| |

Die magische Welt von Swarovski

Fotos: Silke Sage

Der legendäre Kristallglashersteller Swarovski hat für den FOCUS seine Tore zu einer faszinierenden Welt aus Kristallen, Kunst und Innovation geöffnet. Neben seiner berauschenden Glitzer-Welt und der globalen Zusammenarbeit mit den großen Modehäusern, Stars und Künstlern besticht der Hersteller auch durch präzise Optiken bei Ferngläsern und Spektiven. Anlässlich der Vorstellung der neuen Swarovski-Brillenkollektion nehmen wir Sie mit nach Wattens.

Wer in den österreichischen Alpen in der Gegend um Innsbruck Halt macht, kommt an einer wichtigen Station nicht vorbei: Die 18 Wunderkammern von Swarovski. Rund 650.000 Besucher zählte das Museum jährlich vor der Pandemie. Unser Besuch beginnt mit einem beeindruckenden Anblick: Eingebettet in eine weitläufige Parkanlage, an der es in jedem Winkel glitzert und funkelt, hebt sich der Kopf eines Riesen aus einem sanften Hügel. Eine monumentale Skulptur, die das Eingangstor zu den Kristallwelten bildet. Dieses eindrucksvolle Werk, entworfen von André Heller, ist der Eingang in die schillernde Welt, die uns erwartet.

Die Ausstellung unter dem Riesen

Gemeinsam mit der Kuratorin der Ausstellung Carla Rumler betreten wir die Swarovski Kristallwelten und tauchen ein in die Wunderkammern. Eine Sammlung von einzigartigen Räumen, die von verschiedenen Künstlern und Designern gestaltet wurde. Brian Eno, Tord Boontje, Niki de Saint Phalle, Jim Whiting, Keith Haring, Andy Warhol, Salvador Dalí oder Yayoi Kusama haben auf verschiedene Art und Weise die Welt des Kristallglases interpretiert und dargestellt.

Jede Kammer ist eine Entdeckungsreise für die Sinne, die den Glanz und die Schönheit von Swarovski-Kristallen auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt. Wir bestaunen leuchtende Kristallformationen, erstaunliche Lichtspiele und kreative Interpretationen des funkelnden Materials. In dieser Welt mit seiner Brillanz und seinem künstlerischen Flair wird auch die eigene Wahrnehmung immer wieder auf die Probe gestellt, sei es durch „unendliche“ Räume, Klänge, Düfte und Geräusche. 

In einer dieser Kammern sind Kleidungsstücke und Accessoires bekannter Bühnengrößen ausgestellt: Kleider von Katy Perry, Lady Gaga, Madonna, ein Hut von Boy George, Schuhe von Elton John, Filmschuhe aus dem Film „Alice im Wunderland“ und selbstverständlich wurde auch der Kristallschuh für den Disney-Film „Cinderella“ hier in Wattens gefertigt und kann bestaunt werden. Die Oscar-prämierte Kostümdesignerin 

Sandy Powell und langjährige Partnerin von Swarovski arbeitete dafür gemeinsam mit einem achtköpfigen Team aus Technikern am Hauptsitz des Unternehmens rund 150 Stunden am Design und der Realisierung dieser einzigartigen Schuhe.

Heidi Hölzl, als Repräsentatorin der Swarovski-Manufaktur, zeigt zudem, wie die Schmucksteine ihren Weg in die Welt der Mode gefunden haben und wo sie heute eingesetzt und begehrt sind. Dazu präsentiert sie ein Stück eines funkelnden Stoffes, der zuletzt von Harry Styles für einen Overall verwendet wurde und gut 30 Kilogramm auf die Waage bringt. 

Unternehmen mit Geschichte

1895 gründete der aus Böhmen stammende Daniel Swarovski­ in Wattens seine erste Glasschleiferei und legte damit den Grundstein für den heute zu den größten zählenden Industriebetrieben Tirols. Es gehört mit den beiden zur Swarovski-Gruppe gehörenden Unternehmen Tyrolit (Schleifmittel) und Swarovski Optik zum wichtigsten Arbeitgeber des Bundeslandes. Im Kerngeschäft der Swarovski-Kristalle sind weltweit rund 22.000 Mitarbeiter tätig. Die Unternehmen befinden sich im Familienbesitz der Swarovski-Familie, die mittlerweile weit verzweigt ist, doch alle auf den Gründer Daniel Swarovski und dessen drei Söhne Wilhelm, Fritz und Alfred zurückgehen. Seit 2022 sitzt erstmals in seiner 127-jährigen Geschichte bei Swarovski mit CEO Alexis Nasard kein Mitglied der Gründerfamilie in der Geschäftsleitung. 

