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Branchenbarometer: Alles auf Anfang

Bild: LogoStockImages/stock.adobe.com

FOCUS-Branchenbarometer 2023

Alle Jahre wieder lädt FOCUS ausgewählte Entscheider und Meinungsbildner aus der Welt der Augenoptik ein, ihr Statement zum abgelaufenen und zum kommenden Jahr an unsere Leser zu richten. Gar nicht so leicht, dieses Mal! Denn auf die Post-Corona-Aufbruchstimmung Anfang 2022 folgte mit dem russichen Angriffskrieg auf europäischem Boden jäh die nie für möglich gehaltene Zäsur. Für viele von uns ein Schock, der die bekannten, weitreichenden Folgen auch für die augenoptische Branche mit sich brachte. Doch ja, es geht uns gut – und einem optimistischem Weltbild folgend – vielleicht in diesem Jahr besser denn je? Auch wenn wir gefühlt ein zweites Mal von vorne beginnen: Der lange Atem wird sich lohnen, ganz sicher.  

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Für Marcolin endet gerade ein sehr positives Jahr trotz der weltweiten Wirtschaftslage. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 belief sich der Nettoumsatz von Marcolin auf 409,7 Millionen €, was einem Anstieg von 21% gegenüber dem gleichen Zeitraum des Jahres 2021 entspricht. In den vergangenen zwei Jahren haben uns unsere Kunden ihr Vertrauen geschenkt, und gemeinsam haben wir beachtliche Ergebnisse erzielt. Dies bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass wir unsere Ziele nur dann erreichen können, wenn wir unsere Kunden stets in den Mittelpunkt stellen, ihnen Qualität und Innovation bieten und synergetische Partnerschaften schaffen. Trotz der unruhigen Zeiten haben wir festgestellt, dass die Nachfrage nach unseren Produkten auf unserem Markt konstant bleibt, was ein wichtiges Signal für unsere Kunden und die Branche darstellt. Wir freuen uns darauf, unsere neuen Kollektionen auf der Opti im Januar zu präsentieren, denn wir glauben fest an die direkte und persönliche Beziehung zu unseren Kunden.
Stephan Hinkerode
Head of UK, Nordics & DACH Marcolin
2022 war für uns alle ein sehr herausforderndes Geschäftsjahr, geprägt von Pandemie, Krieg und den daraus resultierenden Entwicklungen. Hinzu kommen Trends und Herausforderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Marktteilnehmer mit cleveren Konzepten, auf die sich die Industrie wie auch die ­Augenoptiker einstellen müssen, wenn sie langfristig erfolgreich sein wollen. Die Augenoptik ist nach wie vor eine der gesündesten Branchen und wird diese Herausforderungen überstehen. Ganz persönlich freue ich mich auf einige entspannte Tage zwischen den Jahren und wünsche allen einen guten Start in Jahr 2023.
Bastian Riebold
Geschäftsführer Menicon DACH
2022 war ein erfolgreiches Jahr für uns. Insbesondere die Kontaktlinse hat bewiesen, was sie kann und zeigt weiterhin, wie krisenresistent sie ist. Tageslinsen, multifokale Kontaktlinsen und Myopie-Management sind im Trend. Konsolidierungen im Markt haben weiterhin die Nachfrage nach Marketing-Services begünstigt. Allerdings sind Versorgung und Warenströme deutlich herausfordernder geworden. 2023 wird weitere Herausforderungen mit sich bringen. So haben Verbraucher weniger Geld in der Tasche und kämpfen mit gestiegenen Kosten. Trotzdem bleiben wir vorsichtig optimistisch. Und ganz klar: Der Kontaktlinse gehört die Zukunft! Der Bedarf an Sehhilfen ist groß, denn immer mehr Menschen benötigen eine Sehkorrektion. Und
Kontaktlinsen bieten nicht nur unzählige Versorgungsmöglichkeiten, sondern erfüllen auch fast jedes Lebensbedürfnis der Menschen.
