Neue Trends im Ladenbau
Erlebnisorientiert, digitaler und nachhaltiger
Die Ansprüche der Shopper steigen ständig. Auch in der Augenoptik. Unternehmen müssen daher Anreize schaffen, einen Laden zu besuchen. Auf der Opti der beiden vergangenen Jahre wurden ja schon diverse Ideen für zeitgemäßen Ladenbau für die unterschiedlichen Funktionsbereiche eines Augenoptikgeschäfts gezeigt. Erlebnisorientiert, digital und nachhaltig – drei Schlagworte, die zeitgemäßes Ladendesign für Augenoptikgeschäfte weiterhin prägen werden. Inspirieren kann aber auch ein Blick über den optischen Tellerrand hinaus.
Die Zukunft der Augenoptik liegt in der Schaffung von einzigartigen und unvergesslichen Kundenerlebnissen. Durch eine Kombination aus Ästhetik, Funktionalität und Technologie können Augenoptiker ihre Kunden begeistern und sich von der Konkurrenz abheben. Gerade der Point of Sale, kurz POS muss heutzutage mehr bieten als eine reine Verkaufsfläche. Hier kommen emotionales Erlebnisshopping, Services und sozialer Austausch zwischen Kunden und Beratern zusammen. Technologie, besser eine technologische Vernetzung, kann hier unterstützend helfen.
Inspirationen zu interessanten POS-Konzepten findet man oft beim Blick über den augenoptischen Tellerrand. Ein allgemeiner Trend ist die Verknüpfung von stationärem Handel mit einer integrierten bzw. angeschlossenen Gastronomie. Hier wird Besucherfrequenz generiert. Das Café oder Restaurant als Treffpunkt oder cooler Wartebereich.
Erlebnisorientiert und flexibel
In der Augenoptik können zeitlich begrenzte Eventkonzepte funktionieren, die das Erlebnis ins Geschäft holen. Voraussetzung, der Laden bietet flexible, multifunktionelle Elemente. Sie erlauben es dem Shopbetreiber, schnell zu reagieren und spannende Inszenierungen am POS zu schaffen. Für die nächste Modenschau, Ladies Night, ein Mini-Konzert oder Koch-Event. All dies macht das Geschäft zur Anlaufstelle.
Ein wandelbares und flexibles Ladenlayout des Verkaufsraumes kann hilfreich sein, um sich schnell an Veränderungen des Marktes und veränderte Kundenbedürfnisse anzupassen. Oder einfach nur, um kurzfristige Sortimentsänderungen, saisonale Aktionen zu neuen Produkten oder Marken- und Themenwelten durchzuführen. Ein neues Erscheinungsbild und frische Optik im Pop-up-Store-Style.
Auch die Werkstatt für sich kann als Themenfeld transparent positioniert werden. In den vergangenen Jahren haben Augenoptiker dieses Konzept erfolgreich verfolgt. Vorteil: Offene Werkstätten und Einblicke in die Herstellungsprozesse können das Vertrauen der Kunden stärken.
Analog und digital gleich Multichannel
Die Visionen im Internet gehen über einen reinen Online-Shop hinaus. Zukünftig sind Ladenbau-Lösungen gefragt, die das Online- und Offline-Geschäft miteinander verbinden.
Durch Online-Shops und Smartphones sind es Shopper gewohnt, sich über verschiedene Kanäle zu informieren und einzukaufen. Die Customer Journey dieser Shopper beginnt mit der Informationssuche auf dem Sofa und führt bis zum Kaufabschluss in den Laden.
Es geht darum, unverbindliche Anreize zu schaffen und die Kauflaune des Kunden zu fördern. Auch hier steht zukünftig der Erlebnisfaktor im Vordergrund. Neben den bekannten virtuellen Brillenanproben können Kunden Fotos mit ihren Neuerwerbungen posten, sich mit Experten oder anderen Kunden über Erfahrungen austauschen sowie Video-Clips rund um Fachfragen, Produktgruppen und Themenwelten anschauen oder Ratgeber, Podcasts und Influencer-Empfehlungen nutzen. Vielleicht ist dies ein Ansatz zu mehr Wachstum des Online-Umsatzes. Doch allein dem Internet wird dieser Bereich sicher nicht überlassen. Digitale Elemente werden zukünftig in die Verkaufsfläche miteinbezogen.
Überhaupt ist die Digitalisierung nach wie vor ein sehr großes Thema im Ladenbau: Mit digitalen Lösungen lassen sich mittlerweile komplette Prozesse im Geschäft optimieren oder sogar ganz steuern – das führt zu mehr Profitabilität und Wirtschaftlichkeit und einem gesteigerten Kundenerlebnis.
