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Blaulichtszene: Die Gaming-Brille

Bild: Zoa-Arts/stock.adobe.com

Gaming-Brillengläser – Nutzen oder Last?

Die Gaming-Branche boomt und ist mittlerweile milliardenschwer. Der Markt für Zubehör und Gadgets besteht mittlerweile auch aus speziellen Gaming-Brillen. Auch deren Markt wächst. Können Augen­optiker auf diesen Umsatzzug aufspringen und beispielwese PC-Brillen auch im Gamer-Bereich anbieten? Schließlich ist eines der obligatorischen Features der Gaming-Brillen ein Blaulichtfilter oder eine entsprechende Entspiegelung, die den Blaulichtanteil der Spielumgebung herausfiltert.

„Nicht die eigene Zielgruppe“, „zu speziell“, „mache ich selbst nicht“, „kein Interesse“, „macht nur Arbeit“, „dazu gibt es keine Unterstützung durch meine Lieferanten“ – mit solchen Argumenten bleibt manches Marktsegment leider oft unbearbeitet. Sei es die Kinderbrille, die Sportbrille, Spezialkontaktlinsen oder die Brille für den Bildschirmarbeitsplatz. 

Manchmal muss ein Produkt einfach mal aus einem anderen Blickwinkel und in einem neuen Zusammenhang betrachtet werden. So ist es mit der PC-Brille. Hört sich öde an, doch im Grunde steckt in diesem Produkt die Basis für einen lupenreinen Gaming-Star. 

Doch in der Regel wird die PC-Brille so nicht verkauft. Was bekannt ist: Zu langes Sitzen vor dem PC, dem Tablet oder dem Smartphone verursacht Probleme. 

Als Fachleute für gutes Sehen haben Augenoptiker in erster Linie auch genau diese Probleme auf dem (Achtung: Wortwitz) Schirm. Die kommen bei übermäßigem Spielen leider zwangsläufig. Blickbewegungen des Spielenden sind dabei auf die Größe des jeweiligen Monitors und auf eine bestimmte Sehentfernung über Stunden beschränkt. Vergleichbar ist dies mit einem 8-Stunden-Bürotag an einem PC-Arbeitsplatz. 

Verbunden mit dem auftretenden sogenannten Office-Eye-Syndrom sind häufig Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, trockene Augen, Müdigkeit und Augenbeschwerden an der Tagesordnung. Ursachen dafür sind Blendungen auf dem Bildschirm, die schlechten Lichtverhältnisse im Raum und eine weniger optimale Körperhaltung. Nicht zu vergessen die falschen Abstände zum Bildschirm oder ungünstige Betrachtungswinkel. Manchmal gibt es da zudem noch ein unkorrigiertes aber noch nicht erkanntes Sehproblem.

Marktpotenzial – auch beim Augenoptiker

Was sagt die Statistik? Laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom zockt jeder zweite Mensch in Deutschland im Jahr 2021 zumindest gelegentlich Videospiele. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es 81%. Bei den 30- bis 49-Jährigen waren es 67% und bei Menschen zwischen 50 und 64 Jahren waren es immerhin noch 40%.
Gering ist dagegen noch der Anteil der Menschen ab 65 Jahren. Hier sind es 18 %, die virtuelle Welten zum Spielen betreten.

Laut Statista, einem weiteren Anbieter für Markt- und Konsumentendaten, ist das Durchschnittsalter der Gamer mittlerweile auf fast 38 Jahre angestiegen. Im Jahr 2014 waren die Spieler im Durchschnitt noch 31 Jahre alt. 

Eine etwas kleingliedrigere Einteilung der Gamer bietet die Erhebung von Statista aus dem Jahr 2022: 11% aller Gamer in Deutschland sind 60 bis 69 Jahre alt. Rund 7% der Computerspieler sind 6 bis 9 Jahre alt. Auf die 10- bis 19-Jährigen entfallen 16%, 14% sind 20 bis 29 Jahre alt und 18% der Gamer sind zwischen 30 und 39 Jahre alt. Die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen stellt 15% der Computerspieler, 18% entfallen auf die 50- bis 59-Jährigen. 

Die Branche könnte sich gewappnet mit den genannten Zahlen ein Stück vom Kuchen holen. Eine Augenoptikkette, die auch als Online-Brillen-Vermarkter aktiv ist, hat dieses Marktsegment bereits für sich entdeckt.

