Krisensicher

Jametlene Reskp/unsplash.com

…und resilient hat sich die Branche in den bewegten Corona-geschüttelten vergangenen zwei Jahren gezeigt. Die Konsumenten strömten während der Lockdowns in die geöffneten Geschäfte der systemrelevanten Augenoptiker und gaben ihr Geld bereitwillig aus. Das hat den Augenoptikern im Gegensatz zum restlichen Einzelhandel ein fettes Plus eingebracht, „denn geguckt werden muss ja immer“.

Blickt man auf den Einzelhandel im Gesamten, sieht die Lage aktuell bedrückend aus. Die Corona-Krise fühlt sich wie ein schlappes Vorglühen auf das an, was da noch kommen könnte. Denn die Teuerungsrate dämpft die Konsumlaune der Menschen in Deutschland gerade erheblich. So sank der Umsatz im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat auf ein historisches Tief seit 28 Jahren – preisbedingt – um 8,8%. Nimmt man den Faktor heraus, so sind es nominal zwar nur noch 0,8%, doch diese „Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigen“, teilt das Statistische Bundesamt nüchtern dazu mit. In anderen Worten: Alles ist teurer geworden, die Konsumenten kaufen weniger.        

Auch die GfK, die regelmäßig die Kauflaune der Deutschen unter die Lupe nimmt, berichtet von einer nie dagewesenen Talfahrt. Das Rekordtief im Juni wurde aufgrund der steigenden Inflation auch im Juli unterboten. Seit 1991 werden diese Daten zur Verbraucherstimmung in Deutschland erhoben – und noch nie wurde ein schlechterer Wert gemessen. 

Der Ukraine-Krieg mit seinem Rattenschwanz aus unterbrochenen Lieferketten, steigenden Kosten für Energie und ­Lebensmitteln und den Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und nicht zuletzt auf die Weltwirtschaft, bremst die Kaufleidenschaft gerade heftig aus. Die Prognosen gehen davon aus, dass das Konsumklima auch weiterhin gebeutelt wird. Denn ein Ende der Gasknappheit, und dem damit verbundenen Druck auf die Energiepreise, ist nicht in Sicht. 

In dieser Ausgabe haben wir neben unserem Schwerpunkt Kontaktlinsen, Pflege und Augengesundheit daher auch Beiträge zusammengestellt, die einen Spot auf die aktuelle Situation werfen. Denn nun ist wichtig, die Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben im Blick zu behalten. Doch kein Geschäft kann ohne Investitionen und Werbung getätigt werden. Darum ist es jetzt umso wichtiger, dass man einen aktualisierten Budgetplan erstellt – und sich auch daran hält.

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Das macht gerade Fielmann vor, die ihr eigenes Bemühen um ihr Budget gerade in mehreren Pressemitteilungen öffentlich gemacht haben. So werde zukünftig verstärkt auf Eigenmarken gesetzt, sowohl bei der Brillenoptik als auch bei den Kontaktlinsen. Der Verhandlungsspielraum in diesem Bereich dürfte sich für das Unternehmen einfacher orchestrieren lassen als bei den etablierten Marken, um somit die Profitabilität deutlich zu erhöhen. 

Man erhofft sich dadurch das Verhältnis von zuletzt stark gestiegenen Kosten und den damit nicht mehr standhaltenden Umsatzerwartungen korrigieren zu können. Interessant ist: Beim Personal wird nicht gespart. Auch wenn sich die Corona-Pandemie weiterhin negativ auf das Umsatzniveau auswirke, habe man in mehreren Märkten die Mitarbeitergehälter sogar erhöht, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dazu griff das Unternehmen für den zusätzlichen Personalaufwand von rund 22 Mio. € im 1. Halbjahr 2022 zusätzlich tief in die Tasche.

Ist die Augenoptik dem gewachsen, was da auf uns zukommt? Wird sie sich krisensicher zeigen, wenn die Verbraucher ihr Portemonnaie geschlossen halten müssen? Wenn Lieferketten zu Engpässen führen und die gestiegenen Energiekosten im Budgetplan nicht enthalten waren? Die Preise für Gas und Strom lassen sich aktuell kaum prognostizieren. Leider sieht es so aus, dass sich der Krieg in der Ukraine noch lange hinzieht und die Energiekosten weiter in die Höhe treibt. 

Doch bleiben wir optimistisch, denn „geguckt werden muss ja immer!“.

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