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Machtblind 

Oscar Keys / unsplash.com
Oscar Keys / unsplash.com

In den USA läuft aktuell die große Entlassungswelle. Vor allem in den Tech-Unternehmen, in denen die Mitarbeiter sich scheinbar unangetastet sicher fühlen konnten, bricht sie herein. Sei es der geplante Stellenabbau bei ­Amazon und Google mit je über 10.000 Betroffenen oder bei Meta, wo es sogar 11.000 sein sollen.  

Und seit Elon Musk sich selbst mit dem größten Streich seiner Karriere hereingelegt hat, und Twitter übernommen hat, sind die Auswirkungen spürbar. Sein Entlassungs-Rundumschlag ging weit und hat weitreichende Konsequenzen. So entkernte­er­ verschiedenen Medien zufolge ehemals hochrangige ­Projekte und löschte ein Team von Forschern für Künstliche Intelligenz aus. Auch das Team für globale Menschenrechte durfte seinen Hut nehmen. Andere Kürzungen führten dazu, dass die Moderation der Website nur noch mit einer Notbesetzung bearbeitet wird. 

Man mag seine Entscheidungen belächeln und genüsslich verfolgen, wie er mit angeschwollenem Ego geradezu drollig in unzählige Fettnäpfe vor unserer aller Augen hineintappst. Doch das ist nicht für alle sichtbar. Für eine Gruppe von ­Nutzern schließen sich gerade Türen wieder, die kürzlich erst aufgestoßen wurden. Denn ein Opfer ist die Barrierefreiheit. Es ist noch nicht so lange her, dass auf Druck von sehbeeinträchtigten Menschen Twitter viel unternommen hatte, die Plattform inklusiver zu gestalten – was auch mit zahlreichen Möglichkeiten umgesetzt wurde. Dann jedoch hat Elon Musk sein Team für Barrierefreiheit gefeuert.

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Große Technologieunternehmen hatten bislang in Sachen ­Barrierefreiheit keine gute Bilanz vorzuweisen, doch zu den Erfolgen, die diese Abteilung in den vergangenen Jahren ein­führte, gehört beispielsweise Twitter Spaces, das eine Live-­Diskussionsfunktion samt Untertiteln enthält, so dass auch ­Gehörlose und Hörgeschädigte den Gesprächen folgen und sich daran beteiligen können. Ein weiterer Schritt war die Einführung von „Alt-Text“-Badges für alle Bilder und die Ermutigung an die Nutzer, diese auch einzubinden. Durch diese Maßnahme ist ­T­witter für blinde und sehbehinderte Nutzer besser zugänglich, die den Alt-Text verwenden können, um eine Beschreibung eines Bildes zu hören. Im Twitter Support ist eine ganze Abhandlung weiterer Möglichkeiten dazu aufgeführt.

Wie schwierig es für einen blinden Menschen beispielweise ist, sich auf Webseiten auszuweisen, dass „man kein Roboter ist“, machte der Deutsche Blinden- und Seh­behindertenverband e.V. (DSBV) in einer Pressemeldung kürzlich publik. Wir kennen sie alle: Die kleinen Bilder oder Grafiken, die feststellen sollen, ob ein echter Nutzer an der Tastatur sitzt oder ein Bot. Diese sogenannten „Captchas“ zeigen Bildrätsel und lassen uns Autos, Häuser oder ­Ampeln anklicken oder verzerrte Buchstaben erkennen. Das Bildrätsel ist simpel und soll für Menschen einfach zu lösen sein, der Bot dagegen soll scheitern. Allerdings scheitern auch blinde und sehbehinderte Menschen an so einem Test, bei dem es um die visuelle Wahrnehmung geht. Ohne Person, die assistiert, geht es nicht. Wird versucht, das Captcha mit einem Programm zu überwinden, führt es den Sicherheitscheck ad absurdum.

Die digitale Welt hätte viele Möglichkeiten, doch in ­Bereichen, in denen kein großes Geld fließt, wird gespart. Die „Fire-Season“ ist in den USA noch nicht vorbei und gerade hat Elon Musk einen Streit mit Apple angefangen. Diese reduzierten vorübergehend massiv die Werbung auf Twitter und drohten offen, die Twitter-App aus dem App-Store zu entfernen. Musk reagierte, wie er aktuell immer reflexartig reagiert, wenn ihm jemand in die Quere kommt und sprach von der Einschränkung der Meinungsfreiheit. Seltsam ist dabei nur, dass diese Meinungsfreiheit immer dann auf den Tisch kommt, wenn seine Einnahmen davon betroffen sind.

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