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Opti 2025: Brillenglas-Neuheiten

Zeiss auf der Opti. Bilder: Pascal Bruns und Silke Sage

Premieren, Innovationen und Kooperationen

Während in den vergangenen Jahren auf der Opti häufiger Brillengläser gegen die Myopie-Progression das Thema der Stunde waren, hat sich hier die Lage beruhigt, nachdem viele Unternehmen ihr Produkt bereits im Markt platziert haben. Doch die Brillenglashersteller verblüffen uns immer wieder mit neuen Berechnungen, um die Performance ihrer Gläser zu verbessern, und mit Innovationen, um letzte Nuancen herauszukitzeln. Das haben wir uns genauer angeschaut.

Von den Premiumlösungen der großen Hersteller über weiterentwickelte Brillengläser ist eine Messe wie die Opti prädestiniert dafür, sich ein Bild von den Neuheiten in puncto Brillengläser zu machen. In Halle C4 waren hierfür die wichtigen Brillenglashersteller mit ihren Ständen vertreten und auch darüber hinaus willig, weitergehende Einblicke in ihre Produkte zu gewähren. Etwa in Präsentationen mit ihren Produktspezialisten, die teilweise auch schon vor der Messe gebucht werden konnten, oder in spontanen Gesprächen. Wo, wenn nicht hier bietet sich Platz und Raum dafür. Zu Beginn des neuen Augenoptikjahres.

Von Brückenbauern, Comebacks und Opti-Premieren

Keine ultimative Glasneuheit im Gepäck hatte der französisch-italienische Brillenkonzern EssilorLuxottica, dafür aber als Messeneuheit die Nuance Audio-Hörbrille dabei. Erst kürzlich hatte das Unternehmen die FDA-Zulassung für die Brille mit integrierter Hörlösung erhalten. Gleichzeitig wurde die CE-Kennzeichnung gemäß der Verordnung über Medizinprodukte in der EU verliehen und ein ISO-Qualitätsmanagementsystem für Hörgeräte entwickelt, was nun die Markteinführung in Europa ermöglicht.

Ab dem ersten Quartal soll Nuance Audio in den USA erhältlich sein und in der ersten Hälfte des Jahres in einigen europäischen Ländern, darunter Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Italien. „Vor zwei Jahren haben wir uns vorgenommen, ein einzigartiges Produkt zu entwickeln, das die Art und Weise, wie Menschen sehen und hören, verändern würde. Wir wollten nicht nur zwei medizinische Geräte miteinander kombinieren, sondern haben einen völlig neuen Formfaktor für eine intelligente Brille geschaffen, um die beiden menschlichen Sinne zu unterstützen, auf die wir am meisten angewiesen sind“, sagte Francesco Milleri, Chairman und CEO von EssilorLuxottica. 

Beim Vorbeigehen oder in persönlichen Präsentationsterminen konnten sich die Besucher intensiver mit der „Brücke zwischen Optik und Akustik“ beschäftigen, wie EssilorLuxottica das Produkt selbst beschreibt. Es bleibt spannend, wie es dem Unternehmen mit dieser ­Lösung gelingt, den wandelnden Seh- und Hörbedürfnissen der Menschen Rechnung zu tragen. (Siehe auch FOCUS 2024_04)

Ein Comeback und eine Premiere auf der Messe feierte das ebenfalls zu EssilorLuxottica zählende Unternehmen Rupp + Hubrach (R+H). Der Bamberger Brillenglashersteller präsentierte nach fünf Jahren Messe-Abstinenz das in 2024 vorgestellte weiterentwickelte Gleitsichtglas SiiA 2 und ein runderneuertes Partnerprogramm. Eine ressourcenschonende und äußerst praktische Premiere gab es zudem: R+H stellte auf der Messe seine neue digitale Preisliste vor, mit der man das Sortiment flexibel und individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Augenoptikers anpassbar gestalten möchte. Zudem schont die digitale Preisliste die Umwelt. Im Detail sind das jährlich bis zu acht Tonnen Papier, die laut R+H auf absehbare Zeit eingespart werden können.

Eine waschechte Premiere in München feierte auch der neue Geschäftsführer Christian Pflaum, der den Staffelstab zum Jahreswechsel von Ralf Thiehofe übernommen hatte, und zuletzt Vertriebsleiter von R+H gewesen war. 