Johannes Zupfer
General Manager DACH Coopervision
Trotz der schwierigen Zeit und der gedämpften Kauflust der Endverbraucher hat sich die Augenoptik im vergangenen Jahr positiv entwickelt. Ein Highlight für uns als Premiumbrillenhersteller ist das Wachstum in der oberen Preisklasse ab 300 €. Doch es gibt auch Themen, die durchaus kritisch zu bewerten sind: etwa, dass inhabergeführte Fachgeschäfte zunehmend an größere optische Unternehmen verkauft werden. Natürlich bringt die Zukunft zahlreiche Chancen mit sich, zum Beispiel in Bezug auf die Digitalisierung. Diese verläuft in unserer Branche bisher sehr schleppend. Das müssen wir zusammen vorantreiben. Doch das Allerwichtigste sind und bleiben starke Beziehungen zwischen Geschäftspartnern – gerade in Krisenzeiten. Dies war schon immer unser Fokus.
Tom Smits 
Geschäftsführung Silhouette Deutschland und Schweiz. Foto: Wolfgang List/Silhouette
Im Jahr 2022 stellte sich heraus, dass die Krise(n) in Deutschland auch vor der Augenoptik nicht stoppen. Unsere Branche ist sicher und systemrelevant, da Menschen immer gute Sehlösungen benötigen. Jedoch haben auch wir Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Mit Optimismus, Engagement und Zuversicht gehen wir in das kommende Jahr. Vor allem der Fachkräftemangel ist ein Thema, welchem wir mit neuen Programmen und Ideen begegnen müssen. Den Produktionsstandort Deutschland gilt es zu sichern, um nah an den Bedürfnissen und Wünschen des Endkundens zu bleiben. Im letzten Jahr waren für mich die Branchenhighlights zum einen die Opti-Messe im Mai sowie das Spectaris-Trendforum im November. Nun freue ich mich auf den Austausch und die Treffen mit vielen Branchenteilnehmern während der Opti im Januar 2023. Die Zukunftsperspektiven sind zum einen weiterhin Innovationen im Bereich der Gleitsichtgläser. Neue Perspektiven bietet das Myopie-Management, da es zwischenzeitlich Evidenz-basierte Lösungen sowohl bei Brillengläsern als auch bei Kontaktlinsen gibt.
Mirjam Rösch
Geschäftsführerin Hoya Lens Deutschland
Für Alcon DACH war 2022 ein bewegtes Jahr. Wir konnten neue Produkte lancieren, etwa Kontaktlinsen, die sicherstellen, dass auch astigmatische Träger von der neuesten Alcon Technologie profitieren können. Zudem war das Thema Nachhaltigkeit sehr wichtig. So haben wir etwa die Zusammenarbeit mit der Plastic Bank bekanntgegeben und arbeiten an der Umstellung unserer Flotte auf E-Autos. Unser aller Umfeld ist von Unsicherheiten und Ambiguität geprägt. Alcon konzentriert sich darauf, mit Innovationen auf den Markt zu kommen, die echte Fortschritte für Kontaktlinsenträger und Patienten bieten. Gutes Sehen ist zentral für uns alle und genau dafür setzt Alcon sich auch im neuen Jahr mit voller Energie ein.
Dr. Benedikt Hoffmann
Franchise Head Alcon Vision Care & General Manager DACH
Der Einzelhandel stand 2022 vor der Herausforderung, den sinkenden Besuchszahlen und der Filialisierung der Augenoptik entgegenzuwirken. Screening, Myopie-Management und neue Brillenglas-Konzepte haben hier einen wichtigen Beitrag geleistet. In dem Berufsbild sollten deswegen die damit einhergehenden Berechtigungen fachlich und rechtlich verankert werden. Die Augenoptik hat immer wieder Kaufkraftverluste erlebt, aktuell ist die Branche gesund und zukunftsfähig. Dennoch stellen steigende Selbst- und Produktionskosten eine erhebliche Herausforderung dar. Als produzierendes Unternehmen in Deutschland konnte Oculus dank der hohen Eigenfertigungsquote auf Ausfälle schnell reagieren. Die daraus resultierenden Mehraufwendungen führen unweigerlich zu steigenden Kosten. Wir sehen Spezialisierungen für Augenoptiker als eine Chance, um sich am Markt als professioneller Gesundheitsdienstleister zu positionieren. So können auch selbständige Augenoptiker gegen preisaggressive Anbieter bestehen. Dem Fachkräftemangel stehen neue Technologien gegenüber, die dem Augenoptiker am POS ermöglichen, seine Entscheidung schnell und bedienerunabhängig zu treffen.
