Fragen über Fragen

Die Welt(-wirtschaft) ist gerade massiv in Bewegung. Jemand, der sich an der Spitze der Nahrungskette sieht, schafft es über Nacht Billionen Dollar, Euro oder Yen verpuffen zu lassen. Weil er sich (und seine Nation) unfair behandelt sieht. Er stellt, als erste Fragen zu seinem Handeln auftreten, dann Vergleiche mit der zu schluckenden Pille an, die noch immer „in the long run“ gewirkt habe.
Stellt sich nur die Frage, wie viel Kalkül dahintersteckt und wie viel Borniertheit. Und ob man sich auch an einem Medikament verschlucken kann. Soll schon geschehen sein. Das Dumme daran ist für uns alle, niemals zuvor war die alte Weisheit „Zeit ist Geld“ so aktuell wie in diesen Tagen.
Doch der Blick über den weiten Teich endet eigentlich schon beim Blick aus dem Fenster. So ist hierzulande der Effekt verpufft, den sich nicht nur Wirtschaftsanalysten, sondern auch Ottonormalverbraucher von den holprigen Bundestags-Neuwahlen versprochen hatten. Glaubt man den Zahlen renommierter Marktforscher, sind die Deutschen trotz dieses Wahlausgangs am Behüten, sprich am Sparen, interessiert. Gestiegene Sparneigung nennt es der Experte.
Das verwundert gar nicht mal so sehr. Endlich im großen Stil das Portemonnaie öffnen? Das muss nun zum x-ten Male nach hinten verschoben werden! Verunsicherte Bürger, die befürchten müssen, dass es statt des politischen Re-Starts nun zum halbgaren Dahinsiechen kommt, stellen sich hier auch zu Recht die Frage, was denn noch passieren muss? Auch damit es nicht noch viel, viel schlimmer kommt.
Hoffen wir also alle, dass eine zügige Regierungsbildung und der neue Bundeshaushalt nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den privaten Haushalten das Ruder (schleunigst) herumreißen.
Etwas mehr Planungssicherheit würde sicherlich auch den einen oder anderen Brillenträger wieder zurückbringen. Und damit eine beim Augenoptiker doch recht geschätzte Spezies, die aber auf lange Sicht nicht vom Aussterben bedroht ist. Sie wissen schon: Demografie, Myopie, Lethargie … Doch aufgepasst: sie schrumpft!
Laut jüngst veröffentlichter 26. Allensbach-Brillenstudie* war 2024 erstmals seit anderthalb Jahrzehnten der Anteil der Brillenträger in Deutschland rückläufig. Zwar „nur“ von 67% im Jahr 2019 auf 64% in 2024, aber immerhin.
Studienleiter Michael Sommer vom Institut für Demoskopie Allensbach erklärt das Artensterben primär mit wirtschaftlichen Unsicherheiten, steigenden Preisen und einem anderen Konsumverhalten. Das würde gerade gelegentlich Brillentragende noch eher dazu veranlassen, den Besuch beim Augenoptiker oder Augenarzt auf die lange Bank zu schieben.
Besonders auffällig war der Verlust bei den sogenannten „Twens“, den 20- bis 29-Jährigen. Ihr Anteil fiel zwischen der letzten Erhebung 2019 und 2024 von 35% auf 29%. In dieser Altersgruppe würden viele ihre Brille nur sehr unregelmäßig tragen und aktuell möglicherweise ganz darauf verzichten, heißt es.
Positiv stimmt uns aber, dass mit 40% die Gleitsichtbrille der Spitzenreiter unter den Brillenträgern bleibt: um 4% ist ihr Anteil gestiegen. Bei den über 60-Jährigen nutzt demnach etwa jeder zweite Brillenträger eine Gleitsichtbrille.
Die Studie spricht hier übrigens insgesamt von „überraschenden Ergebnissen“. Die Frage an Sie, lieber Leser, wäre nun: Hätten Sie es gewusst?
*Seit 1952 erhebt das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Kuratoriums Gutes Sehen (KGS) regelmäßig Daten zum Umgang der Bevölkerung mit dem Thema Sehen. Die aktuelle, 26. Erhebung fand im 4. Quartal 2024 statt.