Aus Mönchengladbach war Hoya mit einer gutgelaunten und motivierten Belegschaft nach Bayern gereist, im Verbund mit dem etablierten Partner Seiko und erstmals auch mit der DAO. Der Anbieter von Refraktions- und Screeninginstrumenten sowie Werkstattgeräten wird seit Ende 2024 in die Unternehmensgruppe integriert. Hierzu mehr in der kommenden FOCUS-Ausgabe, wenn wir die Geräteneuheiten von der Opti thematisieren.

In diesem Jahr lag der Schwerpunkt von Hoya auf der Parametererweiterung seiner Myopie-Management-Gläser sowie auf neuen Brillengläsern für Kunden im frühen Stadium der Presbyopie. Bei letztgenannter Neuheit handelt es sich um eine ganz neue Glaskategorie, die auf Jung-Presbyope abzielt (38 bis 45 Jahre; „VisuPro Advanced Focus“). Außerdem wurden die Zentriersysteme VisuReal Master und VisuReal Move auf der Messe gezeigt.

Bei Seiko standen neben dem Seiko Vision Specialist-Partnerprogramm mit seinen innovativen Strategien zur Neukundenansprache das bekannte SRC Coating-Portfolio sowie die Erfolgsgeschichten des hochmodernen Beratungstools mit Erlebnisfaktor „Seiko Vision Experience Center“ im Vordergrund.

Der Wunsch nach präzisem Sehen in jeder Perspektive, angepasst an moderne Sehgewohnheiten führte zu einer neuen Entwicklung der biometrischen Brillengläser von Optiswiss. Das „Biometrics Horizon“ getaufte Gleitsichtglasdesign wurde auf der Opti 2025 vorgestellt und zählte ganz klar zu den Highlights der Schweizer. Einen exzellenten Spontankomfort, eine optimale Sehleistung in allen Sehsituationen und ein neues Plus an Verträglichkeit verspricht der Anbieter.

Auch der Platzhirsch bei den biometrischen Brillengläsern kennt keinen Stillstand. Während die eine Neuheit gelauncht wird, werden im Hintergrund schon die Nachfolger entwickelt. So verhielt es sich auch mit der „BIG Vision“, die 2020 von ­Rodenstock auf der Opti vorgestellt wurde. Fünf Jahre später steht die nächste Generation in den Startlöchern, die sowohl die Biometrie des Auges als auch die individuelle visuelle Sensitivität berücksichtigt. „BIG Exact Sensitive“ soll Brillenträgern zu einem übergangsloseren, dynamischeren Sehen, einem verbesserten Lesefluss sowie einer besseren Orientierung verhelfen.

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Brillenglas in allen Facetten

Auch die etwas kleineren Anbieter zeigten sich auf der Opti und waren sich ihrer guten Position bewusst, Stammkunden begrüßen zu können, oder schon länger interessierte Augenoptiker einmal im persönlichen Gespräch zu überzeugen. 

Ein solcher Brillenglashersteller ist Visall. Das Unternehmen aus Lörrach hatte mehrere Produktneuheiten passend zur Messe dabei, wie seine Pro I-DNA Office-Brillengläser, die an verschiedene Monitor-Arbeitsplatzsituationen anpassbar sind. Hierbei sorgt eine VR-Brillen-Technologie für eine Analyse der individuellen Blick- und Augenbewegungen. Die Entwicklung des Freeform-Bildschirmglases berücksichtigt die horizontale und vertikale Blick- und Kopfausrichtung in verschiedenen Sehentfernungen ebenso wie die Augen- und Kopfbewegungen in einer VR-Arbeitsplatzsimulation vor einem oder mehreren Bildschirmen. Dank der Morphing Technology wird das Glasdesigns auf der Grundlage des persönlichen Sehprofils erstellt, das dann in die Produktion einfließt. Auch neue Farben wie Mauve, Lavender oder Cyan sollen Augenoptikern nun eine noch breitere Palette verschaffen, um modebewusste Kunden anzusprechen. 