Mit vier Zutaten beginnt die Magie

Der Einstieg in die glitzernde Zauberwelt beginnt zunächst recht unspektakulär: Quarzsand, Pottasche, Soda und ­Kalk sind die Zutaten für jedes Glas. Das Außergewöhnliche  jedoch am Swarovski-Kristallglas ist seine besondere Reinheit. Dafür werden bereits die Grundzutaten mehrfach beim Eingang vor dem Produktionsprozess geprüft. Das Resultat: eine makellose Klarheit. Aber das ist noch nicht alles, denn um aus einem Rohglasblock etwas zu erschaffen, was die Herzen höherschlagen lässt, sind der besondere Schliff und die Politur der Oberflächen die entscheidenden Faktoren. 

Und um dem Funkeln noch maximal einen draufzusetzen, wird die Oberfläche mit Beschichtungen versehen, die aus unserer Branche kommend, eher das Gegenteil von dem bedeuten, was uns täglich umtreibt: maximale Reflexion.

Die sogenannte Aurora-Borealis-Beschichtung beispielweise vergrößert nicht nur die Reflexion, sie lässt die Facetten auch im gesamten Farbspektrum glitzern.

Aus Glas wird Schmuck

Alle Produktionsschritte für die Herstellung der Schmuck­steine werden in Wattens getätigt. Rund 3.500 Mitarbeiter sorgen im Werk in dem beschaulichen Örtchen für die Fertigung von Kristallglassteinen in allen Größen und Formen. Für den Rundgang erhalten wir Einlass in einen Teil der Manufaktur, der zur eher verschwiegenen Welt von Swarovski zählt, denn die Herstellungsprozesse unterliegen einer hohen Geheimhaltungsstufe.

Zu den herausstechenden Merkmalen der Swarovski-Kristalle zählen auch die besonderen Farbgebungen. Diese haben ­Namen wie Emerald, Topas oder Fuchsia und sind ganzen ­Generationen von Schmuckanbietern bekannt. Verschiedene Zusätze sorgen für diese Farben. Eine Besonderheit fällt beispielsweise der roten Farbe Siam oder Light Siam zu, erläutert Josef Riedmüller, Head of Swarovski Manufaktur. Denn Rot ist eine Herausforderung in der Swarovski-Farbwelt. Dazu werden Goldpigmente in die Glasschmelze eingebracht. Nach dem Abkühlen findet man jedoch nur einen blassbraunen Glasklotz vor. Erst die richtige Temperatur bringt hier die kräftige Farbe ins Spiel. Über Gelb und Orangetöne entsteht schließlich ein strahlendes Rot. 

Ein weiterer interessanter Aspekt bei der Farbgebung ist, dass unterschiedlichen Steingrößen unterschiedliche Farb­intensitäten zugeordnet werden müssen. Denn je kleiner der Stein später ist, desto kräftiger muss die zugrunde liegende Farbe des Rohblocks sein, um den gleichen Farbton bei geringerer Materialstärke zu erzielen. Das bedeutet: Zur Entwicklung einer neuen Farbe muss auch dieser Aspekt berücksichtigt werden.

„Früher gab es viele Zusätze, die nicht ganz ungiftig waren“, erläutert Riedmüller, „doch wir sind stolz darauf, dass wir alle unsere Materialien 100% frei von Gefahrenstoffen haben. Dazu zählt auch das Blei, das früher standardmäßig in unserem Kristallglas verwendet wurde. Es war ein großer Schritt, schlussendlich darauf zu verzichten. Denn unsere Produkte halten nun sogar den strengen Sicherheitsbestimmungen für Spielwaren in den USA stand, die zu den Schärfsten weltweit gehören“, ergänzt er.

Anzeige
Rudy Banner

Zusammenarbeit mit herausragenden Produktionen

Neben winzig kleinen Steinen – die alle ebenso die gleichen Flächen, Facetten und Beschichtungen aufweisen wie die großen – gibt es auch einige herausragende Projekte, mit denen die Mitarbeiter im Werk in Wattens betraut werden.

So wurde beispielweise die Spitze eines indischen Tempels mit einem gigantischen Swarovski-Kristall versehen. Reich verziert fängt sie das Licht ein und gibt es wieder. 

Aktuell wird an einem noch größeren Kristallglas gearbeitet: Die krönende Spitze eines Wolkenkratzers. Sie wird knapp 150 kg wiegen und der in die grobe Form gepresste Rohling musste rund drei Monate nach einem speziellen Schema abkühlen, um Spannungen im Glas zu vermeiden. Noch sind die Oberflächen rau. Erst nach dem ersten Schliff und Politur einer Fläche lässt sich etwas über den gleichmäßigen Zustand im Inneren sagen – und ob alles spannungsfrei und ohne Einschlüsse funktioniert hat.