Aus der PC-Brille wird die Gaming-Brille beim Augenoptiker 

Geht es nach den Mitgliedern der Gaming-Szene, die natürlich eine noch bessere Spielperformance abliefern wollen, gehört speziellen Gaming-Brillen die Zukunft. Besonders aus dem eSports-Bereich oder anderen professionellen Gamerszenen sind sie nicht mehr wegzudenken. Aber auch Hobby-Gamer und andere Computernutzer greifen gerne zur Gamer-Brille. Als Sehspezialist ist man allerdings nicht erste Adresse der Zocker. 

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Dabei kann eine PC-Brille vom Augenoptiker mit speziellen entspiegelten und (leicht gelblich bis bräunlich) getönten Bildschirmgläsern ein kontrastreiches wie detailreiches Monitorbild liefern, auch bei actionreichen Spielszenen. Durch spezielle Filter wird außerdem Blaulicht vom Auge ferngehalten. Das Ganze sogar mit Korrektur. Für eine bessere Gaming-Performance.

Ein Argument, sich dieses Segment durchaus einmal anzusehen, liefert auch die Statistik mit den steigendenden Zahlen älterer Gamer. Die Frage nach Aktivitäten rund ums Gaming gehört also unbedingt in jeden Anamnese-Fragebogen. Und ein passendes Angebot zusammen mit einer stylischen bzw. sportiven Fassung, die mit Kopfhörern und speziellen Brillengläsern harmoniert, ist beim Fachmann schnell umgesetzt. Spielen Sie doch einfach mal ein bisschen herum. 

Wer bietet aktuell Brillengläser für Gamer an?

Oakley (EssilorLuxottica) sieht Potenzial in dieser Kategorie für den Augenoptik-Fachhandel; gerade bei Lösungen für korrektionsbedürftige Konsumenten. Ähnlich wie beim traditionellen Sport würden Gamer Wert auf eine individuell anpassbare, qualitativ hochwertige Ausrüstung legen. Eine authentische Ansprache der Zielgruppe gelinge mit der bekannten Marke und ihrer Expertise in der Sport-Performance, wozu auch die Welt des E-Sports gehöre. EssilorLuxottica hat spezielle Produkte im Bereich Gaming-Brillen, wie z.B. Prizm Gaming Brillengläser sowie eigens für das Gaming designte Fassungen. 

Geht es nach der MPG GmbH, wird die Bildschirmbrille in Zukunft aufgrund der ständig wachsenden digitalen Welt so selbstverständlich sein, wie ein Fahrradhelm im Straßenverkehr. Augenoptiker könnten die Zielgruppe der Hobby- und professionellen Gamer in ihre Verkaufsstrategie integrieren. Die Red Bull SPECT Gamechanger Kollektion sei das Einstiegsprodukt im Produktportfolio. Gemeinsam mit Red Bull-Athleten aus dem E-Sport-Sektor habe man innovative Blaulichtfiltertechnologien getestet und so Gaming-Brillen entwickelt, die die Kontraste erhöhen und nachts die Schlafqualität optimiere. Dies sei ein Faktor, der laut Sportwissenschaftlern für Spitzenleistungen besonders relevant und gerade im Gaming der ausschlaggebende Faktor für eine schnelle Reaktionszeit sowie langfristige Topleistungen sei. 

Laut DAO AG ist die Gaming-Community eine große Zielgruppe und biete ein enormes Marktpotenzial, mit Differenzierung vom Wettbewerb, sowie Zusatzverkäufe und stärkere Kundenbindung. Augenoptiker müssten nur die spezifischen Vorteile für die Gaming-Zielgruppe herausstellen: gesundheitlicher Nutzen beim Thema Blaulichtschutz oder die visuelle Wahrnehmung und das verbesserte Spiel­erlebnis. Mit UV420+ habe die DAO eine Brillenglasserie im Programm, die neben UV-Licht auch effektiv die Menge an energiereichem blauem Licht (bis 420 nm) reduziere und den visuellen Kontrast erhöhe. Hinzu komme die Hyperentspiegelung noflex mit einer neutralen Restreflexfarbe. Brillengläser werden für das Gegenüber nahezu unsichtbar: als echter Mehrwert in der digitalen Gamerwelt, wo Videochats zum Alltag zählen. 

