Betriebliches Gesundheitsmanagement
Gesunde Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter!
Um mit Ihrem Geschäft erfolgreich zu sein, sind Sie auf Mitarbeiter angewiesen, die nicht nur die entsprechende Qualifikation mitbringen. Gerade, wenn es um den direkten Umgang mit Kunden geht, spielt die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Hinzu kommt, dass Sie als Arbeitgeber auch im Rahmen Ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Arbeitnehmern deren Gesundheit im Auge behalten sollten. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich die Installation eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Worum es sich hierbei handelt, erläutern wir in diesem Beitrag.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) befasst sich mit Ihrem Betrieb in seiner Gesamtheit. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, welche Maßnahmen zur Erhaltung bzw. Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit Ihrer Mitarbeiter möglich und sinnvollerweise umsetzbar sind. In den vergangenen Jahren haben die psychischen Erkrankungen stark zugenommen. Leider wurde dies in den Betrachtungen des BGM bei vielen Unternehmen vernachlässigt.
Was ist der Unterschied zur betrieblichen Gesundheitsförderung?
Das BGM darf nicht mit der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) verwechselt werden. Im Rahmen der BGF werden Maßnahmen ergriffen, mit denen der Arbeitsplatz und sein Umfeld so gestaltet werden, dass die Gesundheit der Mitarbeiter geschützt und soweit möglich gefördert wird. Hierzu gehören unter anderem ergonomisch angepasste Gelegenheiten in den Pausenräumen, Teilnahme an Rückenschulungen oder auch die Sicherstellung einer gesunden Ernährung. Hinzu kommen individuelle Maßnahmen für die Mitarbeiter, die auch steuerlich gefördert werden.
Das BGM geht einen Schritt weiter. Die einzelnen Maßnahmen, die sich auch aus der betrieblichen Gesundheitsförderung ergeben können, werden im Rahmen des Gesundheitsmanagements mit anderen Maßnahmen in einem Gesamtkonzept zusammengeführt. Dabei spielen Faktoren wie die Unternehmenskultur und -leitbilder, Führungskonzepte und Prozess-Optimierungen eine wichtige Rolle. Ziel des BGM ist nicht nur die Gesundheitssicherung und -stärkung der Mitarbeiter, sondern auch die Steigerung des Unternehmenserfolgs.
Was beeinflusst die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter?
Grundsätzlich hat der Mitarbeiter selbst einen immensen Anteil an seiner physischen und psychischen Verfassung. Aber es gibt auch eine Reihe betrieblicher Faktoren, die den Gesundheitszustand der Mitarbeiter beeinflussen. In vielen Fällen bedarf es nur kleiner Eingriffe, um den BGM-Zielen näherzukommen.
Da sich die Mitarbeiter während der Arbeitszeit in den meisten Fällen immer am gleichen Ort aufhalten, hat die Gestaltung des Arbeitsplatzes einen großen Einfluss auf die psychische Gesundheit. Im Ladengeschäft steht natürlich das Interesse der Kunden im Vordergrund. Aber es stellt beispielsweise eine nicht zu unterschätzende Belastung dar, wenn der Verkaufsbereich so gestaltet wurde, dass die Mitarbeiter vorwiegend in die Sonne schauen müssen. Oft reicht es schon aus, wenn das Mobiliar im Verkaufsbereich umgestellt wird.
Sie können stark davon ausgehen, dass die meisten Mitarbeiter gute Arbeit erbringen wollen. Entsprechend unzufrieden werden sie, wenn sie den an sie gestellten Anforderungen nicht gewachsen sind. Diese Unzufriedenheit wiederum führt dazu, dass der Mitarbeiter in seinen Leistungen weiter nachlässt. Es lohnt sich in diesen Fällen darüber nachzudenken, ob der Mitarbeiter durch die gestellten Arbeitsaufgaben überfordert ist und eine neue Aufgabe möglich ist.
Wenn der Mitarbeiter im Rahmen seiner Tätigkeit oft durch Organisation und Prozessabwicklung unterbrochen wird, führt dies zu psychischen Belastungen, die sich auch auf die Leistung auswirken. Darum sollte so weit wie möglich das Prinzip der kurzen Wege und der flachen Hierarchien verfolgt werden.
Psychische Belastungen ergeben sich aus Ängsten und Ärger. Daraus wiederum ergeben sich insbesondere die folgenden zu bedenkenden Faktoren:
- Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes.
- Unzufriedenheit über das Einkommen.
- Keine oder nur geringe Möglichkeiten, eigenständig zu handeln.
- Behandlung durch Führungskräfte.
- Unzufriedenheit mit dem Betriebsklima.
