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Trendforum: Sei ansteckend!

Fotos: Detlev Schilke/Spectaris

Spectaris-Trendforum 2023/24

Wie heißt es so schön? „Wer das tut, was er liebt, der muss nie wieder arbeiten!“ Was ganz einfach klingt, ist erstaunlich schwer umzusetzen. Nur wenige Menschen wissen, wofür sie im Herzen brennen und bei welcher Sache sie mit absolutem Feuereifer dabei sind. Und selbst wenn, sind sicher nicht alle Tage leicht. Nicht jeder Schritt ist einfach und gewiss denkt man das eine oder andere Mal ans Aufgeben – und trotzdem ist es absolut keine Option, das Handtuch zu werfen. Wie genau solche Menschen aussehen, die nicht nur wissen, was sie im Leben wollen, sondern auch genau dafür leidenschaftlich kämpfen, konnten die Besucher des Spectaris-Trendforums 2023/24 hautnah miterleben.

Es war der erste Montag im November und wie in jedem Jahr fand das Trendforum in der Berliner Classic Remise statt. Nachdem bereits der Vorabend in einer versteckten Location namens Klunkerkranich ein toller Abend, ein ausgelassenes Miteinander und genau so ein Get-together war, wie man es sich erhofft, starteten die Besucher des Trendforums voller Euphorie in den Tag.

Wie immer begrüßte RTL-Moderator Wolfram Kons das Publikum und eröffnete gemeinsam mit Mirjam Rösch, Vorsitzende Consumer Optics beim Industrieverband Spectaris, das diesjährige Branchenevent. Direkt im Anschluss ist immer ein außergewöhnlicher Vortrag einer bedeutenden Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft oder des öffentlichen Lebens platziert. In diesem Jahr war es Stefan Aust, als Herausgeber der „Welt“ einer der bekanntesten Journalisten Deutschlands, der seine Gedanken zur Lage der Welt preisgab und half,

die aktuellen Geschehnisse besser einordnen zu können. Themen gibt es viele, egal ob Krieg oder Krise – Stefan Aust hat schon viel erlebt und schon immer seine eigenen, manchmal auch heiß diskutierten Schlüsse aus der aktuellen Situation gezogen. Er ist es gewohnt der Gesellschaft zu erklären, wie die Welt funktioniert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und ohne mit der Wimper zu zucken. Es zeugt von scharfem Verstand, einer gesicherten Grundhaltung zum Leben und beispiellosem Rückgrat, um in dieser Position so erfolgreich zu sein. All das wurde in seinem Vortrag mehr als deutlich und zeigte den Besuchern des Trendforums, wie gelebte Leidenschaft aussehen kann.

Branchen-Themen im Fokus

Im Anschluss an diesen außergewöhnlichen Vortrag ergriffen Stephan Schenk, Geschäftsführer der Euronet Software AG, und Bastian Schnuchel, Geschäftsführer der to.eyes GmbH, das Wort, um sich mit allerlei Zahlen und Fakten dem Mehrverkauf von Brillen zu widmen. Zweifellos ein wichtiges Thema für jeden Augenoptiker, der sich jedes Jahr aufs Neue anschauen muss, dass seine Stückzahlen zurückgehen, während er hart daran arbeitet, durch Umsatzsteigerungen diese Verluste wieder wettzumachen. Für ihren Vortrag haben Schenk und Schnuchel Unmengen an Daten zusammengefasst und ausgewertet, um feststellen zu können, wie viele Mehrverkäufe getätigt werden, welche Rabatte geboten werden, wie die Kaufbereitschaft ist und in welchem Zeitraum die notwendigen Marketingmaßnahmen einzuleiten sind. Auch wenn das Thema von beiden Rednern gleichermaßen als trocken und möglicherweise langweilig abgetan wurde, so empfand es das Publikum sicherlich als absolut sinnige Bereicherung und wertvolle Informationsquelle für den eigenen Arbeitsalltag. Das Thema war so umfassend ausgestaltet, dass an diesem Vormittag sogar zwei Vorträge notwendig waren, um es ausreichend zu beleuchten. 