Nach dem Opti-Debüt im Vorjahr präsentierte sich auch Optik Weber erneut als aufstrebender Partner für die Augenoptikbranche. Neue Fassungsmarken und auch eigenes Freiform-Glas zur Myopie-Kontrolle kamen bei den Messebesuchern gut an. „Wir freuen uns sehr über die positive Resonanz auf der Opti 2025. Die hohe Besucherfrequenz an unserem Stand zeigt, dass unser Ansatz, Optikern sowohl hochwertige Brillengläser als auch exklusive Fassungen aus einer Hand zu bieten, genau den Nerv der Zeit trifft“, erklärte Geschäftsführer Korhan Gazi nach der Messe. Entgegen dem Trend vieler Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, fertigt der Brillenglashersteller nach wie vor vollständig in Deutschland, und betont, damit nicht nur die Präzision und Langlebigkeit, sondern auch nachhaltige und zuverlässige Lieferketten zu ermögliche.

Ebenfalls recht neu auf dem Markt mit seiner Produktion in Deutschland ist Leica Eyecare, das auf der Opti in Halle 4 wieder seine Premium-Einstärkengläser und Gleitsichtgläser präsentierte. Der Brillenglasanbieter schreibt sich auf die Fahne, mit seinem Angebot alle Sehbedürfnisse – seien es Lösungen für den Arbeitsplatz oder für die Freizeit – abzudecken. Damit trifft das Unternehmen, wie zu sehen war, zusehends auch den Nerv der Augenoptiker und Messebesucher.

Augengesundheit im Fokus bei Zeiss

Wie gewohnt auf der Opti gleich mehrere Themen präsentierte Zeiss. Da wäre die neue ab Anfang April erhältliche Brillenglasbeschichtung „DuraVision Gold UV“, die im ­Premium-Segment verortet ist und laut Zeiss eine noch bessere Reinigung, Haltbarkeit und Klarheit bietet.Sie verfügt über einen ästhetisch ansprechenden goldenen Restreflex, der gemäß der Farbe einen luxuriösen Look verleiht.

Außerdem stellten die Aalener ein neues multifunktionales Refraktionsgerät zur Schau, das vielfältige Möglichkeiten für Augenoptiker bieten soll. Das Gerät Visuref 1000 integriert die klassische Autorefraktion, Keratometrie, Pupillometrie, Hornhauttopografie und Wellenfront-Aberrometrie-­Messungen in ein umfassendes System und bietet dazu erweiterte Funktionen wie einen Trockene Augen-Check.

Darüber hinaus unterstützt es durch ein integriertes Non-Contact-Tonometer sowie eine non-mydriatische Funduskamera dabei, Augenerkrankungen früher zu erkennen – und öffnet damit gleichzeitig auch das Tor zu dem wichtigsten Messethema von Zeiss auf der diesjährigen Opti.

Kooperationen in Sachen Augengesundheit finden sich vermehrt, um dadurch Endkunden niederschwelliger Angebote im Bereich Vorsorge bieten zu können. Ein Trend, der sich schon auf der letzten Opti abgezeichnet hatte.

Auch Zeiss hat dieses Jahr die „Augengesundheit im Fokus“. So bezeichnet es der Brillenglashersteller selbst in seinen Marketingunterlagen. Der medizinische „Augen-Check-Up“ in Kooperation mit dem Anbieter Ocumeda soll jetzt dem Augenoptiker gleich mehrere Vorteile und Verkaufsargumente verschaffen. So soll neben der Kunden- und ­Neukundengewinnung auch die Erweiterung des Dienstleistungsportfolios einen positiven Einfluss auf das Kerngeschäft des Augenoptikers haben. 

Der medizinische Check-Up von Ocumeda ist bei dieser ­Kooperation eingebunden in das sogenannte „Zeiss EyeCare Network“, eine Plattform die das Augenoptikgeschäft mit ausgewählten Augenärzten verbindet. Und das funktioniert so: Die Screening-Daten, die ein Augenoptiker erfasst, werden an die Zeiss/Ocumeda-Plattform übermittelt. Anschließend werden diese Daten von in Deutschland zugelassenen Fachärzten für Augenheilkunde ausgewertet. 

Anschließend erhalten die Kunden einen augenärztlichen Befundbericht mit fundierter Einordnung und individuellen Handlungsempfehlungen. Dadurch können Auffälligkeiten an den Augen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Der Start des Eye Care Networks im DACH-Raum erfolgte Anfang März. Das Unternehmen und sein Kooperationspartner sind schon gespannt, wie sich das Angebot entwickelt. Wir werden das Thema auch weiter eng begleiten. 

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