Für Shamir sind Gaming-Brillen eine sehr spezielle Nische für Augenoptiker. Über Cross-Selling durch andere Familienmitglieder können die Hobby- und professionellen Gamer ins Marketing eingebaut werden. Sie sind eher potenzielle Kunden für die Zukunft, die man aufbauen könne, da sie mit zunehmendem Alter auch eine Brille brauchen werden. Das Unternehmen bietet ein spezielles Gaming-Glas an: Shamir Millennium. Es wurde speziell für Onlinespieler und Gamer entwickelt. Es sei für intensive Sehaufgaben geeignet, die langes Fokussieren, schnelle Fokuswechsel und scharfes Detailsehen auf digitalen Bildschirmen erfordern. Die leichte Zunahme der Pluswirkung im unteren Teil des Glases sorge dafür, dass die Akkommodationsanstrengungen der Augen unterstützt werden, während die natürliche klare Sicht den ganzen Tag über erhalten bleibe. 

Laut Hoya Deutschland spielen Gaming-Brillen eine immer wichtigere Rolle im Profi-Bereich. Die Marktchancen seien hoch, da auch Kunden ohne Sehstärke mit einer speziellen Brille ihre Gaming-Performance verbessern können. Augenoptiker haben die Chance, Kunden zu erreichen, die im Normalfall eventuell keine Kunden wären. Besonders die Themen Sehkomfort und Performance können im Marketing in den Vordergrund gestellt werden. Ein spezielles Produkt für das Gaming: das Digital-Brillenglas Hoya SYNC III zusammen mit der speziellen Beschichtung Hi-Vision LongLife BlueControl für eine Blaulicht-Reduzierung. Es diene zur Vorbeugung oder Entlastung des digitalen Sehstresses und sei eine ideale Lösung für Kunden im Alter von 13 bis 45 Jahren, die mehrere Stunden pro Tag vor digitalen Bildschirmen verbringen. Unterstützung gebe es u.a. mit Sync III-Schulungen für Augenoptiker, um diese zusätzlich für dieses Thema zu begeistern.

Rupp + Hubrach hat kein spezielles Angebot im Gaming-Bereich. Über Bildschirmarbeitsplatzbrillen können Lösungen für Gaming-Anforderungen abgedeckt werden. Wie z.B. Blaulichtabschwächung, Schärfe über breite Sehbereiche hinweg oder besondere Nahzusatzoptionen. EyeScreen BlueCut Brillengläser z.B. reduzieren das hochenergetische blauviolette Licht und sorgten für angenehme Lichtverhältnisse. Die speziellen Glasdesigns seien optimiert für den Alltag mit digitalen Medien wie Smartphone, Tablet oder PC. Abseits der Blaulichtabschwächung hat R+H bei Premium-Einstärken- und -Gleitsichtgläsern Angebote mit großen Sehbereichen und Nahunterstützungsoptionen. Das Thema „Gaming“ biete neues Potenzial, das Thema „Mehrbrille“ in der Beratung bewusst anzusprechen. Es beinhalte auch die Chance zur Neukundengewinnung gerade junger Leute. 

Ein spezielles Brillenglas für Gamer bietet Novacel. Der Name ist hier Programm: FragLens. Als Frag bezeichne man das Eliminieren eines Gegners in einem Shooter-Spiel. Bei dem Wortspiel geht es natürlich um die Beseitigung von Abbildungsfehlern und des schlechten blauen Lichts. Das spezielle „Gamer-Design“ wurde für alle Spieldistanzen entworfen. Visuelle Müdigkeitserscheinungen vor dem Bildschirm sollen so gemindert werden und dem Träger ein langes und entspanntes Spielvergnügen ermöglichen. Bestandteil ist ein BlueShock Clear UV genannter Filter, der 100% des schlechten blauen Lichts (415 nm) filtere und 100% des unabdingbaren Blaus (465 nm) durchlasse. Die Antireflexbeschichtung auf der Innenseite des Glases verhindere die direkte Reflexion auf das Auge. Zwei lieferbare Tönungen sind für unterschiedliche Spielsituationen entwickelt worden. 

Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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