebedarfs zur Energiegewinnung anaerob ablaufen. Ausdauersportlern wird daher die Zufuhr von ausreichend Zucker in Form von Dextrose empfohlen.

Für die meisten Sportarten wird die Verwendung von hochwertigen Linsenmaterialien wie Silikon-Hydrogelen oder individuell angepassten Kontaktlinsen empfohlen, die einen Festsitz der Linse vermeiden. Sie ermöglichen einen deutlich verbesserten Sauerstofftransport zur oder unter die Hornhaut und tragen so zur Risikoreduzierung hypoxiebedingter Probleme bei.

Wichtig bleibt dennoch: regelmäßige Kontrolle durch den Anpasser, vor allem bei Hochleistungssportlern.

Trockene Augen

Natürlich ist das Tragen von Kontaktlinsen beim Sport nicht immer problemlos. Trockene Augen gehören zu den häufigsten Beschwerden – besonders bei langen Ausdauereinheiten, bei extremen Wetterbedingungen oder in klimatisierten Hallen. Insbesondere bei hoher Belastung sinkt die Lidschlagfrequenz – die Kontaktlinsen trocknen aus und fangen an zu reiben. Hier helfen Tränenersatzmittel mit Hyaluronsäure oder liposomale Augensprays, um den Tragekomfort zu erhalten. Manchmal ist der Einsatz von Tageslinsen eine hygienische und praktische Lösung oder von Kontaktlinsen mit sehr guten Benetzungseigenschaften. 

Die Tränenfilmanalyse, die bei der Eingangsuntersuchung durchgeführt wurde, gibt uns oft schon ein Bild von dem, was den Kontaktlinsenträger während seiner sportlichen Aktivität erwarten kann.

Ein oftmals unterschätzter Punkt ist auch der Schweiß. Läuft dieser unkontrolliert ins Auge, kann er die Augen reizen und die Kontaktlinse verschieben. Ein Stirnband oder eine gut sitzende Kappe helfen oft mehr als gedacht.

Welche Kontaktlinse für welche Sportart?

Nicht jede Linse passt zu jedem Sport. Grundsätzlich ist bei sportlicher Betätigung der Einsatz von weichen Kontaktlinsen vorzuziehen. Ihre größere Auflagefläche auf der Hornhaut gewährleistet einen verbesserten Halt, insbesondere bei raschen Kopfbewegungen. Darüber hinaus ist die Eingewöhnung in der Regel unkomplizierter und wird von Anfängern oder sporadischen Trägern als angenehmer empfunden.

Für Sportarten mit starker Sonneneinstrahlung, wie etwa Beachvolleyball, Klettern oder Skifahren, sind Kontaktlinsen mit integriertem UV-Schutz sinnvoll. Diese sollten in Kombination mit einer hochwertigen Sport-Sonnenbrille getragen werden. Für Sportler mit Hornhautverkrümmung oder Altersweitsichtigkeit stehen torische und multifokale Linsen zur Verfügung, die präzise auf die jeweilige Sehaufgabe abgestimmt werden können. Insbesondere bei multifokalen/multifokal-torischen Kontaktlinsen wird ein breites Spektrum an Auswahlmöglichkeiten bei Monatskontaktlinsen angeboten, sowohl in Bezug auf Parameter als auch in Bezug auf Design und Materialien.

Für Sportarten, die einen hohen Kontrast fordern, können Blaulichtfilter eine geeignete Lösung darstellen.

Der Spezialfall: Wassersport

Wasser und Kontaktlinsen – tatsächlich erfordert diese Kombination besondere Aufmerksamkeit. Denn Keime im Wasser, etwa in Schwimmbädern oder in natürlichen Gewässern, können zu gefährlichen Augeninfektionen führen.

Deswegen sind Tageslinsen immer, soweit möglich, die erste Wahl beim Wassersport. Um den Verlust der Kontaktlinse und um Infektionen zu vermeiden, sollte zusätzlich eine Schwimmbrille getragen werden. Kommt die Tageslinse mit Wasser und/oder Chlor in Kontakt, sollte diese nach dem Training entsorgt werden.

Hygiene: Der wichtigste Spielzug

Ob Freizeitjogger oder Leistungssportler – wer Kontaktlinsen trägt, muss die Spielregeln der Hygiene kennen. Das beginnt beim Händewaschen vor dem Einsetzen und endet bei der täglichen Reinigung der Linsen.

Tageslinsen bieten hier eine einfache und sichere Lösung, besonders für Gelegenheitssportler oder Reisende. Sie sind frisch, keimfrei und nach dem Training entsorgt. Aber auch Monatslinsen und individuelle angefertigte Tauschlinsen sind bestens geeignet, weil sie oftmals mehr Parameter und Vielfalt bieten. Die Entscheidung für ein Linsensystem sollte nicht vom Portemonnaie getroffen werden, sondern der Beratung des Anpassers folgen. Hier ist eine klare Kommunikation wichtig.

Gerade bei jungen Sportlern lohnt es sich, Zeit in die Aufklärung zu investieren: Wie setze ich die Linse richtig ein? Was mache ich, wenn sie verrutscht? Und wie genau reagiere ich bei Irritationen? Wer hier gut vorbereitet ist, bleibt im Spiel – ohne unangenehme Überraschungen.

Das Follow-up der Kontaktlinsenträger ist der Schlüssel zum Erfolg und sollte in den ersten drei Monaten engmaschig erfolgen.

Mit klarem Blick ins Ziel

Kontaktlinsen sind im Sport weit mehr als nur ein Ersatz für die Brille. Sie sind ein Werkzeug für bessere Leistung, mehr Sicherheit und ein freieres Körpergefühl. Entscheidend sind dabei die individuelle Anpassung, fachkundige Beratung und ein offenes Ohr für die Bedürfnisse wirklich jedes einzelnen Sportlers.

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