Matthias Kirchhübel
Geschäftsführer Oculus Optikgeräte GmbH
Wir befinden uns in einem eigentümlichen Zwischenzustand. Die aktuelle Multikrise verlangt uns einiges ab. Und von jedem anders. Die Stimmung auf den Veranstaltungen bleibt aber verblüffend gut. Können wir Krisen? Haben wir „qua professione“ eh immer einen klareren Blick auf alles? 😉 Mindestens drei Jahrzehnte haben wir die Verantwortung für die Landesverteidigung an die USA delegiert, unser ökonomisches Schicksal an China verpfändet und unseren Energiebedarf nach Russland ausgelagert. Jetzt müssen wir unsere kleinen individuellen und die eine große Welt ganz neu ordnen. Das fordert uns alle nicht nur an der Job-, sondern mehr und mehr auch an der Demokratiefront. Bleiben wir aktiv und entschlossen, bleiben wir positiv, bleiben wir neugierig, bleiben wir zuversichtlich. Wichtiger denn je. Alles Gute für 2023!
Peter Frankenstein
Leiter Augenoptik, Industrieverband Spectaris
Die aktuellen Geschehnisse in der Welt stellen uns alle vor absolute Herausforderungen. Es gibt jedoch Lichtblicke: Laut GfK stabilisiert sich das Konsumklima, wovon auch die Augenoptik profitiert. Wir unterstützen unsere Partneroptiker in vielfältiger Weise dabei, diese Chance bestmöglich zu nutzen. Ein erstes Highlight in 2023 wird die Einführung unserer neusten Gleitsichtglas Generation sein. Auch werden wir unsere bereits in vielen Ländern äußerst erfolgreichen Smart Glasses auf den deutschen Markt bringen; eine neue starke Mediakampagne wird die Kundenfrequenz bei unseren Partneroptikern erhöhen. Zudem werden Kooperationen wie die von Oakley und dem französischen Fußballstar Kylian Mbappé ihre Sogwirkung entfalten. Mit Roadshows und verschiedenen Events stärken wir den Dialog mit unseren Fachhandelspartnern. Und wir freuen uns darauf, im Juni bei den großen Special Olympics World Games in Berlin die teilnehmenden Athlet:innen mit dem Opening Eyes Programm tatkräftig zu unterstützen. Wir freuen uns auf ein ereignisreiches und erfolgreiches 2023.
Andrea Mazzo
General Manager EssilorLuxottica Wholesale Germany
Die augenoptische Branche hat sich, nachdem die pandemiebedingten Einschränkungen überwunden waren, weiter stabil positiv entwickelt. Die alternde Bevölkerung, steigende Ansprüche an individuell optimale Sehkorrektion, zunehmende Kurzsichtigkeit, der wachsende Wunsch nach Nachhaltigkeit – starke Faktoren weisen auf eine gute Entwicklung auch in der Zukunft hin. Sorgen bereiten vielen Verbrauchern die Inflation, steigende Energiepreise – es ist noch nicht absehbar, welchen Einfluss das auf das Einkaufsverhalten in der Augenoptik hat. Lieferketten sind noch vielfältig gestört, überlappende Krisen verstärken Unsicherheiten. Was das alles für die Umsätze in 2023 bedeutet, dafür bräuchte es einen Blick in die Kristallkugel. Das wäre derzeit unseriös. Mittel- und langfristig sind wir überzeugt, dass Vorteile für Verbraucher mit innovativen Brillengläsern, die überzeugende Vernetzung von Off- und Online-Services, professionelle Angebote für klares und gesundes Sehen für alle Altersstufen und die Resilienz der Branche für gute Zukunftsperspektiven sprechen.