Natürlich treten diese Faktoren nicht gemeinsam auf. Einen wesentlichen Einfluss auf die Mitarbeiter hat aber das Betriebsklima. Ist es schlecht, empfinden viele Mitarbeiter beispielsweise auch die Behandlung durch die Führungskräfte als ihnen gegenüber nicht fair. Auch das Gefühl, nicht ausreichend selbständig arbeiten zu können, ist oft das Ergebnis einer schlechten Arbeitsatmosphäre.
Sie sollten deshalb die Möglichkeiten nutzen, das Betriebsklima insgesamt zu verbessern. Hierzu reicht es in vielen Fällen schon aus, wenn man ein oder zweimal die Woche mit den Mitarbeitern bei einer Tasse Kaffee die Abläufe im Geschäft bespricht und aufgetauchte Probleme versucht, gemeinsam zu lösen.
Die Norm „DIN EN ISO 10075-1“ gibt wichtige Hinweise zur Umsetzung des betrieblichen Gesundheitsmanagements. In diesem Zusammenhang definiert die Norm die Belastung eines Mitarbeiters als alle auf ihn von außen zukommenden Einflüsse, soweit sie zu erfassen sind und psychisch oder physisch auf ihn einwirken. Danach sind Belastungen umfassend und stellen zunächst keine Bewertung dar. Wirken sich die Belastungen auf Ihren Mitarbeiter physisch oder psychisch negativ aus, handelt es sich um sogenannte Fehlbelastungen.
Nach der DIN-Norm werden die Möglichkeiten, die dem Mitarbeiter zur Bewältigung der Fehlbelastungen zur Verfügung stehen, als Ressourcen zusammengefasst. Ein Großteil dieser Ressourcen liegt auch im Mitarbeiter selbst: seine Kompetenz, sein Umgang mit Problemen und natürlich auch seine Gesundheit. Entscheidende Ressourcen kommen aber auch von außen auf den Mitarbeiter zu. Hier spielt wieder das Betriebsklima eine wichtige, wenn nicht entscheidende Rolle. Daraus ergibt sich automatisch ein positives Umfeld, in dem der Mitarbeiter gerne arbeitet. Auch die in vielen Betrieben so wichtige Teamarbeit wird durch das gute Betriebsklima optimiert.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist eine Gemeinschaftsaufgabe
Ein funktionierendes betriebliches Gesundheitsmanagement kann nicht „angeordnet“ werden. Hier müssen alle Mitarbeiter, Führungskräfte, die Geschäftsleitung und – soweit vorhanden – Fachkräfte (beispielsweise für Gesundheit und Arbeitssicherheit) zusammenarbeiten.
Eine zentrale Funktion übernimmt hier die Personalabteilung oder der für Personalfragen zuständige Mitarbeiter. Von hier aus müssen die zentralen Impulse kommen, die für ein BGM erforderlich sind:
- Die physische und psychische Gesundheit innerhalb des Betriebs als gemeinsame Aufgabe aller Betriebsangehörigen bewusst machen.
- In Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung verdeutlichen, dass die Gesundheit ein Unternehmensziel ist, um den Erfolg des Unternehmens auch langfristig zu sichern.
- Aufbau eines allgemeinen Gesundheitsmanagements und Vereinbarung individueller Ziele mit den Mitarbeitern.
Maßnahmen im Rahmen des Gesundheitsmanagements
Das betriebliche Gesundheitsmanagement umfasst auf der einen Seite die gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen. Hierzu gehören der Arbeitsschutz, der Gesundheitsschutz und das betriebliche Eingliederungsmanagement bei der Rückkehr ins Arbeitsbeleben langfristig erkrankter Mitarbeiter. Hinzu sollten freiwillige Maßnahmen kommen, die auch steuerlich gefördert werden (betriebliche Gesundheitsförderung – BGF).
Beim Aufbau des betrieblichen Gesundheitsmanagements steht die Erhaltung der Gesundheit im Vordergrund. Darum sollte man auch die zentrale Frage positiv formulieren und hinterfragen, was die Mitarbeitenden gesund erhält. Als ganz konkrete Maßnahmen sind denkbar:
- Regelmäßige Gesprächskreise zu Gesundheitsfragen: Hier können beispielsweise auch jahreszeitlich bedingte Probleme (Pollenflug) besprochen und Maßnahmen vereinbart werden, die dann im Betrieb umgesetzt werden.
- Regelmäßige Gesundheits-Checks anbieten: Hierzu können auch Vereinbarungen mit einem ortsansässigen Arzt getroffen werden. Die Teilnahme an solchen Checks erfolgt auf freiwilliger Basis.
- Innerbetriebliche Themenwochen, bei denen ein spezielles Gesundheitsthema für alle Mitarbeiter Fokus wird (z.B. durch Infowände und Plakataushänge).
Beim Aufbau des Gesundheitsmanagements und der Realisierung einzelner Maßnahmen sind Ihnen die gesetzlichen Krankenkassen in vielen Fällen gerne behilflich und können oft auch mit Infomaterial oder Ausstellungsstücken helfen.