Smart Stores 24/7
Einkaufen ohne Personal? In der Augenoptik derzeit noch Zukunftsmusik. Andere Branchen denken aufgrund von
Personalengpässen, einer schlechten Nahversorgung in strukturschwachen Gegenden und Kunden, die immer schneller und einfacher einkaufen gehen möchten, darüber nach. Vorteile: Möglichst lange Öffnungszeiten, alles stationär verfügbar, kein Warten an der Kasse.
Smart Stores 24/7 sind unbemannte Stores. Fünf Merkmale zeichnen sie aus:
- Es gibt kein Personal,
- sie werden 24 Stunden an 7 Tagen betrieben,
- es erfolgt eine Vorab-Identifizierung/Registrierung durch den Kunden,
- bargeldlose Bezahlung und
- es sind in der Regel kleine Stores.
Zwei Arten von Smart Stores gibt es. Bei sogenannten Walk-in-Konzepten kann der Kunde einen Verkaufsraum betreten und die Waren aus dem Regal entnehmen. Anders bei den Automated Boxes. Hier ist die Ware für den Kunden nicht direkt zugänglich. Der Kunde wählt über eine Eingabe (am Automaten, über eine App und/oder an einem Terminal) erst seine Produkte aus. Dann wird diese von der Automated Box mit unterschiedlichsten Technologien kommissioniert und ausgegeben.
Allein in Deutschland sollen seit 2023 laut einer Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn von Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher schon 77 verschiedene Smart-Store-Konzepte existieren. Tendenz steigend.
Nachhaltigkeit ist ein Megatrend
Umweltschutz ist mittlerweile ein wichtiger Aspekt in der Kaufentscheidung vieler Menschen. Immer mehr Endverbraucher legen großen Wert auf nachhaltiges Einkaufen. Sie hinterfragen ihr Konsumverhalten und haben den Wunsch, einen Beitrag zu einer besseren Zukunft zu leisten. Nachhaltigkeit ist daher ein Megatrend unserer Gesellschaft und wirkt sich unmittelbar auf den Ladenbau aus. Kein Wunder, dass in den vergangenen Jahren viel über ressourcenschonende Konzepte nachgedacht wurde. Das fängt bei Energieeffizienz der Beleuchtung, Klimatisierung und technischen Ausstattung an, geht über Abwasserkonzepte für die Werkstatt und hört bei den Möbeln noch lange nicht auf. Schließlich ist allein das Thema Materialien eine kleine Wissenschaft für sich. Die Ansätze können vielfältig sein. Im Vordergrund stehen vor allem langlebige, qualitativ hochwertige Ladenbaulösungen.
Keramik, Terrakotta, Lehm, Granit – natürliche, echte Materialien spielen im Jahr 2024 im Shop-Design mitunter eine große Rolle. Im Trend liegen auch Möbel aus Holz, welches aus nachhaltiger Bewirtschaftung kommt. Zudem gibt es sehr viele neue Materialien, die nachhaltig sind: Platten aus Fischhäuten, aus Reis oder Hanf-Baustoffe. Auch der Einsatz von Produkten aus recycelten Materialien lohnt einen Blick.
Naturtöne, gedeckte Farben und Monochrom
Die Zeiten von knallig und schrill sind vorbei. Derzeit sind sanfte und gedeckte Farben sowie Naturtöne auf dem Vormarsch – von Blaugrau über Algengrün bis hin zu Schokoladenbraun und Apricot. Akzente zur gedeckten Farbwelt setzen hingegen kräftige Farbtöne.
Möbel, Tapeten, Deko-Elemente und teilweise auch die Böden werden in den Abstufungen einer Farbfamilie kombiniert.
Die Formen, sowohl von Möbeln als auch Deko-Elementen, werden wieder geschwungener und runder – Ecken versucht man zu vermeiden. Polstermöbel werden üppiger und haptisch angenehme Stoffe wie Teddyplüsch und Bouclé sind klar im Rennen.
Regionalität als Trend
Doch nicht nur die inneren Werte eines Geschäfts sind zukünftig wichtig. Drei Begriffe sind derzeit in der Transformations-Diskussion zu finden, die den stationären Handel und seine Standorte direkt oder indirekt betreffen werden. Die 15-Minuten-Stadt, Quartiers-Entwicklung und die Revitalisierung von Innenstädten sind Konzepte, die das Einkaufsverhalten der Menschen und die Angebote vor Ort für sie grundlegend verändern werden. Vielleicht zugunsten von stationären Geschäften mit Spezialisierungen bzw. Produkt- und Markenschwerpunkten (Monolabels).