Christoph Hinnenberg
Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Zeiss Vision Care DACH
Das Jahr 2022 hat ungewöhnlich stark angefangen in Bezug auf die Nachfrage. Zuletzt sahen wir eine Abkühlung. Mit Ausblick auf Frühjahr 2023 sehen wir eine Herausforderung  durch den derzeitigen langsameren Abverkauf in der ganzen Branche in den Geschäften. Es ist zu hoffen, dass es nicht zu Rabattschlachten kommen wird. Mittelfristig gehen wir von positiveren Trends aus aufgrund des angestauten Bedarfs bei den Konsumenten. Es wird auch mehr Transparenz über die tatsächlichen Auswirkungen der Energiekosten-Preiserhöhungen für jeden Einzelnen geben und dadurch weniger Unsicherheit in Bezug auf Konsum. Langfristig sprechen für die stabile Entwicklung der Augenoptik Branche die demografischen Trends und Trends zur intensiven Nutzung der kleinen Bildschirme auf mobilen Telefonen. Für die Umsatzentwicklung  der Eyewear wird weiterhin helfen, dass sich Brillen von reinen Bedarfsprodukten gewandelt haben, hin zu zeitgeistigen, modischen Medizinprodukten.
Dr. Jörg Zobel
CEO Eschenbach Optik
Trotz geringer Erwartungen für 2022 fiel die Entwicklung der Branche nach den beiden Pandemiejahren verhalten positiv aus. Zu den Highlights zähle ich die Opti, die Sicht.Kontakte und das Spectaris-Trendforum – allen Veranstaltungen hat man die Freude der Besucher am persönlichen Austausch deutlich angemerkt. Highlights in digitaler Hinsicht sind neue „Werkzeuge“ wie die COE-Weiterbildungsplattform und das digitale Berichtsheft für die Ausbildung; zeitraubende Ärgernisse hingegen sind die Überbürokratisierung und die mühsamen Verhandlungen mit den Krankenkassen über Festbeträge. Das intensive Engagement der politischen Berufsvertretung bleibt daher unabdingbar. Sehhilfen und optometrische Angebote werden, ungeachtet von Krisen, immer benötigt. Daher glaube ich an eine vielleicht nicht rosige, aber solide Zukunft unserer Branche.
Thomas Truckenbrod
ZVA-Präsident
Die Optik-Branche hat sich im Jahr 2022 als sehr robust herausgestellt. Ich denke, einen direkten Vergleich zu 2021 zu ziehen ist schwierig, da es das Erholungsjahr von 2020 ist. Wenn man 2019 mit 2022 vergleicht, ist die Entwicklung auf jeden Fall positiv. Ein Highlight in 2022 waren die Messen, die wieder Fahrt aufnehmen. Ich freue mich und finde es wichtig, dass die ganze Branche wieder zusammenkommt und sich miteinander austauscht. Im gleichen Kontext finde ich es ausgesprochen schade, dass dies von einigen Firmen konterkariert wird, indem sie sich außerhalb der Messe mit Kunden treffen. Dieses eigennützige Verhalten schadet einer starken Messe und somit florierenden Branche. Meiner Einschätzung nach ist diese Einstellung nicht nachhaltig. Vor allem die gestiegenen Energiepreise treiben die Inflation an und die daraus resultierenden hohen Materialkosten sind eine große Herausforderung. Ich hoffe auf eine deutlich niedrigere Inflationsrate als für 2023 prognostiziert, sodass sich die Kosten- und Preisentwicklung wieder etwas entspannt.
Michael Fux
CEO Lunor AG

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