Zwischen den Vortragsblöcken erklärte Laura Hanenberg vom Spectaris-Kontaktlinsenkreis, warum Kontaktlinsenkunden so wertvoll für ein Augenoptikgeschäft sind. Sie erklärte, dass Kontaktlinsen viel zu oft stiefmütterlich behandelt würden, dabei bieten sie so viele Möglichkeiten der Kundenbindung und Umsatzsteigerung. Die Kunden wären begeistert, wenn sie aktiv darauf angesprochen und bedarfsgerecht beraten und versorgt würden. Hier sieht Hanenberg noch deutliches Steigerungspotenzial und gab gleichzeitig Tipps, wie genau dieses Potenzial ausgeschöpft werden kann. So könnten Kontaktlinsen zum selbstverständlichen Begleiter im Alltag werden und als Alternative oder Ergänzung zur Brille getragen werden.

Auch das Kuratorium Gutes Sehen e.V. setzt sich mit seiner Arbeit für die Aufklärung von Verbrauchern ein und erklärt augenoptische Themen einfach und massenkompatibel. Christoph Hinnenberg, Vorsitzender des KGS, stellte den neuen Imagefilm für die Augenoptik vor, der erklärt, wie wichtig gutes Sehen im Alltag ist und warum ein jährlicher Sehtest der persönliche Standard jedes Einzelnen sein sollte.

Wie ticken Bewerber und Mitarbeiter von heute?

Der Arbeitsmarkt ist im Wandel – und damit kommen wir zu einem weiteren Schwerpunktthema der Augenoptik. Sicher, wir hören aus allen Branchen, dass der Fachkräftemangel eine Tatsache und nicht nur heiße Luft ist. Doch gerade in der Augenoptik, in der schon seit Jahren praktisch Vollbeschäftigung herrscht, müssen sich Arbeitgeber einiges einfallen lassen, damit Mitarbeiter einen Grund haben zu bleiben. Den Vortrag dazu hielt einer, der es wissen muss: Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone Deutschland. 

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Konnten sich Arbeitgeber vor Jahren noch aus zig Bewerbungen die besten Kandidaten aussuchen, bleiben heute viele Stellen unbesetzt. In seinem Vortrag zeigte Zimmermann auf, wie die Bewerber von heute ticken, welche Erwartungen an moderne Unternehmen und Personalabteilungen gestellt werden und inwiefern sich der Blick in andere Branchen und

Berufe lohnt, wenn man auf der Suche nach Mitarbeitern ist. Hochinteressant war sicher auch die Einschätzung, warum es gerade in unserer Branche Sinn ergeben kann, einen Bewerber einzustellen, der älter ist und damit oft zur „schwerer vermittelbaren“ Bewerbergruppe zählt. Junge Menschen bleiben heutzutage nicht mehr Jahrzehntelang im selben Unternehmen, sondern wechseln alle zwei bis drei Jahre den Arbeitgeber – nicht unbedingt, weil die Bedingungen schlecht sind, sondern weil sie erkannt haben, dass jeder Wechsel eine neue Gehaltsverhandlung und damit auch die Chance auf eine Einkommenserhöhung mit sich bringt. Was früher ein No-Go im Lebenslauf darstellte, ist heute nicht nur Gang und Gäbe, sondern zeigt auch, dass ein Bewerber weiß, wie er das Beste aus einem bestehenden System rausholen kann.

Direkt nach der Mittagspause widmete sich Unternehmer-Coach Peter Holzer der modernen Mitarbeiterführung. In seinem Vortrag ging er darauf ein, welche Ansprüche an Führungspersonen gestellt werden und warum Klarheit ein absolutes Muss ist. Natürlich ist es nicht immer bequem und sicher machen sich Führungskräfte an der ein oder anderen Stelle auch einmal unbeliebt, aber am Ende muss man sich die Frage stellen: Hat man den Mut zur Führung oder eben nicht? Das Leben ist eine Aneinanderreihung verschiedenster Situationen, die zur Herausforderung werden können und auf die es immer eine Lösung zu finden gilt. Und kaum hat man eine Lösung gefunden, tut sich mit Sicherheit ein neuer Fallstrick auf, den es zu umschiffen gilt. Deshalb könne man sich nie auf getaner Arbeit ausruhen, sondern muss immer schon das nächste Ziel im Blick haben.

Auf den Alltag folgt die …  KI

Nach diesen durchaus alltäglichen Problemen bedeuteten die nächsten Vorträge einen kleinen Vorgeschmack auf die nahe Zukunft.

