Paris-Huttropstr.

Bild: Efstathios Efthimiadis x KI

Was vom Klang und Schriftbild her heute so kosmopolitisch daherkommt wie England als Ortsname für einen beliebten Badeort an der Nordsee (Gemeinde Nordstrand, Schleswig-Holstein, für alle die mal hinwollen – es lohnt sich!) oder das niedersächsische Texas ist natürlich ein künstlich zusammengesetzter Begriff. Er beinhaltet im goldenen Herbst der Augenoptik zwei Etappen, die die Vielreiser unter uns an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden im September bereits für sich abgehakt haben.

Da wäre chronologisch betrachtet zunächst die Silmo Paris als goldene Messe in der goldenen französischen Hauptstadt. Hier spielen die Themen Fashion und Glamour die entscheidende Rolle. Wobei: Innovation dürfen wir nicht vergessen. Denn wer will heute schon nicht innovativ sein?

Der vielbeschworene French Chic ist auf der Silmo in den zwei recht weitläufigen Hallen an jeder Ecke zu spüren. Pompös vom Eingangsbereich bis zum schier überwältigenden Fassungsangebot. Wohl dem, der sich vorab schon einen Plan gemacht hat für den Besuch seiner Favoriten. Ansonsten könnte das schnell in Reizüberflutung enden. Und über allem schwebt sowieso die prunkvolle Verleihung des prestigeträchtigen Silmo d‘Or Awards, der Auszeichnung, die das Thema Innovation reichlich (siehe oben) abdeckt.

Vom Fachsimpeln mit Designer Alain Mikli über die Produktion von außergewöhnlichen Brillen, die im EK fast so viel kosten wie ein neuer Kleinwagen, geht es dann rund eine Woche später nach Essen „anne Huttropstr.“, wie der tiefste Ruhrgebietler es ausdrücken würde. Hier befindet sich die Kulisse für eine komplett anders geartete Branchenveranstaltung: die Sicht.Kontakte 2024 von VDCO, IVBS und ZVA.

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Im Herzen des Ruhrgebiets ganz unscheinbar in einer ­Location, die ich davor zum Glück schon vom erfolgreichen Houserun meiner Ehegattin in guter Erinnerung behalten hatte, findet die etablierte Weiterbildungsveranstaltung statt. An dieser Stelle nochmal Danke an einen bekannten optischen Gerätehersteller, dessen vor dem Eingang geparkter Transporter mit Logo mir im morgendlichen Tiefschlaf signalisierte: Hier bist du definitiv richtig! Denn von den Veranstaltern selbst fehlte jeglicher finale Hinweis dazu, dass an diesem Wochenende ein augenoptisches/optometrisches Branchen-Event im Ruhrturm stattfinden sollte. So funktioniert Understatement par excellence. So tickt das Ruhrgebiet.

Einmal drinnen am Ziel angekommen, dreht sich alles um Workshops zur Kinderoptometrie, Neues rund um das Trockene Auge oder die Anpassung multifokaler Kontaktlinsen. Autokeratograph und Skiaskop sind dann die Werkzeuge der Wahl. Zum Anpacken versteht sich.

Ja ja, die Instrumente für den Augenoptiker und Optometristen entwickeln sich nunmal weiter, da darf auch die kontinuierliche Fortbildung nicht fehlen. Und das ist gut so! In Zeiten der Digitalisierung sollten wir aber noch bedenken, dass es sich um einen handwerklichen Beruf handelt. Diese Meinung vertritt auch Alexandra Schmidt, Schulleiterin und Dozentin an der privaten Fachschule Optonia. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe teilt sie im Interview ab Seite 18 ihren Standpunkt mit uns. Getreu einer Definition, die das Handwerk beschreibt als eine „berufsmäßig ausgeübte Tätigkeit, die in einem durch Tradition geprägten Ausbildungsgang erlernt wird und die in einer manuellen, mit Handwerkszeug ausgeführten produzierenden oder reparierenden Arbeit besteht“, müssten die Azubis in der Augenoptik durch entsprechende Lehrinhalte damit auch bitte tatsächlich noch konfrontiert werden. Im praktischen Teil der Ausbildung.

Zu guter Letzt: Der Schlenker nach Paris und Essen war nur ein Vorgeschmack auf die beiden erwähnten hochkarätigen Branchenveranstaltungen – jede auf ihre Art eben. Deutlich ausführlicher behandeln wir die Silmo Paris und die Sicht.Kontakte in der nächsten FOCUS-­Ausgabe. Versprochen.

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