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Obermeistertagung 2025: Zukunftsvision und Realitätscheck

Podiumsdiskussion: v.l.: Rainer Hankiewicz (Vorsitzender des ZVA-Berufsbildungsausschusses), Anna-Magdalena Reichow, (Innovationskreis-Mitglied und Inhaberin Die Optrie in Regensburg), Optometristin Dr. Carolin Truckenbrod und Daniela Steinkämper (Optik Viehoff-Gruppe). Bilder: ZVA/Peter Magner

GKV, Ausbildung und Meisterverordnung prägten die Obermeistertagung 2025

Die Obermeistertagung des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) am 11. Oktober in Osnabrück war mehr als ein Branchentreffen – sie war ein Spiegelbild der Herausforderungen und Chancen, die die Augenoptik derzeit bewegen. Im Rahmen der Sicht.Kontakte 2025 kamen die Delegierten zusammen, um zentrale Themen wie die neue Meisterprüfungsverordnung, die Reform der Sehhilfenversorgung im GKV-System und die Nachwuchsgewinnung zu diskutieren.

Nach der Ehrung von Josef Brandl und Hans-Anton Walter mit dem Silbernen ZVA-Ehrenzeichen für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement stieg ZVA-Präsident Christian Müller mit seinem Bericht zur aktuellen Situation ein. Dabei zeichnete er ein differenziertes Bild: „Die Stimmung hat sich leider nicht wie erhofft verbessert, das macht sich in unseren Betrieben bemerkbar – aber weniger als in anderen Branchen.“ Trotz eines leichten Umsatzwachstums bei sinkenden Stückzahlen sieht Müller Handlungsbedarf: „Wir brauchen endlich eine Reform der Sehhilfenversorgung, das Sachleistungsprinzip ist nicht mehr zeitgemäß.“ Der ZVA schlägt ein Festzuschussmodell vor, das mehr Transparenz und Eigenverantwortung schaffen soll. „Das würde nicht nur den Wettbewerb fördern, sondern auch den Verwaltungsaufwand deutlich reduzieren“, so Müller.

Augenoptik als Gesundheitsakteur: Prävention und Kooperation

Die Augenoptik soll sich stärker als präventiver Gesundheitsakteur positionieren. Müller betonte: „Medizinisches bleibt beim Arzt, trotzdem kann der Augenoptiker in der Prävention noch aufholen.“ Themen wie vergrößernde Sehhilfen und Diabetes-Vorsorge könnten vermehrt in die Betriebe geholt werden. Die Zusammenarbeit mit Augenärzten wurde ebenfalls thematisiert – inklusive einer gemeinsamen Abmahnung gegen die Drogeriemarktkette DM. Erfolg wird hier allerdings kaum erwartet.

Ein Lichtblick war die neue Meisterprüfungsverordnung, die ab Juli 2026 in Kraft tritt (lesen Sie hierzu auch das Interview in FOCUS 10/2025). „Selbst die Schweiz hat schon gelobt, was wir da auf den Weg bringen“, sagte Müller. Herausforderungen in der Übergangszeit seien jedoch zu erwarten. Ein Rahmenlehrplan wurde bereits erstellt. Augenarzt Prof. Dr. Dr. Ludwig Heindl erläuterte in einem Fachvortrag die neuen Anforderungen und betonte die Rolle der Augenoptiker in der wohnortnahen Versorgung. „Der Augenoptiker wird immer wichtiger in der ersten Reihe der Versorger“, sagte Heindl. Digitale Screening-Verfahren, telemedizinische Kooperationen und moderne Diagnosetechnik eröffnen neue Möglichkeiten. Sein Fazit: „Der Erhalt des Sehens gelingt nur im Dialog zwischen Augenheilkunde und Augenoptik.“

Strategische Zurückhaltung statt Kündigung bei den Krankenkassen

ZVA-Geschäftsführer Jan Welzel berichtete über die aktuelle Situation mit den Krankenkassen. Nachdem der GKV-Spitzenverband im Frühjahr 2025 die Festbeträge aufgehoben hatte, zeigte sich die AOK wenig verhandlungsbereit. „Trotz Inflation will die AOK keine Erhöhung der Festbeträge mitgehen“, so Welzel. Der ZVA entschied letztlich einstimmig, die bestehenden Versorgungsverträge vorerst nicht zu kündigen, um damit schon strategisch Druck aufzubauen. Stattdessen soll eine mögliche Kündigung zum 31. Dezember 2026 auf der Mitgliederversammlung im März 2026 erneut geprüft werden. Auch der von der Bundesregierung kurz zuvor angekündigte „Herbst der Reformen“ solle für diese wichtige Entscheidung noch abgewartet werden.

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Nachwuchsgewinnung zwischen Social Media und Werkstattfrage

Ein zentrales Thema war der neue ZVA-Berufsbildungsbericht, vorgestellt von Rainer Hankiewicz. Die Ausbildungszahlen sinken, viele Betriebe bilden nicht aus – meist mangels Bewerbungen. „Die Betriebe geben ganz unterschiedliche Gründe an, aber der häufigste ist: Es bewirbt sich einfach niemand“, so Hankiewicz. Als Lösungsansatz wurde vorgeschlagen, junge Kunden direkt im Geschäft anzusprechen und Praktika zu ermöglichen. 

In der folgenden Diskussionsrunde zur Nachwuchsgewinnung wurde deutlich, dass die jüngere Generation andere Erwartungen hat, etwa Kommunikation auf Augenhöhe und moderne Ausbildungsformate. Auch Social Media für die Azubi-Gewinnung wurde als unverzichtbar ausgemacht.

Der neu besetzte ZVA-Innovationskreis unter Leitung von Manuel Kues soll künftig die Perspektiven der jungen Generation wieder stärker in die Verbandsarbeit einbringen. Eine spannende Frage, die sich zudem aus der Diskussion ergab: „Wie viel Handwerk braucht es noch für den Gesundheits­beruf?“. Jüngere Betriebsinhaber tendieren dazu, Werkstatt­arbeiten wie das Schleifen auszulagern. Ein möglicher Impuls für die zukünftige Ausbildungsordnung?

Mehr Brillenträger, mehr Verantwortung

Zum Abschluss seines Berichts verwies Christian Müller auf die neue Allensbach-Brillenstudie, die einen Anstieg der Brillenträger um 5% in den nächsten Jahren prognostiziert. „Das ist ein positives Signal für unsere Branche – und ein Auftrag, uns als kompetente Versorger weiter zu positionieren.“

Wie die ZVA-Obermeistertagung 2025 zeigte, steht die Augenoptik vor großen Veränderungen. Mit der neuen Meisterverordnung, dem angestrebten Festzuschussmodell und verstärktem Fokus auf Nachwuchs und Prävention setzt der Verband klare Impulse. Jetzt gilt es, diese im Dialog mit Politik, Medizin und Gesellschaft in der Praxis umzusetzen.

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