Firmeninterne Vorträge von ortsansässigen Ärzten können auch – nach Rücksprache mit dem jeweiligen Arzt – öffentlich veranstaltet werden. Dann würde die Maßnahme gleichzeitig einen positiven Imageeffekt für das Unternehmen erzielen.
Was bringt das betriebliche Gesundheitsmanagement Ihrem Unternehmen?
Neben dem Absenken des Krankenstandes innerhalb Ihres Geschäfts bieten die Maßnahmen des Gesundheitsmanagements auch weitere positive Aspekte.
Grundsätzlich sorgt ein betriebliches Gesundheitsmanagement auch für eine Imageverbesserung, die sich nicht nur positiv auf potenzielle Kunden auswirkt. Auch die Mitarbeiter-Akquise wird erleichtert. Das Management hilft auch, die Mitarbeiter psychisch zu motivieren und physisch Leistung stärker zu machen.
Was bringt das betriebliche Gesundheitsmanagement Ihren Mitarbeitern?
Auch Ihre Mitarbeiter haben vom betrieblichen Gesundheitsmanagement eine ganze Reihe an Vorteilen. Zunächst dürfte jedem klar sein, dass einem Menschen die Arbeit leichter von der Hand geht, wenn er körperlich und geistig „fit“ ist. Die zu leistende Arbeit wird dadurch weniger belastend.
Außerdem stehen dann noch Kraftreserven zur Verfügung, die für das Familienleben oder Freizeitaktivitäten genutzt werden können. Insgesamt gesehen wird also durch diese Maßnahme die Lebensqualität der Mitarbeiter positiv beeinflusst und gesteigert.
Konzept für ein betriebliches Gesundheitsmanagement
Um ein Startkonzept für ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu erstellen, sollten Sie zunächst im kleinen Kreis oder auch allein ein Startkonzept entwickeln. In diesem Konzept skizzieren sie zunächst, warum Sie ein betriebliches Gesundheitsmanagement einrichten wollen. Da dieses Papier die Basis für die Ausgestaltung des zukünftigen BGM sein soll, beschreiben Sie die Gesamtsituation und gehen zunächst nicht auf spezielle Bereiche ein.
Beschreiben Sie in einem zweiten Schritt, welche messbaren Ziele mit dem Konzept erreicht werden sollen. Natürlich ist die Gesundheit der Mitarbeiter das primäre Ziel. Doch sie ist nicht messbar. Ein messbares Ziel kann unter anderem sein, dass Sie in einem bestimmten Zeitraum die Zahl der Krankheitstage in Ihrem Unternehmen um einen bestimmten Prozentsatz senken wollen. Um die Ziele messbar zu machen, halten Sie hier den aktuellen Stand als Ausgangspunkt fest.
Erstellen Sie anschließend eine Liste der Projekte und Maßnahmen, die Sie sich in Ihrem Geschäft vorstellen können. Hier geht es zunächst um eine Ideensammlung, sodass die einzelnen Punkte nicht detailliert dargestellt werden müssen. Erst wenn Sie die Liste erstellt haben, priorisieren Sie diese nach dem „ABC“-Prinzip (A: vorrangig zu verwirklichen,
B: wenn Kapazitäten ausreichend vorhanden verwirklichen, C: zu vernachlässigende Maßnahmen). Aus den A-Punkten wählen Sie einige Maßnahmen aus. Nehmen Sie sich dabei nicht zu viel vor, weil man sich in die neue Thematik doch erst einfinden muss.
Nun legen Sie konkret fest, welche Voraussetzungen zur Durchführung der einzelnen Maßnahmen benötigt werden. Zu klären sind:
- Der zeitliche Rahmen, der so gelegt werden muss, dass die Betriebsabläufe nicht belastet werden, die Mitarbeiter aber bereit sind, daran teilzunehmen. Die Teilnahme verpflichtend zu machen, hat nur wenig Sinn. Wenn kein Interesse beim Teilnehmer besteht, ist es in der Regel sinnlos, ihn in der Maßnahme zu überzeugen.
- Wer übernimmt die Aufgabe? Kann dies von Mitarbeitern übernommen werden oder benötigt man externe Kräfte (Vorsicht: Kostenfalle)? Müssen Mitarbeiter zusätzlich ausgebildet werden oder reicht eine interne Einweisung?
- Welche materiellen Voraussetzungen müssen geschaffen werden? Hier geht es um Räumlichkeiten (möglichst ruhig, ohne Telefon), Präsentationsmaterial (Beamer, Flipchart usw.).
Selbst wenn die Erstellung erst einmal nach einem hohen Aufwand aussieht: Ihr gesamtes Team profitiert davon und nicht zuletzt auch Sie selbst.