Es gibt kaum einen Designer, der heute nicht auf die Pracht der funkelnden Kristallgläser zurückgreift. Insbesondere im Bühnenlicht entfaltet sich die ganze Strahlkraft. Ob auf Awards, Accessoires, Schuhen, Hüten oder selbst auf Stoffen: Es gibt praktisch keinen Ort in der Welt der Mode und ­Trophäen, wo sie nicht zum Einsatz kommen. 

Einen besonderen Stellenwert hat neben den Steinen selbst auch die Verbindung zum Trägermaterial. Neben der artgerechten Einfassung der Steine kommt auch dem perfekten Klebemittel hohe Aufmerksamkeit zu. Nur dadurch sorgt es für einen dauerhaften und hochwertigen Look. Ob Metall, Gummi, Holz, Stoff oder Leder: die Untergründe sind so vielfältig wie die Ideen der Designer. Hier werden Verbindungsstoffe eigens im Werk hergestellt, um dem hohen Anspruch stets gerecht zu werden. 

Der Sprung in andere Welten

Die Swarovski-Welt geht jedoch weit über den Bereich der Schmucksteine hinaus: Auch im Straßenverkehr hat das Unternehmen Geschichte geschrieben. Ihre Technologie unter der Marke Swareflex kommt zum Einsatz bei reflektierenden ­Sicherheitssystemen an Fahrbahnen und Warnschildern. Die Idee geht auf die Experimentierfreude ­Daniel Swarovskis in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zurück und wurde 1950 erstmals eingesetzt. 

Heute wird die Swarovski-Technik zudem genutzt, um neue Scheinwerferlösungen zu entwickeln. Aktuell gibt es eine Kooperation mit BMW. 

Auch die Swarovski-Optiken der Ferngläser und Spektive gehören zu den besten weltweit. Dieser Bereich des Unternehmens kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie basiert auf Wilhelm Swarovski, einem der Gründersöhne. Er galt als Naturliebhaber und entwickelte ein neues Prismen-Schleifverfahren für optische Geräte wie Feldstecher und Fernrohre. So gründete er im Jahr 1949 die Swarovski Optik KG, die heute mit ihren Präzisions-Feldstechern, Fernrohren und Zielfernrohren ebenfalls international aufgestellt ist. 

Vom Schmuck zur Brille

Seit Anfang des Jahres ist Swarovski als Lizenzgeber Teil des EssilorLuxottica-Universums. Die beiden Unternehmen hatten im vergangenen Jahr dazu einen exklusiven 10-Jahres-Lizenzvertrag für das Design, die Herstellung und den weltweiten Vertrieb von Swarovski Eyewear unterzeichnet. 

Die erste Kollektion im Rahmen dieser Vereinbarung wurde unter der Leitung von Swarovski Creative Director ­Giovanna Engelbert entwickelt. Am Konzept und Design wurde mit Designern in Wattens zusammengearbeitet, deren Inspiration im Schmuckbereich des Unternehmens liegt. Ein häufig wiederkehrendes Element ist dabei der Oktagonschliff der Schmucksteine, der sich auch in anderen Kooperationen wiederfindet. Der gesamte Look, vom Design der Brillenfassungen selbst bis hin zu Logo und Verpackung, kommt aus einem Guss. So wurden den anwesenden Journalisten mit sichtbar großem Stolz die ­nagelneuen Modelle präsentiert. 

Die auf der Grundlage von Acetat und Metall bestehende Kollektion setzt sich aktuell aus 25 Modellen für Korrektion und 22 Modellen für die Sonne zusammen. Das Preissegment liegt im mittleren bis höheren Bereich. 

Vier Swarovski-Hauptfarben werden neben Weiß angeboten – in jeweils einer kräftigen und einer hellen Variante: Grün, Gelb, Pink, Blau. Die Brillenfassungen zeigen im Detail ein hohes Maß der Individualität der Marke: Die Bügelenden greifen den Facettenschliff des Oktagons auf, auch die ­Nasenpads sind in der Form eines Oktagons gefertigt. 

Das gesamte Kollektionskonzept ist sehr eng an sieben Schmucklinien von Swarovski ausgerichtet, die jeweils eigene Designkonzepte beinhalten. Als ikonisches zentrales Thema steht das Lucent Hinge, ein facettiertes Kristallglas mit klassischem Juwelenschliff. Es wird bereits an Armreifen mit Magnetverschluss und teilbaren Ringen eingesetzt und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Auch aus den anderen Schmucklinien sind die entsprechenden Designelemente entlehnt und tauchen als Stilelemente in der Kollektion auf.

Bei all dem Swarovski-typischen Glitzer zeigten sich auch Fassungen, die mit weniger auffälligen Elementen Zurückhaltung übten oder die gar zwei Varianten bieten: Am Tag eine relativ schlichte Brillenfassung – doch mit einem Clip lässt sich der Fassungsrand der Brille für den Abend in ein funkelndes Wunderwerk verwandeln.

Ähnliche Beiträge