DOG: Früh erkannte Augentumore inzwischen besser heilbar

Zwei Augenpaare
Nicht frühzeitig erkannte Augentumore können tödlich enden. Symbolfoto: Soroush Karimi/Unsplash

Bei Kindern und Erwachsenen

Tumoren im Auge sind zwar selten, können jedoch unerkannt zum Tode führen. Der häufigste bösartige Tumor – das Aderhautmelanom – tritt meist im höheren Lebensalter auf. Bei Kindern bilden sich maligne Tumore dagegen meist als sogenannte Retinoblastome aus den Netzhaut-Zellen.

In den vergangenen Jahren konnten erhebliche Fortschritte in der Behandlung beider Tumorarten dank besserer Frühdiagnostik und Therapieoptionen erzielt werden. Wie die Heilungsaussichten konkret aussehen und welche Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten derzeit bestehen und künftig möglich sein könnten, berichtet Professor Dr. med. Dr. h.c. Nikolaos E. Bechrakis, Präsident der DOG und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Essen, anlässlich des DOG-Kongresses, der vom 28. September bis 1. Oktober in Berlin stattfindet.

Häufigster Augenkrebs im Erwachsenenalter – Aderhautmelanom

Augenkrebs ist eher selten und daher wenig beachtet. Da Tumore im Augeninneren häufig erst spät erkannt werden, könnten diese nicht nur das Augenlicht gefährden, sondern auch lebensgefährlich sein. „Es ist daher wichtig, diese Augenerkrankungen trotz ihrer Seltenheit im Blick zu behalten. Zum Glück haben sich die Möglichkeiten der Früherkennung in den letzten Jahren deutlich verbessert!“, erklärt Professor Bechrakis. So lassen sich Tumore mit modernen Früherkennungsmethoden erkennen und behandeln, bevor die Gefahr für die Sehkraft und das Leben Krebs-Betroffener zu groß werden.

Am Aderhautmelanom erkranken in Deutschland jährlich bis zu 700 Menschen. Die Aderhaut ist die Schicht zwischen Netzhaut und Lederhaut, in der zahlreiche Zellen liegen, die für die Nährstoffversorgung der Netzhaut wichtig sind. „Zu erkennen ist der Tumor durch eine bräunliche Pigmentierung der Aderhaut und tritt meist zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auf“, führt Bechrakis aus. Kritisch sei, dass diese Tumorart meist über Monate unentdeckt bleibt, da sie weder Schmerzen verursacht noch von außen sichtbar ist und erste Symptome wie Sehbeeinträchtigungen häufig unbemerkt oder unbeachtet blieben.

Der Krebs kann in dieser Zeit metastasieren und über die Blutbahn andere Organe befallen – vorzugsweise die Leber. „Gerade im höheren Alter denken viele bei auftretenden Sehproblemen eventuell an Altersveränderungen und nicht an einen bösartigen Tumor“, berichtet Bechrakis. Der Experte empfiehlt, auch bei kleinsten Sehveränderungen sofort einen Experten aufzusuchen und rät davon ab, sich selbständig mit Lesehilfen zu versorgen.

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Das Aderhautmelanom ließe sich schnell und ohne großen Aufwand für die Betroffenen diagnostizieren. Mit Hilfe spezieller Weitwinkelfotoapparate sei eine Untersuchung des Inneren des Augapfels möglich. Bechrakis prognostiziert, dass in naher Zukunft zudem Blutuntersuchungen zur Früherkennung eingesetzt werden können. Die Therapie ist bei früh erkanntem Krebs sehr aussichtsreich: Mithilfe der Protonentherapie, die Strahlen gebündelt in das Auge projiziert, könne der Tumor in 95% der Fälle inaktiviert werden und bei etwa 80% der Betroffenen bliebe darüber hinaus auch die Sehkraft erhalten.

Alternativ stehe die Kontaktbestrahlung mit dem Radioisotop Ruthenium zur Verfügung. Die größte Herausforderung sei noch die Therapie von bereits metastasiertem Aderhaut-Krebs. Aber auch hier verzeichne die Forschung Fortschritte: Das mittlere Überleben konnte bereits auf 6 Monate verlängert werden.

Im Kindesalter sind früh erkannte Augentumore gut heilbar

Mit jährlich etwa 60 Neuerkrankungen sei das Retinoblastom der häufigste bösartige Tumor des Augeninneren bei Kindern. Weltweit erkrankten jedes Jahr über 8.000 Babys und Kleinkinder daran. In Industrienationen konnte die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Ophthalmologie, Onkologie, Pädiatrie und weiteren Fachgebieten die Sterblichkeit auf 5 Prozent reduzieren. „In Entwicklungsländern hingegen besteht weiterhin eine Sterberate von 50%, da dort die notwendigen sozioökonomischen Standards nicht gegeben sind“, kritisiert Bechrakis.

Hier bestünde in der Telemedizin ein großes Potenzial, um den Hürden der mangelnden Expertise vor Ort positiv zu begegnen. Auch Blutanalysen, die im Blut zirkulierende spezifische Tumor DNA (ct-DNA) identifizieren, seien für die Frühdiagnostik vielversprechend und könnten dabei helfen, Überleben und Lebensqualität der kleinen Patienten zu verbessern.

Quelle: DOG

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