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Von der Brille zur Vorsorge

Bild: Efstathio Efthimiadis

Die Augenoptik steht an einem Wendepunkt. Jahrzehntelang war sie vor allem eines: die Versorgung mit Brillen. Doch die Anforderungen der Gesellschaft, die demografische Entwicklung und ganz besonders auch die technologischen Möglichkeiten verändern das Berufsbild mitunter grundlegend. Immer mehr Augenoptiker und Optometristen verstehen sich nicht mehr „nur“ als der reine Versorger mit Produkten, sondern als Gesundheitsdienstleister – und damit häufig schon als erste Instanz in der Augenvorsorge.

Der ZVA hat das erkannt und die ab 2026 gültige neue Meisterprüfungsverordnung auch dahingehend überarbeitet, sodass Screenings, die dem Erkennen von Auffälligkeiten am vorderen und hinteren Augenabschnitt dienen, und bei ­Bedarf die Weiterleitung an einen Augenarzt vorsehen, rechtssicher zum Tätigkeitsbereich eines Meister gehören (lesen Sie das Interview ab Seite 14).

Ein topaktuelles Beispiel aus der Industrie für diesen Wandel ist die Beteiligung von Zeiss Vision Care an der Tele-Ophthalmologie-Plattform Ocumeda (siehe FORUM dieser Ausgabe). Was auf den ersten Blick wie eine strategische Investition wirkt, ist bei genauerem Hinsehen ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Augenoptik: weg von der reinen Brillenversorgung, hin zu einem niederschwelligen Zugang zur Augenvorsorge direkt im augenoptischen Fachgeschäft.

Keine Frage, die klassische Brillenanpassung bleibt wichtig. Doch sie könnte schon bald nicht mehr ausreichen, um am Markt dauerhaft zu bestehen. Viele Kunden erwarten nun mal – die Angebote der Filialisten vor Augen – heutzutage mehr: präventive Checks, fundierte Beratung zur Augengesundheit und eine Schnittstelle zur Augenheilkunde.

Die Kapazitäten der Augenärzte hingegen sind deutlich ­begrenzter, Wartezeiten lang, und viele Erkrankungen wie Glaukom oder altersbedingte Makuladegeneration bleiben lange unentdeckt. Dabei wären sie bei frühzeitiger Diagnose oft behandelbar.

Hier setzt die Kooperation der Aalener an. Über ein sogenanntes EyeCare Network können qualifizierte Augenoptiker ­medizinische Augen-Check-Ups anbieten, deren Ergebnisse DSGVO-konform an Fachärzte übermittelt werden. Die Rückmeldung erfolgt strukturiert, verständlich und mit klaren Empfehlungen. In diesem Fall würde dann ein Ampelsystem anzeigen, ob Handlungsbedarf besteht.

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Bei solchen Modellen ist die Digitalisierung nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Treiber des Wandels. Die Plattformen vernetzen Augenspezialisten verschiedener Disziplinen in Echtzeit. Sie ermöglichen auch, was noch dazukommt, sogar in ländlichen Regionen eine effiziente, flächendeckende Versorgung.

Für die Augenoptik bedeutet dieser Wandel vor allem eines: neue Chancen. Wer sich frühzeitig positioniert, kann sich als kompetenter Ansprechpartner für Augenvorsorge etablieren. Das stärkt die Kundenbindung, erhöht die Wertschöpfung und macht das Berufsbild gerade auch in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiver.

Weil aber nach wie vor auch das Handwerk in der Augenoptik das Fundament für gutes Sehen bildet, gehen wir diesem Aspekt im Schwerpunkt dieser Ausgabe nach.

Präzision bei der Brillenfertigung, individuelle Anpassung und handwerkliches Geschick sind entscheidend, um Brillen und Kontaktlinsen optimal auf die Bedürfnisse der Kundschaft abzustimmen. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um Erfahrung, Feingefühl und Tradition.

Wie das aussehen kann, zeigen wir am Beispiel von Antonio Battaglia aus Venedig. Wir haben mit ihm einen leidenschaftlichen Brillenmacher besucht, der im Schaufenster seines ­Geschäfts aus 40 Arbeitsschritten pro Brille Unikate schafft, die sich bis nach Hollywood herumgesprochen haben – und ebenso für die moderne Augenoptik stehen wie die bereits erwähnten Screenings.

Schließlich bleibt auch (noch) das traditionelle Handwerk ein unverzichtbarer Bestandteil der Branche, auch in einer zunehmend digitalisierten und medizinisch orientierten Ära der Augenoptik.

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