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Rodenstocks Vision

Dr. Dietmar Uttenweiler (Leiter Forschung und Entwicklung) und CEO Marcus Desimoni von Rodenstock. Alle Bilder: Silke Sage
Dr. Dietmar Uttenweiler (Leiter Forschung und Entwicklung) und CEO Marcus Desimoni von Rodenstock. Alle Bilder: Silke Sage

Vorstellung der Unternehmensziele

Anfang März lud das Münchner Unternehmen zu einem Presse-Gespräch in seine Firmenzentrale ein. Anlass war die Vorstellung des neuen CEO Marcus Desimoni und die geplante Ausrichtung des Unternehmens. Desimoni war bereits Anfang Februar an die Stelle von Anders Hedegaard vorgerückt, der von seiner Position zurückgetreten war, dem Unternehmen jedoch weiterhin im Beirat verbunden bleibt. Im weiteren Verlauf stellte Dr. Dietmar Uttenweiler, Rodenstocks Leiter von Forschung und Entwicklung, den aktuellen Stand der Produktentwicklung vor.

Marcus Desimoni gab zunächst einen aktuellen Überblick zur Unternehmensstrategie und -Entwicklung von Rodenstock. Der Münchner Brillenglashersteller ist mittlerweile seit zwei Jahren Teil von Apax Partners. Seit 2003 ist das ehemalige Familienunternehmen mehrfach durch verschiedene Investorenhände gegangen. Von 2010 bis 2016 und teils auch davor hatte sich das Unternehmen wenig weiterentwickelt, bezüglich Marktexpansionen, Innovationen und Umsatzwachstum. Lediglich „Ausflüge“ im Fassungsgeschäft wurden zwischenzeitlich gemacht, die sich finanziell nicht gerechnet hatten.

So kam der Paukenschlag im vergangenen Jahr, als ­Rodenstock bekannt gab, sich von seiner Brillenmodesparte gänzlich zu trennen und diese an den italienischen Fassungshersteller

De Rigo zu veräußern. Als Gründe gab Desimoni den geringen Marktanteil von gerade mal 8% mit 40 € Mio. des Gesamt-Umsatzes und die geringen Wachstumsaussichten in dieser Sparte für das Münchner Unternehmen an. Zuletzt gehörten die Fassungsmarke Rodenstock als auch die Lizenz für Porsche Design dazu. Gleichzeitig habe dieser „Klotz am Bein“ aber erhebliche Mittel gebunden, sagt Marcus Desimoni im Pressegespräch. 

An der Position bei Rodenstock habe es Marcus Desimoni gereizt, es als nichtbörsennotiertes Unternehmen mittlerer Größe und mit seinem interessanten Angebot im Produktportfolio weiter nach vorne zu bringen. Zunächst als CFO und nun auch als CEO. Er sieht es als Wachstumsmarkt, da die Produkte nicht nur Menschen ansprechen, sondern auch helfen. Die Bevölkerung werde immer älter und auch das Thema Myopie nehme eine größere Relevanz ein. 

Neue Fokussierung

Rodenstock möchte unter der Führung von Marcus ­Desimoni sein Profil nun schärfen und seinen Schwerpunkt klar und deutlich mehr in den Medizinbereich verlagern. Dazu hat sich das Unternehmen auf Mission- und Vision-Statements festgelegt. Insbesondere die Kernkompetenzen des 146-jährigen Unternehmens rücken dabei in den Vordergrund: Es geht um das Brillenglas, das Auge und das bessere Sehen. Hier will sich Rodenstock ganz klar für die Zukunft positionieren, Brillenfassungen und Fashion passen nicht mehr zum Unternehmen. 

2018 konnte mit BIG Vision ein großer Marktzugang generiert werden, erläutert Dr. Dietmar Uttenweiler. Neue Kunden wurden hinzugewonnen, und auch Bestandskunden blieben erhalten. Unter dem „Big Vision for all“-Schirm sollen weitere Produktinnovationen stattfinden. Zu erwarten ist hier vermehrt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), dem Buzz-Thema überhaupt. Bis vor Kurzem hatte ­Rodenstock damit ein Alleinstellungsmerkmal, doch mittlerweile drängt die Konkurrenz mit ähnlicher Technologie nach.

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Durch den Einsatz von KI werden die individuellen Werte und Dimensionen des Auges erfasst und in ein biometrisches Augenmodell übertragen. Es splittet sich auf in BIG Exact (gemessen) und BIG Norm (mittels KI berechnet). ­Diese Daten fließen in die Glasherstellung ein. Rund 2.000 Geräte zur exakten Vermessung der Daten sind derzeit in Deutschland im Einsatz. 

Zukünftig wird auch eine smarte Vernetzung der Rodenstock-Geräte mit der Branchensoftware des Augenoptikers dazugehören. Dieses Servicetool CNXT hat darüber hinaus auch die Möglichkeit, durch den gesamten Verkaufsprozess zu führen und auch die Verlaufskontrolle bei Kindern mit Myopie zu dokumentieren und den Prozess zu managen. Der Einsatz zukunftsweisender Technologie soll nur der Anfang sein. Geplant sind Innovationen, die weiter den Weg in Richtung Medizintechnik markieren. 

Blick über den europäischen Tellerrand

Das Unternehmen hat in Deutschland (sowieso) und im benachbarten Ausland einen guten Namen mit einem hohen Bekanntheitsgrad. Darüber hinaus jedoch ist die Marke ­Rodenstock eher unbekannt. 

Die freigekommenen Ressourcen durch den Verkauf der Fassungssparte hat man inzwischen verwendet, um das alteingesessene spanische Unternehmen Indo zu erwerben. Hier verspricht man sich weitere Marktanteile in Europa bis hin zum Lateinamerikanischen Markt. Spanien als drittgrößter Markt in Europa ist sehr interessant für Rodenstock. Zudem verfügt Indo über eine Fertigung in Marokko, die dem Fertigungsnetzwerk hinzugefügt werden kann.

Auch die USA sind für Rodenstock durchaus ein interessanter Markt, der jedoch mit Bedacht angegangen werden soll. Zu unterschiedlich ist er im Vergleich zu beispielsweise Deutschland. Hier soll vor allem über Key Opinion Leader der Bekanntheitsgrad erhöht werden. Quasi „eher mit der Pinzette als mit der Gießkanne“, erklärte Desimoni, und zunächst in den Metropolen mit eher hoher Kaufkraft. „Value statt Volume.“

Das Unternehmen gab zudem am gleichen Tag auch seine Nachfolge für die CFO-Position bekannt. Dr. Mani Herold vervollständigt das Executive  Management Team, er nahm die neue Position zum 1. April 2023 ein.

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