Wir alle leben in einer modernen Welt und nutzen bereits moderne Technik, um uns darin zurechtzufinden. Wir haben Alexas und Siris und Google-Assistenten, die uns an Termine erinnern, uns die Nachrichten und das Wetter ansagen und uns jederzeit alle möglichen Informationen zukommen lassen. Professor Dr. Jürgen Schmidhuber, Informatiker, wissenschaftlicher Direktor der KI-Initiative an der saudischen KAUST-Universität, ist definitiv nicht unbeteiligt an der Entwicklung der Technik, die unsere alltäglichen Helferlein überhaupt erst möglich machen. Per Liveschalte aus Thuwal, Saudi-Arabien, erklärte er den Besuchern die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz, aktuelle Forschungen und welche Zukunftsprognosen er persönlich auf diesem Gebiet als realistisch einschätzt.

Nach einer kleinen Kaffeepause referierte Mads Pankow, Politikberater, Autor und Moderator, ebenfalls über Künstliche Intelligenz und wie wir sie im Alltag nutzen können. Während der vorangegangene Vortrag visionär und futuristisch anmutete, zeigte Pankow allgemeinverständlich die Möglichkeiten aber auch die Grenzen der KI auf. Es ist ein bisschen wie ein Zaubertrick, den man einfach nicht durchschauen kann, wenn man nicht weiß, worauf man achten muss. Wir können oft nicht unterscheiden, welche Informationen echt sind und welche von Künstlicher Intelligenz generiert wurden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Betrüger oder Fake-News ein beängstigend leichtes Spiel haben, ganze Gesellschaften hinters Licht zu führen. Deshalb kann es nicht schaden zu verstehen, wie Künstliche Intelligenz funktioniert, wie KI die Welt sieht, was sie weiß und wie sie sich weiterentwickeln kann.

Alles ist möglich

Der letzte Vortrag des Tages kann als Highlight der absoluten Spitzenklasse bezeichnet werden. André Wiersig – ein Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, durch die Ozeane dieser Welt zu schwimmen und das allein mit seinem Begleitboot für Notfälle und seiner Badehose. Unglaublich, wie ein Ibiza-Aufenthalt im Februar dafür sorgte, dass ein IT-Spezialist nun quer durch die Weltgeschichte reist, um als erster Deutscher (und sechzehnter Schwimmer überhaupt) den „Ocean‘s Seven“ zu absolvieren und als Botschafter der Meere zu fungieren. Es ist eine Wahnsinnsgeschichte, die im Laufe des Tages einmal mehr beweist, dass alles möglich ist, wenn man nur fest daran glaubt und bereit ist, hart für seine Ziele zu arbeiten. Niemand hat André Wiersig gesagt, er soll von Sankt Peter-Ording nach Helgoland schwimmen – oder irgendeine andere Meeresenge durchqueren – und trotzdem macht er genau das. Weder Haie, Wale oder giftige Quallen können ihn davon abhalten, das zu tun, was er liebt und was er als Lebensaufgabe für sich erkannt hat.

Für die neue Sicht auf manche Dinge

Das Trendforum ist in jedem Jahr ein Wiedersehen mit alten Bekannten, ein Zusammentreffen mit neuen Gesichtern und immer wieder ein Highlight im Veranstaltungskalender. Auch diesmal haben die Vorträge für Inspiration gesorgt und an vielen Stellen bedeutsame Eindrücke hinterlassen. Ganz sicher hatte der eine oder andere Besucher nach diesem Tag nicht nur eine neue Sicht auf die Dinge, sondern mindestens ein neues Vorbild mehr. Oft sind es Zufälle, die uns unserer Leidenschaft nahebringen, aber es braucht Biss und Willenskraft, um dranzubleiben und für die eigenen Ziele zu kämpfen. Wir müssen keine Demonstrationen anführen, wir müssen keine visionäre Technik erfinden und auch nicht durch die Ozeane dieser Welt schwimmen, um leidenschaftlich handeln zu können. Aber wenn wir in unserem Alltag diesen Funken Begeisterung spüren, dann sollten wir alles dafür tun, dass daraus ein Feuer wird, mit dem wir andere begeistern können.

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