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Sustainability Award 

Moderator Frank Sonnenberg (FOCUS-Redakteur & CSR-Manager) und Lidia Ricco (Messereferentin der Opti) überreichen den Preis an den Sustainability Award-Sieger Andreas Schmidt. Bilder: Silke Sage und Frank Sonnenberg

Erstmals auf der Opti verliehen

Die Opti 2024 ist zwar jetzt schon wieder ein paar Wochen her, doch das Thema Nachhaltigkeit hat auf der diesjährigen Messe Akzente in der Augenoptikbranche gesetzt. Beispielsweise mit dem Sustainability Award für besonders nachhaltig aufgestellte Augenoptikbetriebe, der in diesem Jahr erstmalig im Rahmen des Opti Sustainability Hubs vergeben wurde.

Augenoptiker konnten sich mit ihrem großen und kleinen nachhaltigen Projekt für den Sustainability Award bewerben. Aus allen Einreichungen wurden drei Finalisten gekürt, allesamt mittelständische Betriebe. Diese haben sich mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit beschäftigt – Ökonomie, Ökologie und Soziales – und damit ihre eigenen Transformationsprozesse im Unternehmen angestoßen und Unternehmensziele für sich klar definiert. Sie mussten mit ihren Projekten auf der Opti 2024 gegen­einander antreten.

Spannend wurde es, als am Samstag gegen 15:00 Uhr der erste mehrminütige Pitch um das Preisgeld von 5.000 € startete. Der Betrag wurde übrigens von Unternehmen aus der IG Nachhaltigkeit (DAO, DEOMA, IGA Optic, Koberg & Tente, Pricon, Rodenstock, Visall, Wardakant) zusammen mit der GHM (Veranstalter der Opti) zur Verfügung gestellt. 

Das anwesende Publikum hörte drei emotionale und leidenschaftliche Bewerbungen, mit denen die drei Finalisten ihre Ideen von Nachhaltigkeit präsentierten. Am Ende gewann Andreas Schmidt von Augenblick Brillen Kontaktlinsen GmbH. Er setzte sich durch gegen die beiden weiteren Finalisten ­Johanna Förster, Förster Optik GmbH und Thomas ­Doeker, Fa. A. Dornseifer e.K.

Moderator Frank Sonnenberg (FOCUS) und Lidia Ricco, Messe­referentin der Opti, überreichten die Urkunden und den eigens für den Award aus recycelten Materialien kreierten Pokal. Dieser ist übrigens in einer Gemeinschaftsleistung von Niklas Warda (Wardakant), Frank Tente (Koberg & Tente) und Markus Temming (Markus T) entstanden. 

Die Konzepte der Finalisten 

Die drei Teilnehmer im Finale waren ähnlich bei den „Standardaktionen“ in Sachen Nachhaltigkeit, aber auch unterschiedlich bei ihrem Zugang zum Thema Nachhaltigkeit aufgestellt. Hier nur einige Themen, mit denen sich die drei Finalbetriebe intensiver beschäftigen.

Die drei Finalisten des Sustainability Awards (v.l.n.r.): Gewinner Andreas Schmidt von Augenblick Brillen Kontaktlinsen GmbH, Johanna Förster, Förster Optik GmbH und Dr. Thomas Doeker, Fa. A. Dornseifer e.K.

Ein wichtiger Aspekt in der Unternehmensphilosophie für­ ­Andreas Schmidt, Augenblick Brillen Kontaktlinsen GmbH aus Birges, dem Gewinner des Awards, ist der Ansatz von Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie. Der Betrieb selbst ist noch nicht GWÖ zertifiziert – Corona kam dazwischen – versucht sich aber daran zu orientieren. Das bedeutet verantwortungsvoll und fair zu wirtschaften und jeden Arbeitsschritt so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Es geht hierbei um Solidarität und Gerechtigkeit in den Lieferketten, der Förderung des ökologischen Verhaltens der Mitarbeitenden, der Reduktion von ökologischen Auswirkungen oder der Transparenz bei Mitentscheidungen bei unternehmerischen Prozessen. Ein wichtiger Aspekt im umfangreichen Unternehmenskonzept: Elektromobilität und emissionsfreies Fahren. In 2023 gab es 3 Elektrofahrzeuge inkl. Wallbox. Eine weitere Wallbox dient als kostenlose Stromquelle für Kundenautos. Nur noch am Rande: Der ­diesjährige Sustainability Award-Sieger hatte bereits 2022 den 1. Preis beim Nachhaltigkeitspreis „Grüne Welle“ des Westerwaldkreises gewonnen.

In Dortmund legt die Firma Dornseifer bereits seit Jahren ihr Augenmerk darauf, sie möglichst energie- und ressourcenschonend auszurichten. Für Inhaber Thomas Doeker ist aber auch das Produktangebot im Geschäft wichtig. Nicht ohne Grund steht das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung SDG 12 – Nachhaltige-/r Konsum und Produktion im Mittelpunkt. Wenn möglich, liegt bei der Auswahl neuer Lieferanten das Augenmerk auf lokal produzierenden Betrieben, denen ebenfalls nachhaltiges Wirtschaften ein Anliegen ist. Auch Langlebigkeit ist ein Thema, sowohl von der Funktion als auch vom Design her. In diesem Zusammenhang sei auch eine langfristige Lieferantenbeziehung wichtig – auch was Marktpräsenz und die langfristige Lieferung von Ersatzteilen angeht.