In der 15-Minuten-Stadt sollen alle wichtigen und wesentlichen Dinge des täglichen Lebens – Arbeit, Einkauf, Freizeitaktivitäten, Bildungseinrichtungen – innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sein.
Das Konzept zielt darauf ab, städtisches Leben nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Schließlich soll der Autoverkehr reduziert und dafür der Fuß- und Radverkehr sowie der öffentliche Nahverkehr gestärkt werden. Im Vordergrund steht, die Lebensqualität durch mehr Grünflächen, kürzere Wege, weniger Verkehrsemissionen, weniger Stress und stärkere soziale Kontakte innerhalb der Nachbarschaften zu erhöhen. Planer sehen hier klare wirtschaftliche Vorteile: Der lokale Einzelhandel kann dadurch wieder an Attraktivität gewinnen, indem er stärker genutzt wird. Davon profitieren sowohl Bewohner als auch die Unternehmen selbst.
Echte Chance für Augenoptiker
Augenoptiker können sich in solchen Quartieren als Anlaufstelle für die Nachbarschaft etablieren – vor allem, wenn sie bereits eine Geschichte am Standort haben. Im Rahmen der Umwälzungen im Gesundheitswesen können sie sich zudem mit lokalen Kooperationen rund um das Thema Gesundheit positionieren. Die fortschreitende Digitalisierung der Infrastruktur unterstützt dabei die Optionen der Zusammenarbeit beispielsweise von Augenoptiker-Geschäften und Kliniken.
Als ein bekannter Vorreiter in Sachen 15-Minuten-Stadt gilt übrigens die europäische Metropole Paris. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat das Konzept aufgegriffen und setzt es bereits aktiv um. Weitere Städte, die sich mit dem Konzept beschäftigen, sind die spanische Metropole Barcelona, die australische Stadt Melbourne, wo man an verschiedenen Pilotprojekten arbeitet, oder die US-amerikanische Stadt Portland, die auf eine Mischung aus dichten Zentren und grünen Wohnvierteln setzt.
Die Bedeutung von äußeren Einflüssen
Die 15-Minuten-Stadt bietet eine visionäre Perspektive für eine nachhaltige und lebenswerte Stadtentwicklung mit mehr Miteinander. Die Umsetzung ist jedoch komplex und erfordert eine enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Bürgern.
Letzteres betrifft ebenso die sogenannte Quartiersentwicklung. Im Unterschied zur 15-Minuten-Stadt liegt dort der Fokus auf der Entwicklung neuer oder alter Quartiere.
Meistens führt sie zu einer noch stärkeren Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohnumfeld. Zu einer Unternehmensstrategie sollte daher das eigene Engagement überdacht werden, wie genau man sich in diese neuen Lebensräume einbringen möchte. Zumindest sollte man die relevanten Diskussionen rund um das Thema Nachhaltigkeit kennen, die den Standort betreffen. Eine andere Art von Mobilität oder Klimaanpassungsmaßnahmen (kommunale Wärmeplanung, Schwammstadt …) aber auch, welche Zielgruppen vor Ort sind und das Einkaufsverhalten bestimmen. Dementsprechend sollte das Ladenbaukonzept angepasst sein.
Was kommunal oft kurzfristig angestoßen wird, ist die Innenstadt-Revitalisierung: Viele Innenstädte versuchen, durch neue Konzepte und Angebote attraktiver zu werden, beispielsweise durch Modular- bzw. Pop-up-Stores mit zeitlich begrenzten Angeboten.
Treiber für eine Belebung der Einkaufsstraßen ist übrigens die eingangs erwähnte Gastronomie. Ein cooles Restaurant, ein Café oder eine Bar in der Umgebung können sich als wahre Umsatzbringer entpuppen, da es die Verweildauer erhöht.
Quellen:
einzelhandel.de/images/presse/Studie_Trends_Handel_2025.pdf
Gerrit Heinemann: Die Neuerfindung des stationären Einzelhandels
touchmore.de
zukunftdeseinkaufens.de
ehi.org – EHI Retail Institut
blog.hubspot.de/service/so-geht-omnichannel
glory-global.com/de-de/blogs/de_de/2019/robotics-im-einzelhandel/
digitalconnection.de/connected-customer/new-retail-handel-2025/