Drittes Finalunternehmen war der Familienbetrieb Förster Optik aus Weilheim, das Johanna Förster repräsentierte. Dort setzt man beispielsweise an der Philosophie der Wahre-­Werte-Optiker an. Im Mai 2023 wurde Förster Optik als einer von 25 „Wahre-Werte-Optikern 2023/2024“ ausgezeichnet; für Bemühungen im Bereich Nachhaltigkeit, soziales Engagement (Engagement bei dem lokalen Umweltprojekt Weilheimer Moos, einem Moorgebiet in Bayern) und fachliche Kompetenz mit ständiger Fort- und Weiterbildung.

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Mikroplastikfilterung wird bei Förster Optik, wie bei den beiden zuvor genannten Betrieben, als wichtiger Umweltaspekt gesehen. Investiert wurde 2020 in die Werkstattausrüstung.
In dem Jahr wurde ein Abwasserfiltersystem am Glasschleif­automaten eingeführt. Seitdem wurden fast 9.600 Brillengläser geschliffen. Bei einem durchschnittlichen Abfall von 5 Gramm pro Glas bei einem Schleifvorgang, den sie angibt, sind hier fast 480 Kilo Mikroplastikabfall nicht ins Abwasser gelangt. Rund eine halbe Tonne weniger – was ungefähr der Hälfte des Leergewichts eines VW Golf 2 aus den 80er Jahren entspricht. Oder rund 480 Tetrapacks mit je einem 1 Liter Milch.

Interessanter Mix im Sustainability Hub supported by FOCUS

Die Verleihung des Awards feierte dieses Jahr Premiere, der Sustainability Hub sorgte aber schon im Jahr zuvor für spannende Diskussionsrunden und Vorträge, darunter viele von Mitgliedern der IG Nachhaltigkeit gehalten. Auch dieses Jahr vertraten sie das Thema Nachhaltigkeit aus Sicht der Branche. Matthias Köste (Pricon) berichtete beispielsweise über die Fortschritte des Stützscheiben-­Projekts der IG, Niklas Warda (Wardakant) und Reinhard Müller (Optik Müller) über Filtersysteme in der Werkstatt. Unter den Vortragenden war auch die Gewinnerin des ­dritten Opti Box-Awards Johanna Skans mit ihrem Thema Slow-Fashion. Die Gründerin von Skans stammt aus ­Schweden und ist Augenoptikerin in zweiter ­Generation. Nachhaltigkeit ist ihr Lebenselixier: Sie hat in Cambridge Business Sustainability Management studiert, internationale Praxiserfahrung sammelte sie in Australien.

Könnte man Kontaktlinsen-Blister als Kleidung tragen? Es wäre wohl gewagt, aber durchaus möglich. Die Künstlerin Velia Dietz zeigte ihre Kreationen aus KL-Blistern auf einer Sonderschau auf der Messe. Auf dem Sustainability Hub erzählte sie die ­Story hinter den Kunstwerken. Gesammelt hatte das Material übrigens die Augenoptikerin Carina ­Freytag-Hafen, von Optik Marx in München, selbst Mitglied der IG Nachhaltigkeit. „Wir haben über die Jahre rund 100 Kilo Blister von Kunden und von anderen Augenoptikern gesammelt. Vor rund einem Jahr ­haben wir 100 Kilo bei ­Velia Dietz abgeliefert. Sie möchte auf die Müllvermeidung bei Kontaktlinsen aufmerksam machen und wir unterstützen sie gerne dabei“, so die Augenoptikerin.

Im Laufe des Jahres sind bei Velia Dietz diverse Objekte entstanden. Eines stand exemplarisch auf dem Sustainability Hub während ihres Vortrages. Bis es so weit war, hat sie Verpackungen sortiert, Löcher in Blister gebohrt, sie miteinander verknüpft und damit etwas Außergewöhnliches geschaffen.

Das Blister-Objekt auf der Schaufensterpuppe erinnert an ein Kleid. „Hier sieht man den Jahresverbrauch einer einzelnen Person an Tageslinsen und welche Menge an KL-Blistern als Müll übrigbleibt“, erklärt sie. „Also fast 730 Einzelblisterverpackungen.“ Fast zwei Kilo sortenreiner Kunststoff. Mit ihrer Kunstaktion will sie auf jeden Fall weitermachen. Vielleicht sehen wir ja in einem Jahr noch etwas ganz Großes.

Mitten im Thema Kreislaufwirtschaft war Prof. Dr. Florian Turk. Als Start-up-Gründer (Microwave Solutions) und Recyclingspezialist brachte er spannende Einblicke in den aktuellen Stand der Recyclingtechnologie im Kunststoffbereich.

Fazit

Alles in allem, drei Tage, in denen ein wichtiges Branchenthema präsentiert wurde, das uns zukünftig noch an vielen ­Stellen begegnen wird. Vielleicht kann man mit solchen Messe-­Aktionen Menschen dazu inspirieren, nachhaltiger zu agieren. Nicht allein nur aus Klima- und Umweltgründen. Der ehemalige stellvertretende WVAO-Geschäftsführer Lars ­Steinebach präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage des Verbandes aus 2023 unter Augenoptikbetrieben. Eines der Ergebnisse: Mit dem Thema Nachhaltigkeit können sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren. In Zeiten von Fachkräftemangel sicherlich ein interessanter Ansatz, neue Mitarbeiter zu finden bzw. sie an den eigenen Betrieb zu binden. 

International wird das Thema auch in den kommenden ­Monaten jedenfalls weiter an Fahrt in der Branche aufnehmen. Die IG Nachhaltigkeit und die Opti werden die künftigen Entwicklungen gewiss verfolgen.

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